Moin zusammen,
Ich habe lange überlegt ob ich zu dem Thema Stundenlohn was schreiben soll da es ja einiges an Zündstoff beinhaltet.
da ich aber sehr lange Zeit in diesem Bereich gearbeitet habe und jetzt auch immer noch selbstständig bin glaube ich das ich mir hierzu ein Urteil erlauben kann.
Motorradfahren ist ein teures Hobby und wer selbst was machen kann ist hier klar im Vorteil und kann auch Geld sparen. Wer das nicht kann muss halt in die Werkstatt und mehr oder weniger hohe Stundenlöhne bezahlen.
Der Unterschied zwischen einer freien Werkstatt und der Markenwerkstatt fängt schon damit an das in der marken Werkstatt durch den Hersteller bestimmte Auflagen und Anforderungen gibt. Je nachdem über welche Marke wir sprechen sind diese verschieden groß. Bei Honda gibt es Vorgaben zu den Farben, der Ausstattung, dem Schulungsstand der Mitarbeiter, Spezialwerkzeug (der Händler muss zu jedem neuen Moped ein bestimmtes Paket an Spezialwerkzeug kaufen) und noch einiges mehr. Erfüllt er diese Vorgaben nicht geht im im besten Fall nur etwas Marge an den Neufahrzeugen verloren, im schlechtesten Fall der komplette Vertrag. Dies alles koste Geld und muss irgendwie finanziert werden.
Der nächste Punkt sind die Lohnkosten. Gute Mopedschrauber sind selten und werden entsprechend gut bezahlt. als ich vor gut 20 Jahren den Motorradbereich verlassen habe, gab es für die guten Leute schon einen Stundenlohn der zwischen 20 und 30 Euro lag. Hierauf zahlt der Arbeitgeber nochmals gute 30 % Lohnnebenkosten. womit wir uns hier schon im Bereich von 26 - 39 Euro bewegen. Hinzu kommt hier noch solche Themen wie Krankheit und Urlaub. Ich glaube wenn man einen guten Mechaniker heute mit 45 Euro auf der Kostenseite ansetzt liegt man nicht falsch. Hierzu kommt noch das unproduktive Personal wie Annahmemeister, Buchhaltung, Teiledienst... Auch die möchten ihren Lohn haben.
Dann gibt es das Thema Teilebevorratung. Auch hier fordert der Hersteller einen gewissen Teile Stamm so das der Händler vernünftig das Tages Geschäft abwickeln kann. Leider sind in diesen Paketen nicht nur Inspektion und Verschleißteile enthalten, sondern durchaus auch mal Dinge die nie verkauft werden. Auch das muss irgendwie bezahlt und finanziert werden.
eine Vernünftige Werkstatt benötigt auch Flächen. Selbst wenn dies Eigentum ist muss doch zumindest eine Kalkulatorische Miete angesetzt werden. Ich denke das ich mit rund 250m² eher tief liege. Da es sich bei einem Markenhändler um Mischflächen handelt (Produktion, Handel, Büro) würde ich hier den durchschnitt bei 10 Euro ansetzen was zu einer Kaltmiete von 2500 Euro führt. das entspricht einer Miete in der Arbeitsstunde von rund 15,50 Euro netto oder eben 18,45 Euro Brutto. Womit wir hier schon bei knapp 65 Euro Kosten die Stunde liegen.
Nun kommen wir zu dem zumindest im Moment größten Posten Energie. Mir wurde der Stromvertrag gekündigt und der neue Vertrag ist um den Faktor 5 höher. Alternativen werden zur Zeit keine angeboten und im Gewerblichen Bereich gibt es keine Grundversorgung, die zwar teuer aber eben garantiert ist. Im Gewerblichen Bereich ist es möglich das man irgendwann ohne Strom dasteht. Also ist man gezwungen sich hier auf einen Vertrag einzulassen. Ich denke eine normale Werkstatt wird momentan Stromkosten haben die sich um die 4000 Euro im Monat bewegen. Was wiederum auf die Arbeitszeit runtergerechnet rund 25 Euro sind. Heizung und Wasser ist hier noch gar nicht berücksichtigt.
Mit dieser Beispiel Rechnung hat das Unternehmen ohne das es etwas arbeitet schon rund 90 Euro die Stunde auf dem Zettel, auf der Kostenseite stehen.
Wenn man jetzt noch berücksichtig was der Staat von den 139 Euro kassiert bleibt nicht wirklich viel übrig für den Unternehmer, der das komplette Risiko trägt. Wenn der Unternehmer morgen seinen Laden zuschließen muss steht er ohne Unterstützung auf der Straße. Hier gibt's kein Arbeitslosengeld oder ähnliches. Und wenn's richtig blöd läuft hat er auch noch einen Haufen Schulden am Hintern.
Eine freie Werkstatt kann hier anders Kalkulieren da die Kosten Seite ein komplett andere ist. Meistens sind die Personalkosten geringer, es gibt weniger unproduktives Personal. Die Miete ist günstiger und auch die Flächen sind meistens kleiner und auch an günstigeren Orten. Das heißt nicht das diese Leute schlechter arbeiten aber eben anders.
Vor diesem Hintergrund sollte man solche Aussagen wie Wucher und Apotheken Preise einfach nochmals überdenken.
Das ist einfach nur meine Meinung dazu und soll zum nachdenken Anregen. Ich kann nur sagen das meine Werkstatt Preiswert ist, nicht billig aber eben ihren Preis wert. Ich werde das ganze auch nicht weiter kommentieren.
Gruß Robert