Dann muss ich hier mal in die Breche für den Metzler Karoo Street OEM Version springen und kann einen kleinen Vergleich zu dem anschließend aufgezogenen Heidenau K60 Ranger ziehen (Spoiler: Würde den Metzler trotzdem nie wieder aufziehen)
- AT SD13 DCT von 05/2024
- eher zügige Fahrweise (nachdem ich einigermaßen gelernt habe Motorrad zu fahren (1. Mopped für mich)
- fast ausschließlich im S1 Modus, so gut wie nie Bremseinsatz
- kein Soziusbetrieb
- 5.000 km Tour nach Sardinien mit Alpen- u. Apenninpässen mit Gepäck, davon 1.500 km auf Sardinien und davon mindesten 500 km Offroad, Schotterstrecken, ausgewaschen Feldwege, bis hin zu Trialpfade, Bachdurchquerungen (meistens augetrocknet)
- Absolut keine Erfahrung in Matsch machen können
- Insgesamt mit den Reifen vielleicht ca. 2.000 km auf Autobahnen unterwegs gewesen
Beide Reifen bei einer Laufleistung von 11.000 km gewechselt. Restprofil: hinten: 0,0 mm, vorne 3,3 mm (gefühlt würd ich sagen, das man vorne sogar ca. 20.000 km schaffen könnte, wenn er gegen Ende nicht mehr abbaut)
Ich könnte mir jedoch denken, dass jemand der vor Kurven anbremst, vorne mehr Verschleiß hat und dafür hinten etwas weniger, weiß das aber nicht.
Die Reifen haben in allen Lebenslagen immer einen guten Gripp vermittelt, auch bei Nässe, aber hier habe ich eine vorsichtige Fahrweise an den Tag gelegt. Auf Sardinein hatte ich bei einer zügigen Passfahrt mit heißem Asphalt mal in einer Kurve einen Rutscher wo sich beide Reifen parallel versetzt haben, dann aber sofort wieder Grip hatten. An der Stelle hat es kein Öl, Splitt, Bitumen, Nässe oder sonstetwas auffälliges gegeben und hatte mir daher schon einen kleinen Schreck versetzt.
Bei der Abholung der Maschine (keine Probegefahrt gemacht, Führerschein vor 30 Jahren und außer ne Miet-Harley-Tour in Amerika keinen Meter Motorrad gefahren) hatte ich Schiss auf einer zweispurigen Straße zu wenden ohne mich auf die Schnauze zu packen... wenn mir da einer erzählt hätte, dass ich ein paar Wochen später auf Sardinien mit dem Mopped auf ner breiten Schotterstraße im kontrollierten Drift um die Kurve fahre und Offraodtracks fahren kann, wo T700-Fahrer aufgegeben und umgedreht sind, den hätte ich für völlig bekloppt erklärt. Aber mit der AT, dem elektronischen Fahrwerk und DCT (ohne Gepäck) und den OEM Karoo Street geht das erstaunlich gut und einfach und macht einen heiden Spaß. Ein erfahrener Kumpel auf ner GS ADV (Anakee Adventure drauf) hatte jedenfalls deutlich mehr Probleme und sein Mopped ingesamt 7 x abgelegt auf der Tour, was mir Gott sei Dank nicht einmal passiert ist. Der Trick war immer voll am Gas zu bleiben, im steilen Hang mit Geröll darfst du nicht lagnsam werden - du bekommst die schwere Maschine dann nicht mehr gehalten. Durch das DCT musst du dich nicht auf Schaltvorgänge konzentrieren, sondern nur den Track lesen und blitzschnell die Entscheidung treffen welche Spur, über welchen Felsen kommen ich drüber ohne aufsetzen, wie durch ne tiefe Spurille ohne mit den Motorschutzbügeln hängen zu bleiben etc. und mit wieviel Gas es wohl angebracht wäre. Dabei war es für mich sehr viel leichter steile Tracks hoch zu kommen als runter, weil wenn die Fuhre erstmal rutscht ... aber geht auch irgendwie. Das ganze ist in erster Linie ne Kopfsache, ob man sich das traut - das Motorrad kann das. Und wichtig war auch sich langsam zu steigern, den schwierigsten Track also möglichst nicht am 1. Tag fahren - hier hatten wir einfach Glück, weil wir die jeweilige Beschaffenheit vorher gar nicht kannten.
Zurück zu den Reifen ;-): Jetzt kommt das große Manko, warum ich mir nie mehr einen Metzler kaufen würde: Wie o. beschrieben an sich ein guter Reifen, aber leider zwischen ca. 90 - 120 km/h unfassbar laut!! Mit Ohrschutz und Integralhelm konnte ich das nicht aushalten. Also knapp unter 90 km/h auf der Landstrasse oder auf der AB alla Speed immer schneller fahren als 120 km/h. Ob man dann 130 oder 160 fährt ist geräuschtechnisch kein Unterschied. Ich habe mich immer gefragt, ob es vom Vorder- oder Hinterrad oder beiden kommt und konnte es einfach nicht richtig ausmachen. Als jedoch das Hinterrad sich der Verschleißgrenze näherte wurde es deutlich geräuschärmer und erträglich - der Überltäter war also gefunden.
Noch ein kurzer Vergleich zu dem dann vorne und hinten aufgezogenen K60 Ranger: Unglaublich guter Reifen auf Asphalt trocken, wie bei Nässe mit maximalen Grip. Selbst bei einer Starkregenfahrt in den französischen Alpen hat der Reifen so ein Vertrauen aufgebaut, dass man am Schluss schon fast am heizen war, um irgendwie noch aus dem Unwetter mit Blitzen raus zu kommen. Der Reifen hat noch mal deutlich mehr Grip auf Asphalt als der Metzler, obwohl viel grobstolliger. Dadurch fangen die Reifen auch ab ca. 50 km/h an zu singen - werden aber nicht lauter, wenn man schneller fährt. Dieses Singen unterhalb von 90 km/h gab es bei den Metzler gar nicht, also leise im Stadtverkehr.
Der Ranger performed auch im Gelände (Offroadparcours), Feldwege und auch Matschlöcher (TET S13 Frankreich) gut. Mangels Gelegenheit konnte ich aber mit diesen Reifen keine langen matschige Strecken oder schnelle Schotterpisten fahren.
Einsatz: 4.200 km Tour mit vollem Campinggepäck, französische Alpen (fast nur einspurige Passstraßen mit sehr rauem Asphalt, größtenteils im Racemodus, dann gemütlich weiter Apennin und Toskana mit Offraodpassagen, über schöne Alpenpässe zurück. Am Schluss 800 km AB-Etappe nach Hause)
Laufleistung insgesamt: 5.260 km; Restprofil hinten (mittig) 0,5 mm; vorne 4,5 mm
Der Reifen hätte hinten sicher etwas länger gehalten, wenn man nicht so viele Kilometer zügig auf rauem Aspahlt voll beladen (keine Sozia) fährt.
Den Hinterreifen habe ich jetzt auf den K60 Scout gewechselt, um eine höhere Laufleistung zu erreichen - bin schon gespannt wie der sich jetzt schlägt. (erst ca. 200 km eingefahren, kein Singen des Reifens vernehmbar --> Mittelsteg)
Also, den K60 Ranger kann ich uneingeschränkt empfehlen, wenn man mit der Laufleistung klar kommt und einem leichtes Singen nicht stört. Dafür, wie ich finde, coole Optik und Grip bis zur Fußraste. Auch jemand der nie ins Gelände fährt, aber den Reifen wegen der besseren Optik auf einer Reiseenduro haben wollte und vielleicht nicht so viele Kilometer im Jahr fährt: Kannst du kaufen und muss dann nicht eine Kurve irgendwo langsamer fahren.
Ich habe ja keine Erfahrung mit reinen Straßenreifen, aber weiß auch nicht genau was die auf Asphalt noch besser können sollen, außer natürlich leiser und viel höhere Laufleistung. Aber da ich jederzeit spontan einen (erlaubten) Feldweg irgendwo reindonnern möchte und gute Wildcamping-Spots nun mal möglichst abseits liegen sollten (je schlechter der Weg dahin, desto weniger bzw. keine "Besucher"), würde für mich ein reiner Straßenreifen niemals in Frage kommen. Da man aber ehrlicher Weise - auch wenn man möglichst viel Offraod fahren will - die mit Abstand meisten Kilometer auf Asphalt verbringt, muss hier die Performance stimmen und ein Kompromiss bei den Offroadeigenschaften eingegangen werden.
Für jemanden der seine AT für die Anreise auf einem Anhänger stehen haben kann, könnte natürlich je nach Einsatzzweck auch "Voll-Stolle" Sinn machen ;-).
Gruß
Mario