Als die Bremse wieder auftauchte, zuerst die mißtrauisch tastenden Fühler, dann zögerlich das ganze Insekt und langsam über mein Blickfeld krabbelte war klar, dass ich sie beim letzten Halt doch nicht aus dem Helm bekommen hatte. Irgendwie war sie zwischen Sonnen- und Hauptvisier geraten und dort meinen Abschüttelversuchen entkommen. Seufzend hielt ich an. Die abendliche Tour hatte mit einem kurzen Regenschauer und stressigen Ortsdurchfahrten voller genervter Feierabendpendler nicht so gut begonnen. Irgendwie wollte es heute nicht so richtig klappen.
Ich zog also den Helm vom Kopf und konnte nach einigem Visier Hin- und Hergeklappe die Gute erwischen, bei den Flügeln packen und in den nahegelegenen Wald befördern. Beim Umsehen fiel mir dann auf, wie genial doch die Landschaft hier eigentlich ist. Reichlich Kurven, unterbrochen von kleinen Waldstücken und träge vor sich hindämmernden Dörfen. Ich fand, es war Zeit, mal kurz innezuhalten und über die letzten Monate nachzudenken.
Im Januar hatte ich, aus einer Laune heraus, die AT bestellt. Ich bin die letzten Jahre nicht mehr intensiv gefahren und hatte die Lust am Hobby so ziemlich verloren. Meine treue Suzi, die es immerhin 24 Jahre bei mir ausgehalten hat konnte mich auch nicht mehr so recht begeistern. Und obwohl die Auswahl an Moppeds derzeit gigantisch ist, ist der Funke bei mir nie so richtig übergesprungen. Immer gab es irgendwas zu mäkeln: zu dick, zu schwer, zu hässlich, zu teuer, zu was weiß ich.
Bis dann die AT auftauchte. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase passen wir jetzt richtig gut zusammen. Hat es mich letztes Jahr noch Überwindung gekostet, allein nur den Helm aufzusetzen um eine Runde um den Block zu drehen kann ich es derzeit gar nicht abwarten. Wenn sich nur ein paar Lücken in den Wolken auftuen geht es nach der Arbeit auf die Rolle. Unglaublich wie viele Orte in der näheren Umgebung mir unbekannt, wie viele geniale Kurvenkombinationen mir entgangen waren. Die AT entdeckt sie für mich. Früher bin ich oft nach Navi gefahren, heute fahre ich der mehr Nase nach. Dazwischen liegen Welten.
Zeit, auch mal Danke zu sagen. Danke an den genialen Designer, der das Mopped entworfen hat, an die Ingenieure, die ihr die Seele eingehaucht haben, an die vielen Hände, durch die es gegangen ist, bis es den Weg zu mir gefunden hat. Tja, und danke auch an das Forum hier, in dem so viele Fragen beantwortet werden, auch wenn ich längst nicht alle verstehe. Irgendwie hat wohl alles so sein sollen. Wie sagt mein FHH Carsten immer: Alles richtig gemacht.
Die Heimfahrt war dann allererste Sahne.
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Grüße
Jürgen
P.S.: wenn ihr mögt, schreibt doch Eure Geschichte mal hier rein.