Nun ja, Mehrbereichsöle sind aber gerade darauf ausgelegt, dass sie ihre Viskosität eben NICHT so stark ändern wie ein altmodisches Einbereichsöl. Ein 20W-80 soll beim Kaltstart im Winter so dünnflüssig sein wie ein 20er Einbereichsöl, bei heißgelaufenen Motor und vielleicht 150°C aber immer noch so zähflüssig seinen Schmierfilm aufrechterhalten wie ein dickes 80er Öl.
Weil ich selber ein bisschen unsicher bin, welches das richtige Kettenbild ist, hier meine Meinung zur richtigen Kettenbenetzung - ohne wissenschaftliche Studie mit großer Fotodokumentation:
Unter old-Kettenfett-Verwendern hieß es immer, dass der Fettfilm auch das harte Aufschlagen der Kettenrollen auf Ritzel und Kettenrad dämpfen soll. Demnach sollten die Kettenrollen immer Spuren von Fett (und Schmutz) tragen und spätestens bei komplett blanken, hellen Kettenrollen sollte nachgefettet werden.
Unser Kettenöl hat ja etwas andere Eigenschaften: Unter die O- oder X-Ringe gelangt es genausowenig wie das Kettenfett, dort sorgt ja bei intakter Kette eine Dauerfettfüllung für die nötige Schmierung. Das Öl soll aber vom Kettenrad in den Spalt zwischen Innenlasche und Rolle gelangen (hab ich weiter vorne in diesem Thread gelernt) und bei einseitiger Schmierung sogar unter der Rolle zur gegenüberliegenden Innenlasche kriechen. Wenn man mit der Lupe eine vor der Ölung blank geputzte Kette betrachtet, kann man mit Glück erkennen, dass es auf beiden Seiten im Spalt zwischen Rolle und Innenlasche glänzt und das Öl natürlich auch auf die Außenseite der Rolle gelangt. (Wegen der verbleibenden Unsicherheit über das richtige Kriechverhalten gibt es ja eben hier die Diskussion über den Doppelöler und die tolle 3D-Druck-Initiative.)
Ich denke also, wenn nach dem Ölen kleine Tröpfchen auf den Höckern der Kettenlaschen thronen, dann hat man zuviel des Guten getan. Die landen nämlich kurz darauf in der Umgebung und auf der Felge. Spätstens wenn die Kettenrollen aber wieder hell und blitzblank sind, sollte man nachölen. Gibts da Widerspruch? Dann her damit! 
(Hab übrigens für mich selber mal versucht, mit der Handykamera verschiedene Kettenbenetzungsbilder zu dokumentieren, das ist aber bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen nur sehr schwer vergleichbar.)