Als wir uns an OneOne gemacht hatten, standen in meinem Regal noch diverse Öle anderer Schmiersystem-Hersteller. Unter anderem auch Rot/Blau vom Briten.
Als ich dann mal so einen Briten zerlegt hab, wurde mir sehr schnell klar, dass die temperaturabhängige Viskosität hier die ganz grosse Herausforderung werden wird. Der U-Druck Brite hat da ein kleines Nadelventil dessen Ringspalt sich zwar einstellen lässt, aber die unter Wärmeeinfluss massiv veränderte Ölviskosität nicht mehr genügend drosseln kann. Deshalb die zwei Viskositäten.
Schlau wie ich damals zu sein glaubte, bin sofort auf ein dickes Getriebeöl als Standartbefüllung gewechselt. Viskositäten von 80+.
Was dann kam, hat uns wirklich fast verzweifeln lassen. Begonnen haben wir in unserer Werkstatt bei kanpp 20 Grad. Alles bestens. Bis wir dann auf die Idee kamen, da mal einen Haarföhn hinzuhalten.
Zurück auf Null triffts wohl am besten.
Wir haben uns dann nochmal an die Drossel gesetzt und dürfen wohl sagen, dass wir damit einen Treffer gelandet haben.
Über diese kleine zwei Umdrehungen Drossel können wir auch mit sehr warmen, dünnem Öl Abgabezeiten zwischen > 3 Minuten und < 10 Sekunden realisieren. Probiert das mal aus.
Das Thema längere Abgabeintervalle bei sommerlichen Temperaturen können wir nur zu 100% zustimmen. Warmes, dünnes Öl verteilt sich hauchdünn auf den Rollen. Dünne Schichten haften besser und - der wohl wichtigste Vorteil - bieten der Zenrifugalkraft weniger Masse.
Damit schneiden wir das Thema Eintrag in die Kette an. Da haben wir zig Versuche mit unterschiedlichen Rohrinnendurchmessern gemacht. Wir spielen hier mit dem Kontinuitätsgesetz welches besagt, dass der Volumenstrom einer Flüssigkeit in einer Leitung unabhängig vom Querschnitt konstant bleibt. Stellt euch einen Gartenschlauch vor, den Ihr am Ende zusammendrückt. Da kommt vorne genau die Menge raus die hinten reingeht - nur schneller halt. Und genau über diese Geschwindigkeit erreichen wir den Tropfenabriss am Kanülenende. Mache ich diese Bohrung zu klein, entsteht ein kleiner Strahl, der sich nicht dosieren lässt. Gleiches gilt für zu gross, halt dann nach dem Giesskannenprinzip. Es kann sich wohl jeder vorstellen, dass da bei den momentanen Temperaturen jedes Kettenschmiersystem - inklusive Kettenspray - ein wenig in die Bedrouille gerät.
Generell bleibt zu sagen, offen schnell laufende Kettentriebe sind archische Fahrzeugtechnik. Ausser im Zweirad (inkl. Quad) wohl nirgends mehr sonst in der Anwendung. Der geschlossene Kettenkasten wär definitiv die beste Lösung. War alles mal da...
Grösstenteils hat sichtbarer Schmierstoff auf einer Kette, egal ob fest oder flüssig, nahezu keine Schmieraufgaben mehr. Er ist wohl eher als Versiegelung nützlich. Ausnahme sind hier wohl nur der sichtbare Ölfilm aussen auf den Rollen und Kettenrädern.
Ich für mich selber sah und sehe mich nach nun bald 40 Jahren mit Ölern nicht von der Pflicht der Kettenpflege befreit. Aber mir erleichtern all diese Systeme den Umgang mit der Kette ungemein. Ohne Offroad im trockenen Strassenbetrieb ziehe ich da mittlerweile alle 200km mal am Nippel. Und auch das ist vermutlich noch zuviel.
Der Oberlehrer wünscht nun allzeit gute Fahrt.
Nebenbei, wir sind am letzten Sonntag gegen 10.30 Uhr mit unserem schwarzen Sprinter durchs wirklich schöne Walsrode gefahren. Vor der Baustelle innerorts rechts abgebogen. Da stand nach 50m eine schwarze Africa Twin deren Fahrer uns freundlich zurückgegrüsst hatte. War das einer von hier?