Das Sitz 1x1 (Teil 1)
Vor fast 3 Jahren fuhr ich noch eine Africa Twin und schrieb einen Bericht über Jungbluth und seine Sitzbank. Jetzt fahre ich eine Honda NT 1100 und muss feststellen: Die Sitzbankprobleme sind dieselben. Zu weicher Schaumstoff und dass man die NT Sitzbank nochmals mit dem weichen Schaumstoff aufgepolstert bekommen kann, macht das Problem nicht unbedingt besser.
Also war ich auf der Suche nach einem „neuen Jungbluth“ und wurde fündig.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: Besser als der Meister? Von mir ein klares Ja.
Wo die Jungbluthsitzbank manchmal noch etwas „eckig“ wirkt und man sich denkt: Da fehlt noch ein wenig Feinschliff, kommt die Wagnersitzbank formvollendet und passgenau, einfach draufsetzen und wohlfühlen.
Na gut, ganz so einfach war das dann doch nicht, wir mussten 2x anpassen aber die Sitzbank ist dafür so individuell wie der Mensch selbst.
Warum kann es also sinnvoll sein einen Sattler aufzusuchen, selbst wenn man kein „Popoweh“ und keine Probleme mit der Sitzbank hat?
Die Begründung liegt in der angepassten Höhe und der veränderten Härte.
Das mit der richtigen, persönlichen, angepassten Höhe ist wohl jeden aus dem Ergonomiebereich des Bildschirmarbeitsplatzes bekannt. Beim Motorradfahren kann das sogar noch wichtiger sein. Passt die Höhe erzeugt das eine Menge kleiner, positiver Effekte auf: Stabilität, Handling, Fahrstiel, Ausdauer, Konzentration….
Kommen wir zum Casus Knacksus, der härtere Schaumstoff. Als erstes hierzu etwas Biomechanik: Motorradfahren besteht unter anderem aus einer Kombination von Kraftausübung über den Lenker und Gewichtsverlagerung durch den Fahrer, und dies natürlich unterschiedlich je nach Situation: Gelände, Straße, Kurve, Serpentine, Kurvenkorrektur, schnelles Ausweichen usw....
Haben wir einen „sportlichen“ Motorradfahren mit einem guten, ausgeglichen, muskulären System so fällt ihm diese Technik wahrscheinlich nach einiger Übung nicht allzu schwer. Nur leider ist der durchschnittliche Motorradfahrer 55 Jahre aufwärts und sehr oft ist der „sportliche Motorradfahrer“ eine Erinnerung an früher.
Umso wichtiger wird jetzt die Frage: wie schaffe ich es dieses „Ungleichgewicht“ zu reduzieren, ganz klar …Training.
Ich kann aber auch über technische Umsetzungen positive Unterstützung geben, wobei wir wieder bei der Sitzbank sind.
Sitze ich auf weichem, womöglich noch extra hoch gepolstertem Schaumstoff wie die Prinzessin auf der Erbse fehlt die Stabilität des Beckens als Schlüsselpunkt für die notwendige Stabilisation des Rumpfs.
Ein stabiler Rumpf ist die Voraussetzung für einen guten, sicheren Fahrstil. Das Ergebnis: Es fällt schwer eine genau Linie zu fahren und das kann dann z.B., verwechselt und aufs Fahrwerk geschoben werden.
Habe ich nun einen härteren Schaumstoff, bekomme ich die Unterstützung schon dort wo ich sie benötige, nämlich am Becken. Zur Erinnerung: Becken stabiler…Rumpf stabiler…bessere Kontrolle…bessere Linie und noch eine Menge mehr.
Die Kunst ist natürlich das rechte Maß zu finden…deswegen zum Sattler eures Vertrauens.
Im Sitz 1x1 (Teil 2) erzähle ich euch mehr über den Sattler meines Vertrauens.
Wie immer, liebe Grüße
Auf den Fotos sieht man die fertige Sitzbank mit 2 cm Erhöhung, incl. härterer Schaumstoff, Kaschierschaumstoff, Geleinlage und dem original Sitzleder.