Früher bin ich liebend gerne meine Pan European ST1100 gefahren und bin heute noch in entsprechenden Foren aktiv.
Da die Pan nicht mehr gebaut wird, steigen viele auf die Gold Wing um. Dieses Bike wird in den Foren als das Ende der Fahnenstange bezeichnet. Und das wollte ich erfahren.
Ich hatte mir bei Fa Fuchs in Uslar eine Gold Wing GL 1800 SC 47 von Freitag nachmttag bis Montag vormittag gemietet. Die chromglänzende Wuchtbrumme stand bereit und ich wurde kurz in die 57 Knöpfe und Schalter eingeweiht. Mit Blick auf meinen Erwin meinte er nur "Du wirst aufsetzen, aber das sind nur die Fußrasten, kein Problem". Dann hieß es umladen und Erwin verlassen.
Welch Masse die 420 kg Leergewicht sind, spürt man, wenn man die Fuhre vom Seitenständer wuchtet. Platz nehmen auf dem Chefsessel. Man sitzt gerade, wie auf einem Bürostuhl. Nimmt man die Hände an den Lenker sitzt man sehr entspannt, sehr gut für Langstrecke. Die Ellebogen liegen beinahe am Bauch an, was bei engen Kurven schon fast Körpereinsatz braucht.
Der Blick nach vorne geht über eine mächtige Verkleidung mit Lautsprecherboxen, Handschuhfächern, Anzeigen, einem externen Navi und zig Schalter zu der riesigen Scheibe. Da guckt man durch. Das wird ja spannend.
Zündung an, Motor an. Der sixpack säuselt leise. Navi programmiert. Klack, der erste ist drin und die Kupplung langsam kommen lassen. Das Ding kommt ins rollen und verliert sofort das massige. Nach wenigen Metern ist Vertrauen da und ich fahre vom Hof. Der niedrige Schwerpunkt und der lange Radstand macht die Fuhre so unglaublich stabil - ich bin noch nie so einfach langsam gefahren (ca 7 km/h).
Der Plan war, über Land die ca 300 km nach Hause zu fahren. Samstag und Sonntag wollte ich die Fuhre hier in der Heimat testen und Montag früh wieder nach Uslar.
Zielgenau lässt sie sich steuern, auch in enge Kurven. Der sixpack hängt willig am Gas und hat was turbinenhaftes. Das macht Spaß, da kann man sich dran gewöhnen. Leider war das Fahrwerk meinen EERA Ansprüchen nicht gewachsen. Je schlechter der Teer umso rumpeliger wurde das Ding.
Das Radio blärrte. Je schneller, je lauter. Hihi - das Radio kämpft gegen meinen isoliertem Helm an. Aus heutiger Sicht völliger Quatsch. Die Schräglagenfreiheit war gar nicht so sehr ein Problem, man kommt flott vorwärts. Nur wenn man sich mal in der Kurve vertut, hat man keine Reserven mehr.
Am Samstag bin ich mit der Brumme in den Vogelsberg und die Rhön gefahren. Man kann im 2. anfahren, auf 40 km/h beschleunigen und dann direkt in den 5, Bums hat das Ding genug. Schalten ist nur zum anfahren nötig.
Aufgefallen ist mir auch, das ich mehr Platz und Aufmerksamkeit auf der Strasse bekam als mit meinem Erwin. Dann fing es an zu regnen. Tropfen auf der Scheibe und dem Visier. Zum Glück konnte ich die Scheibe soweit absenken, so das ich drüber gucken konnte. Solange man fährt, bleibt man trocken. Leider hatte die Fuhre ihre Probleme mit nassen Gullideckel , Markierungen und Flickstellen.
Sonntag wollte ich in den Odenwald, aber es regnete zu kräftig, eine Stunde hab ich im Wartehäuschen gestanden.
Montag habe ich die Fuhre wieder zurück gebracht und konnte meinen Erwin wieder in Empfang nehmen.