Ich hatte mir vor 2 Jahren als Wiedereinsteiger nur eine Schildkröte (Nierengurt + Rückenprotektor) gekauft und meine 25 Jahre alte Textilkombi getragen. Die war allerdings komischerweise passungenau geworden (dabei bin ich gar nicht mehr gewachsen) und dann war das Futter rissig und jeder Regenschauer lief 1x quer durch die Kombi.
Egal. Habe die Kombi 1:1 gegen ein neueres Modell von Louis von der Stange getauscht (Vanucci) mit integrierten Protektoren. Dann habe ich auch die Schildkröte gegen einen in der Jacke integrierten Rückenprotektor getauscht. Ich denke zwar, dass die Schildkröte weniger verrutscht und auch den Steiß besser schützt, aber das wurde einfach zu warm im Sommer.
Zusätzlich habe ich mir noch eine Mesh-Kombi, ebenfalls von der Stange bei Louis (Pro Biker) gekauft mit gleicher integrierter Ausstattung.
Also nichts besonderes. Ich bin aber auch der Meinung, dass Du im Fall eines Sturzes/Unfalls eben genau die Art Schutz benötigst, die zum Sturzgeschehen passt. Ich habe von Leuten gehört, die es bei hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn zerlegt hat und nach 200 Metern des freien Schlidderns aufgestanden sind und sich die Lederkombi abgestaubt haben. Andere erwischt es eben ganz anders mit schlimmsten Folgen.
Aus eigener Erfahrung möchte ich noch mal meine beiden Unfälle beschrieben.

1993 - Landstraße - bin ich in die B-Säude einer S-Klasse eingeschlagen (der Senior hatte mir die Vorfahrt genommen). Ca. 60 km/h gefahren, nach der Vollbremsung mit ca. 30 km/h eingeschlagen. Meine Sozia drückte mich auf die Dachkante und nahm mich zum Glück als Abflugrampe über das Auto. Sie kam mit einer Gehirnerschütterung davon.
Meine Kleidung: Integralhelm, Jeans, T-Shirt, Slipper (Jaja, ich war jung ...).
Ergebnis: Anriss Kreuband links, etwa 60 Stiche in der linken Hand und Arm (Glasspiltter des Fahrerfensters), Kieferbruch (!), ein Eckzahn abgebrochen.
Fazit: Schutzkeidung hätte mir natürlich die Fleischwunden vermieden und evtl. das Knie geschont. Dumm gelaufen war das mit dem Kiefer. Ich blieb wohl – von meiner Sozia angeschoben – mit der Hüfte am Lenker hängen und prallte offensichtlich von oben auf die Dackkante des Mercedes. Dabei muss das Gurtschloss meines Helms den Kiefer durchgedrückt haben.
Das zeigt, dass die Unfallfolgen sehr spezifisch sein können und man Glück oder Pech bei der Wahl seiner Ausrüstung haben kann. Ganz klar, dass ich mit Jethelm kaum eine Überlebenschance gehabt hätte.
2006 - Innenstadt - hatte ich einen ähnlichen Kontakt mit einem Vollpfosten, der unvermittelt zu einem U-Turn über 5 Spuren ansetze. Wieder in die B-Säule, diesmal alleine und mit freiem Flug über das Autodach. Als ich die Transalp aufheben wollte bemerkte ich, dass mein rechtes Handgelenk gebrochen war. Ob beim Aufprall oder dem folgenden Sturz weiß ich nicht mehr.
Kleidung: Textilkombi mit integrierten Protektoren, Stiefel, Integralhelm.
Ergebnis: außer dem Handgelenk keine weiteren Blessuren.
Man wir die Geschicke nie ganz lenken können. Sicher geht immer noch mehr Schutz, aber wenn es dumm läuft bringt das dann auch nichts im speziellen (Un)fall. Für mich muss noch die Balance zwischen Schutz und Vergnügen stimmen. Und natürlich muss man zwischen Alltag, Tour und z.B. Offroad oder Rennstrecke (Kurventrining), etc. unterscheiden. (Wobei ich alles in der genannten Ausstattung gefahren bin. Ginge aber sicher besser).
Auf dem Weg ins Büro trage ich z.B. nur Textiljacke, Bikerjeans mit Knie-Protektoren und BIker Boots.
Just my 2 Cents ...