Beiträge von SMS

    In der Anbau/Bedienungsanleitung steht, so glaube ich gelesen zu haben, dass man die Griffheizung unmittelbar nach dem Einbau für ca. eine Woche nur auf de niedrigsten Stufe benutzen darf, um eine Beschädigung zu verhindern.


    habt Ihr (die, welche Probleme mit der Heizleistung haben) euch daran gehalten ?

    Hallo werte Motorradfahrergemeinde,


    ich habe zwecks Kaufentscheidung unter anderem AT und GS für mich getestet und verglichen (incl. ausführlicher Probefahrt > 200km – allerdings nur Straße). Ich habe mir auch weitere Konkurrenz aus Japan, Italien, England und Österreich genauer angeschaut – GS und AT gefallen mir aber am besten. Die folgenden Aussagen entsprechen natürlich meiner persönlichen subjektiven Meinung.


    Zu meiner Person:
    Ich bin 1,80m groß, 78kg schwer, fahre seit ca. 20 Jahren motorisierte Zweiräder (ca. 12000km pro Jahr – meist Tages-/Wochenendtouren). Ich bevorzuge Landstraßen (je schmaler desto besser – auch Feldwege können schon mal dabei sein) und versuche Stadt-/Autobahnfahrten zu vermeiden, wo immer ich kann. Privat fahre ich aktuell was Italienisches und ab und zu eine NC750S (Motorrad meiner Frau), beruflich hatte ich meist mit den Bayrischen Zweiradspezialisten zu tun. Aber nun zum Vergleich:


    Optik:
    Die AT wirkt auf mich in der Seitenansicht deutlich länger und hochbeiniger (gemäß technischen Daten ist die AT 12,8cm länger und 6,3 cm höher, Radstand +6,8 cm), von vorn oder hinten betrachtet aber deutlich schlanker (nicht nur im Bereich des Motors). Die GS sieht dagegen – höflich formuliert – etwas pummelig aus. Die Verarbeitung erscheint bei beiden Modellen hochwertig. Mich stört an der AT die Farbkombination aus goldener Gabel und dem dunklen Kupferton der seitlichen Motor-/Getriebeabdeckung, an der GS die Scheinwerfergestaltung und der “Schnabel“. Von der Optik her könnte ich mit beiden Fahrzeugen gut leben.

    Sound:
    Der Sound am Auspuff ist bei beiden mit den Serienanlagen recht gut und nicht zu laut . Bei der AT klingt alles aber etwas kerniger (wahrscheinlich durch den Hubzapfenversatz und die damit verbundene ungleichmäßige Zündfolge). Dazu kommt bei der AT ein angenehm leises Ansaugpfeifen, bei der GS die im Leerlauf deutlich hörbaren mechanischen Geräusche der Ventilsteuerung – die mich persönlich etwas an das Schütteln einer halb gefüllten Werkzeugkiste oder an einen kurz bevorstehenden Motorschaden erinnern. Soundmäßig liegt die AT bei mir deutlich vorn ist aber von entscheidender Bedeutung.


    Ergonomie:
    Bei der AT ist die Fahrersitzbank vorn etwas schmaler (man kommt leichter mit den Füßen auf den Boden) und insgesamt länger (mehr Bewegungsfreiheit). Rutscht man auf der AT ganz nach vorn, so sitzt man näher am Lenker als bei der GS (geht schon leicht in Richtung Supermoto) was meinem sportlich aktiven Fahrstil eher entspricht. Sitzt man auf der AT weiter hinten, so fühlt sich das an wie auf der GS – sehr gut. Der Kniewinkel ist bei beiden sehr ähnlich, Der Tank der AT ist im Bereich der Knie schmaler/angenehmer. Die Zylinderköpfe der GS empfand ich nicht als störend. Die Sicht über die Spiegel ist bei beiden OK, genauso wie der Windschutz – bei der AT allerdings mit spürbar weniger Verwirbelungen (trotz Verstellmöglichkeit der GS-Scheibe). Die Instrumente sind bei beiden nicht das gelbe vom Ei – Spiegelung bei der AT (kann ev. mit einer Antireflexfolie behoben werden) / zu kleiner Drehzahlmesser, ungünstige Skalierung des Tachos, unübersichtliches LCD bei der GS. Aus ergonomischer Sicht gefällt mir die AT etwas besser.


    Motor:
    Durchzug und Beschleunigung sind bei beiden Modellen für mich absolut ausreichend – Die GS hat aber in allen Bereichen etwas mehr Motor-Power (Die Mehrleistung fühlt sich allerdings eher nach höchstens 10PS und nicht nach 30PS an – siehe auch bei Getriebe). Ansprechverhalten, Lastwechsel, Vibrationen – bei beiden alles sehr zufriedenstellend. Der Verbrauch der GS finde ich schon sehr gut, die AT verbraucht noch etwas weniger (Bei gleicher Fahrweise, gleicher Strecke und vergleichbarem Wetter über ca. 215km: AT 4,7l/100km, GS 5,2l/100km). Das Power-Kapitel geht knapp an die GS.

    Getriebe:
    Ich habe nie etwas auf Schaltassistenten oder Automatikgetriebe gegeben – bis meine Frau sich eine NC750S DCT zugelegt hat. Das Ding schaltet schneller und ruckfreier als die meisten Motorradfahrer bzw. Schaltassistenten es könnten – und zwar immer. Anfahren, Fahren mit niedrigster Geschwindigkeit (2-4 Km/h), Wenden auf kleinem Raum,engste Serpentinen ... ging alles super einfach. Manueller Eingriff war nur selten notwendig und kinderleicht. Da ich mich auch bei sportlicher Fahrweise nicht auf Gänge achten musste, konnte ich mich viel besser auf den Grenzbereich der NC konzentrieren (Die Nippelchen der Fußrasten werden seit dem schnell kürzer). In Kurven trotz hoher Schräglage schalten geht ruckfrei und ohne Auswirkungen auf die Fahrstabilität. Beim Ampelstart im normalen Alltag (für alle die nicht an jeder Ampel mit 5000 1/min Motordrehzahl minutenlang auf „Grün“ warten) ist die NC750S DCT auf den ersten Metern deutlich flotter als die meisten Motorräder mit Schaltgetriebe (einschließlich GS) – fühlt sich gleich nach 20PS mehr an. Verdammt - Ich wurde bekehrt – wenn eine AT, dann nur mit DCT.
    Ich vergleiche daher mal für mich (und weil es wahrscheinlich für viele interessant ist) DCT (AT) und Schaltgetriebe mit Schaltassistent(GS). Es mag irgendwo da draußen eine GS mit perfekt schaltendem Getriebe geben – ich habe zur Probefahrt keine erwischt (bei den von mir ebenfalls probegefahrenen R und RS war es genau so). Das Getriebe arbeitet hakelig und knorrig aber es funktioniert zumindest. Der Schaltassistent funktioniert hingegen nur selten zufriedenstellend. Das Hoch-/Runterschalten beim Fahren mit konstanter Geschwindigkeit mag der Schaltassistent gar nicht, Hochschalten geht nur dann vernünftig, wenn man ordentlich am Heizgriff dreht,... - wenn GS, dann nur ohne Schaltassistent. Das DCT der AT arbeitet genau so gut wie bei der NC750S lässt sich jedoch noch besser auf die Bedürfnisse des Fahrers einstellen. Das Leistungsdefizit des Motors wird gefühlsmäßig so gut wie ausgeglichen. Kurz und Knapp: DCT (AT) gegen Schaltassistent (GS) – gefühlt 100 zu 0.


    Fahrwerk:
    Beide Motorräder lassen sich ausgesprochen komfortabel bewegen – hier sehe ich beide als gleichwertig. Bei sportlicher Fahrweise (starkes Beschleunigen/Bremsen) drückt es die AT dann deutlich mehr in die Federn, bleibt dabei aber dennoch absolut stabil und sicher. Das voll einstellbare Fahrwerk der AT kann aber auch sportlich straff ohne seekrank zu machen. Dazu muss man allerdings wissen, an welchen Schräubchen man wie weit und in welche Richtung drehen muss. Nach ein paar Versuchen klappt das bestimmt (wer zu faul zum Schalten ist, will aber auch nicht ständig am Fahrwerk fummeln). Bei der GS geht alles automatisch (ESA sei dank) und das auch während der Fahrt . Hier also klarer Vorteil GS.


    Handling:
    Trotz ähnlichem Gewicht fühlt sich die AT beim Rangieren und Fahren mit Schrittgeschwindigkeit deutlich leichter/besser an (liegt das am Lenkungsdämpfer der GS?). Auch beim Fahren bis ca. 80 km/h scheint mir die AT agiler zu sein. Von 80km/h bis 110km/h sind beide gleich, darüber verlangt die AT etwas mehr Krafteinsatz am Lenker (hier wirken sich die Kreiselkräfte der größeren Räder wohl aus). Insgesamt betrachtet ist das Handling bei beiden ausgezeichnet – also Gleichstand.

    Haltbarkeit:
    Ich habe weder mit einer GS noch AT Langzeiterfahrung, aber ich habe mit Honda und BMW Erfahrungen – hier ein paar Beispiele: Ich hatte im Laufe der Zeit 5 Hondas (jede ca. 20000 – 30000 km gefahren) ohne jeglichen Defekt – nur Fahren, Tanken, Durchsicht und mal neue Reifen. Mein Arbeitgeber hatte zuletzt 15 R1200RT (aktuell zwischen 3000 und 5000 km Fahrleistung – aber nicht nur von mir) im Fuhrpark. Auch hier sind keine mit einem gut funktionierenden Getriebe dabei. Davon sind 6 gefühlt dauerkrank - wenn sie fahren, dann nicht selten auf einem Transporter zur Werkstatt. Eine davon hat nach der Auslieferung (neu) gerade einmal die 500m bis zur Tankstelle geschafft – dort lief der Sprit nicht nur oben rein sondern gleich wieder unten raus – es fehlte wohl eine Dichtung. Die Anderen laufen zumindest ohne größere Defekte. Da die Fahrer auf allen Maschinen oft gewechselt haben, gehe ich nicht von Bedienungsfehlern Einzelner aus. Bei der Haltbarkeit vertraue ich eher Honda.


    Preis / Austattung soweit möglich ausstattungsbereinigt und ohne Überführungskosten gemäß den aktuellen Listenpreisen der Hersteller:
    AT+Hauptständer (geringere Motorleistung / verstellbare Scheibe fehlt): 12624,00€
    GS+LED-Scheinwerfer/Blinker+Speichenräder+Handschutz+Kofferhalter: 16375,00€
    und nun so wie ich sie mindestens gern hätte:
    AT wie oben+DCT+Seitenkoffer+Griffheizung: 14727,00€
    GS wie oben+ESA+Seitenkoffer +Griffheizung: 18030,00€
    Vor allem bei der GS geht ausstattungsmäßig noch viel mehr, preislich aber auch (den Schaltassistent würde ich nicht einmal geschenkt nehmen). Ein Schnäppchen ist sicher keine von beiden.

    Zusammenfassung:
    besondere Stärke besondere Schwäche
    AT DCT-Getriebe begrenzte Ausstattungsmöglichkeiten
    GS ESA Getriebe


    Persönliches Fazit:
    Abseits von Zahlen und Messwerten bin ich nun doch ein wenig überrascht. Dass die GS insgesamt in sehr gutes Motorrad ist, habe ich erwartet, dass die AT vieles genau so gut (und manches sogar besser) kann eher nicht. Zumindest verstehe ich jetzt warum einige so zwischen beiden Modellen hin und her gerissen sind. Mir ist die Entscheidung nach den Probefahrten mit AT und GS bestimmt nicht leichter gefallen. Obwohl ich ursprünglich von der GS überzeugt war, habe ich mich nach meinem Vergleich für eine AT mit DCT entschieden.