Nach 7 Jahren durch halb Europa, vielen tausenden Kilometern auf
meiner Japanischen Sport-Tourenmaschine wurde es Zeit für etwas neues.
Eine Reiseenduro sollte es werden, angenehme Sitzposition, aktuelle
Sicherheitsstandards und ein verlässlicher Reisepartner waren die
Kriterien.
Einige Kataloge und Probefahrten später fiel die Wahl auf die Honda
Africa Twin CRF 1000 mit DCT Getriebe im Tricolour Design.
Meine Entscheidung empfand ich als Gold-Richtig.
Honda - Jahrzehnte lange Erfahrung, die Motoren stehen für äußerste
Robustheit und von der Verarbeitungsqualität hörte ich auch nie etwas schlechtes.
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Dakar-Ralley, Weltumrundungen oder vielleicht nur eine kurze Feierabendrunde?
Africa Twin schafft alles, auch die Wüste Gobi und vielleicht den Weltfrieden.
Jetzt nach einem Kilometerstand von ca. 30tkm, denke ich, kann ich ein kleines Resümee abgeben.
Kurzes abstecken der Testdaten:
Africa Twin (Kürzel CRF1000L – bzw.
Reihenzweiylinder mit 270° Hubkolbenversatz – hört sich an wie ein V2)
21“ Vorne und 18“ hinten
1000cm³
95PS
Fahrwerk komplett auf Touratech – das Original mit Gepäck bzw. Sozius war einfach überfordert.
Legen wir also mal den „D“ Schalter (D-Drive Modus da DCT) ein und fahren wir los!
Das dieses Töf nicht schlecht ist konnte man schon in vielen Zeitschriften lesen und ich muss auch zugeben, dass ich vielem was dort geschrieben steht auch zustimme.
Im Gelände ist das Moped super zu handeln, auch wenn sich schwer liest „250kg ca.“ mit dem ganzen „Klimbim“ ist es echt sehr gut ausbalanciert.
Ob Gelände oder Straße (klar Reifen ist auch entscheidend) das Gerät macht fast immer eine gute Figur!
DCT – spielt hier auch eine wichtige Rolle! Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig dann aber super genial! Bremsen mit der Hand? Wieso – ich hab doch DCT und mach einfach ganz Easy die Motorbremse, das funktioniert echt gut!
Auch der Motor ist sehr gut – gefällt mir von der Charakteristik super. Unten ein dumpfen 1-Zylinder Bollern und oben hört es sich fast wie ein v4 an. Ist echt super!
Kommen wir nun zu Kritik – das des Teil super ist, war klar. Aber es gibt auch immer wieder eine Schattenseite.
Kleinkram:
Wer hatte bitte den Part für das Boardwerkzeug?
Kleiner geht’s auch nicht mehr. Die Box ist echt winzig und man hat Mühe das Teil wieder reinzubringen!
Auch zum Werkzeug habe ich was auszusetzen. Jedes meiner Mopeden hat einen Schlüssel bei um das Hinterrad auszubauen.
Wie soll ich das bitte bei der Twin anstellen? Ich habe bis jetzt noch keinen Gefunden…
Ruckdämpfergummis für das Kettenrad:
Beim Austausch des Hinteren Reifens wurde das Kettenrad hinten
entfernt - mir kamen alle Dämpfer einzeln entgegen. Die Gummi
Verbindungen waren gerissen bzw. Porös.
Vergleich meine vorherige Maschine - fast 150tkm da sind immer noch
die ersten drinnen und nicht gerissen?
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Zusätzlich hat sich der hier der O-Ring zwischen Kettenrad und Felge aufgelöst, gleiches Trauerspiel..
Gehen wir weiter - bzw. bleiben wir gleich beim Rad - an der Felge.
Die Africa Twin tummelt sich hier auch noch neben einer Honda Transalp
600V BJ2000.
An den Felgen der CRF sieht man deutlich die Stellen an denen die
Schweißnaht verläuft - an den goldenen noch viel mehr!
Vergleich XLV600 (eine in Italien produziertes Motorrad!) - ich habe
die komplette Felge abgesucht, ich konnte nichts finden - wie kann das
sein bei einem Unterschied von 16 Jahren?
Qualität bei so einem Preis für ein Vorzeige Modell sieht in meinen
Augen anders aus.
Last but not least aus der hinteren Abteilung:
Die Fußrasten für den Sozius - Nach einer knapp 4tkm Tour durch
Italien mit Sozius staunte ich nicht schlecht, der schwarze Lack an
den Halterungen nimmt immer mehr ab. Man sieht schon das blanke Metall
darunter?
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Als ob schon über 50tkm im Soziusbetrieb damit absolviert wurden - Wie
kann das sein das sich hier der Lack so stark und vor allem schnell
abnutzt?
Wechseln wir in den vorderen Bereich, aber bleiben wir beim Thema Lack.
Meine schönen blauen Lenkerenden sehen ebenso aus - als ob ich damit
schon etliche tausende Kilometer durch die halbe Welt abgespult hätte.
Das Blau verflüchtigt sich sauber geschliffenes Alu kommt zum Vorschein.
[img width=1024 height=579]https://farm5.staticflickr.com/4339/36332684794_2b2115d44e_h.jpg[/img]2017-07-28 11.44.14-1 by SalvErtere, auf Flickr
Bei 12tkm hat es angefangen – es wird immer weniger „Blau“…
Ein paar cm nach innen geht es weiter - linke Schaltereinheit (wurde schon getauscht trotzdem kommt es in meine Liste mit hinein weil fängt schon wieder an).
Set Taste geht nicht mehr.
Blinker blinkt mal, mal blinkt er nicht. Toll.
Bewegen wir uns jetzt leicht nach vorne.
Die vorderen Federelemente.
Wenn das Fahrzeug auf dem Hauptständer steht und somit vorne komplett
entlastet ist sieht man knapp unter der Staubmanschette tiefere
Kratzer an der Chrombeschichtung der Gabelstandrohre (es sieht aus wie
Steinschläge). Nur Steinschläge können es nicht sein, sobald das
Fahrzeug wieder auf eigenen Füßen steht sind die Krater schon in den
Tauchrohren verschwunden.
Hier vorne befindet sich noch ein weiteres interessantes Detail.
Wieder auf dem Hauptständer und das vordere Rad ist frei in der Luft.
Versucht man hier das Rad leicht zu sich hinzuziehen (wie beim Prüfen
des Lenkkopflagers) spürt man ein deutliches Spiel zwischen Stand und
Gleitrohr - wie kann das sein? Vergleich an einer anderen CRF1000L ->
null Spiel.
Wenn man über etwas schlechtere Pisten fährt hat man das Gefühl das
LKL ist defekt. Man vernimmt ein Metall auf Metall "klopfen".
Kommen wir nun zum Herzen des Adventure Motorrades.
Der Motor.
Meine Ausstattung mit DCT - warum nicht mal so etwas ausprobieren.
Mit Sozius ist das natürlich Genial! Kein schlagen mehr des hinteren
Helmes auf den eigenen beim Gangwechsel!
In Kurvenlage, hoch oder runter schalten - Wahnsinn, richtig gut.
Zum abbremsen mit der Motorbremse - genau richtig!
Wenn nur das Problem mit der Elektronik nicht wäre.
Vor ein paar Wochen habe ich eine Feierabendrunde gedreht und dachte
an nichts böses als ich an der Ampel anhielt.
Abbremsen, Gas in Null-Stellung und Bremse loslassen.
Na nu? Schon wieder grün oder warum fahren wir los?
Das Motorrad fuhr eigenständig los! An der Ampel!
Zum Glück war ich in der 1. Reihe.
Auf einem Landwirtschaftsweg außerhalb testete ich das Ganze noch mal.
Mit 18km/h den Berg hoch ohne Gas zu geben hat auch was.
Ein Tag später wollte ich wieder fahren - Motor gestartet und wollte
den D "Drive" Modus einlegen.
Nur aus Drive wurde nichts.
Es blieb bei Neutral.
Ein Besuch bei meinem Händler ergab: Drosselklappenöffnung um 1°
geöffnet -> erhöhte Motordrehzahl -> DCT legt den 1. Gang nicht ein.
Rücksetzen des Steuergerätes und anschließende neue Initialisierung
der DCT Einheit löste das Problem und ich konnte mein Weg fortsetzen.
Ein Gruß an dieser Stelle vielleicht auch an die verschiedenen ADAC
Fahrer - aber dazu später mehr.
Tour durch Italien/Frankreich - Splügenpass Juli 2017.
Es geht steil bergab, Moped wieder voll bepackt und natürlich mit Sozius.
Eine Baustellen Ampel wir müssen warten. Runter schalten, abbremsen
und anhalten (1. Reihe - ein Déjà-vu?) Hände weg vom Lenker und die
Fuhre fährt wieder von alleine los!
Können Sie sich vorstellen was für ein bescheidenes Gefühl es ist am
Pass zu stehen wo es doch sehr Steil ist, Links und Rechts zwei
randvolle Koffer + Topcase + Sozius und auf einmal fährt die Kiste
los?
Ich hatte wirklich Mühe das Ganze zu halten - auf so etwas war ich
nicht vorbereitet!
Ich empfand die Situation als sehr gefährlich - vor allem weil ich
eine gewisse Verantwortung gegenüber meines Sozius habe!
An den nächsten Stop´s immer wieder das gleiche - ich stand vor der
Entscheidung:
Umschalten auf Neutral -> Kein mahlen der Kupplung mehr und ein fast
Abwürgen des Motors verhindern aber mit dem Hintergedanken nicht mehr
in den Drive Modus zu kommen und somit stehen zu bleiben.
oder
Stehen bleiben Bremse ziehen -> aber dafür ein mahlen der Kupplungslamellen....
Ich entschied mich für die zweite Lösung - lieber ankommen als stehen bleiben.
Nach dem Urlaub.
Es war Mittwochabend, es regnet, ich will von der Arbeit nach Hause.
Helm zu, Zündung an und Motor starten. Schon an der erhöhten
Motordrehzahl ahnte ich das wird heute nichts mehr.
Wieder gleiches Spiel - der Drive Modus kann nicht mehr eingelegt werden.
Prüfung beim örtlichen Honda Händler -> Drosselklappenöffnung wieder
um 1° geöffnet.
Drosselklappengehäuse wurde als Fehler lokalisiert – ob es das wirklich war/ist werden nicht nächsten KM zeigen.
Ein ungutes Gefühl habe ich seitdem trotzdem bei jeder größeren Fahrt die ich antrete… kommen wir heute an?
Fassen wir zum Schluss zusammen:
Africa Twin - gebaut für die Wüste.
True Adventure - so der Werbespruch.
Tricolour - Farben aus dem Rennsport, Paris - Dakar - wer kennt es nicht, HRC.
Wüste Gobi würde ich meiner Twin zumindest nicht zutrauen….
Ganz ehrlich - ich muss sagen ich bin bis jetzt von vielen Sachen enttäuscht worden.
Verarbeitungsqualität? Verlässlicher Reisepartner?
Bis jetzt konnte das Motorrad noch nicht mein Herz erobern.
Einiges wurde jetzt schon getauscht – teilweise schon der zweite Versuch (Blinker machen schon wieder Probleme).
Bleiben noch die anderen Mängel, manche weniger gewichtig
(Schweißnaht an der Felge) manche mehr - (Lack an Lenkerenden,
Gabelholme... usw.)
Natürlich muss ich auch sagen ist es echt super wenn sie mal fährt
Viele sagen das DCT sei nur ne Automatik. Ja ist es vielleicht aber es ist auch eine super Vereinfachung!
Sei es im Stau Stop and Go oder auf der Landstraße bei etwas schnellerer Fahrweise - es funktioniert erstaunlich gut.
Ich selbst nutze meist den Modus s2 (heißt etwas sportlicheres Schalten) s3 schaltet mir zu spät und s1 nutze ich manchmal. Den D Modus nutze ich nie - völlig behämmert - mit dem 6. Gang bei 40 km/h???
Verbrauch hat sich bei mir so bei 5,6 eingependelt.
Etwas "doof" ist auch wenn das Öl kalt ist, den Schleifpunkt der Kupplung zu finden bzw. ab wann das DCT greift.
Kupplungshebel gibt es hier nicht mehr - stattdessen findet man etwas weiter hinten verlagert - einen anderen Hebel. Es ist die Handbremse. Gang einlegen am Berg ist jetzt nicht mehr, deswegen die Handbremse (ist an der Hinterradbremse realisiert).
Anfangs dachte ich, ich greife permanent zur "Kupplung" aber das war gar nicht der Fall. Aber es kommt ab und zu vor 4991km ohne und dann bei km 4992 sucht man dann die Kupplung oder den Schalthebel.
Manuell schalten geht trotzdem noch! Zwei Schalt-Pedale am linken Lenkerende mit + und - sind dafür gedacht. Nutze ich ab und zu.
Die Sitzposition finde ich sehr entspannt - bei der Bandit hatte ich immer mal wieder meine Gelenke gespürt, das ist hier nicht der Fall - ganz entspannt.
Wenn die Mängel oben nicht wären - wäre das Teil super perfekt für mich.
Vielleicht bin ich auch einfach nur zu verwöhnt - Vergleich GSF Bandito (die stand kein einziges mal auf einem Transporter alle km selbst gefahren )
Wenn ihr noch fragen habt - immer her damit
Zum Abschluss das will ich mir nicht nehmen lassen - ein Gruß an die
ADAC Mitarbeiter in:
Schweinfurt:
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Frankreich:
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und Nürnberg:
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PS: Ein Tempomat wäre schon noch drinnen gewesen, oder? Und Schlauchlose Reifen/Felgen ist heute auch keine Kunst mehr…
PSS.: Was haltet ihr von einem Brief?