Beiträge von Reisender

    Danke Dr. Dolittle für die Abbildungen aus dem WHB. Tatsächlich hatte ich noch keines, für die Umbauten die ich vorgenommen hatte war es noch nicht erforderlich. Bei den Abbildungen scheint aber etwas schief gelaufen zu sein, eine Seite wurde dreimal, die folgende zweimal hier dargestellt. Dafür scheint die aufschlussreiche Fortsetzung ganz zu fehlen.

    Und weil du es jetzt schon zweimal erwähnt hast möchte ich Richtig stellen: Ich besaß keine 48 Motorräder. Die AT war Nummer 38, aktuell stehen Nummer 39 und 40 in der Garage. Eine Freewind und eine Ténéré.

    Aber was viel wichtiger ist: Abgesehen von Deiner zweifellos vorhandenen technischen Expertise solltest Du Dir darüber im Klaren sein, dass ständig vorgetragene unfreundliche Unterstellungen und Vorwürfe in einer Diskussion nicht gerade zielführend sind und hier auch zu deren Abbruch führen. Diesen Stil hätte ich eigentlich eher in einem Mofaforum verortet oder auch bei den 3er BMW´s, wo sich die unglaublich erfahrenen Zehnjährigen gegenseitig fertig machen... dafür ist mir die Zeit zu schade.

    Genau! :thumbup:Ich beneide manchmal die Liebhaber, welche sich so auf ein Modell fixieren können dass sie damit ihr halbes Motorradleben verbringen können. Das ist eine Form der Treue die ich sehr sympathisch und nachahmenswert finde. Ich muss auch zugeben, dass mich fälschlicherweise genau dieses Gefühl immer wieder zu einem Neukauf verleitet hat: Genau die ist es! Die werde ich kaufen und damit den Rest meiner Tage verbringen! Und dennoch hat immer wieder der Reiz des Neuen all diese Pläne über den Haufen geworfen... Tatsache ist aber, dass ich fast jeden meiner VERKÄUFE nach gewisser Zeit bitter bereut habe. Wäre ich auf einem Gutsbesitz aufgewachsen und hätte auch die nötige finanzielle Ausstattung besessen könnte ich jetzt sicher voller Stolz auf ein kleines privates Motorradmuseum blicken. Und die AT wäre sicher eines der Schmuckstücke darunter.

    Du wählst damit den wirklich vernünftigsten Weg ein Motorrad zu unterhalten. Genauso geht es mir auch mit unserem Auto, denn das Selbstschrauben an unseren Autos habe ich schon vor Jahrzehnten aufgegeben. Da ist mir die Elektronik zu komplex geworden, das Risiko ganz ohne Fortbewegungsmittel dazustehen zu hoch und meine Garagenwerkstatt ohne Grube oder Hebebühne auch nicht dafür ausgerüstet. Bei den Motorrädern sehe ich das anders: das sind für mich reine Spaßgeräte. Und weil ich wie schon Anfangs erwähnt dieses Hobby schon ausufernd betrieben habe konnte ich das finanziell nur stemmen, weil ich die offiziellen Werkstattstundensätze durch Eigenleistung ersetzt habe. So wurde ich zum Selbstschrauber, und mit zunehmender Erfahrung stieg auch das Verlangen, die Kontrolle über die sachgerechte Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen selbst zu behalten. Wäre ich nicht so verrückt und hielte wie bei unserem Auto nur EINEM Motorrad über viele Jahre die Treue würde ich genauso verfahren wie Du. Vorausgesetzt ich wüsste eine Werkstatt, der ich vertrauen könnte.

    Hallo Dolittle! Danke für Deine ausführliche Stellungnahme.

    Wenn eine Werkstatt behaupten würde dass der Bremsflüssigkeitswechsel bei einem ABS - System genauso durchgeführt wird wie früher ohne, ware das schon ein weiterer Grund die Wartung lieber selbst zu machen oder gleich ganz auf ein Motorrad mit ABS zu verzichten. Natürlich laste ich das der AT nicht im Speziellen an, sondern allen Konstruktionen mit ABS. Den Ratschlag im Anschluss ein paar Vollbremsungen auszuführen kenne ich genauso gut wie die zahlreichen Argumente dagegen. Dass die Bremsflüssigkeit am Steuerventil weniger heiß wird als am Bremskolben spielt auch keine Rolle. DOT 4 ist hygroskopisch, die Wassermoleküle verteilen sich gleichmäßig im System. Dein Argument trifft vielleicht auf das von den Amis bevorzugte Silikongemisch namens DOT5 zu, da sammelt sich das Wasser tatsächlich am tiefsten Punkt in Pfützen - und die dürften ganz in der Nähe des Bremskolbens sein. Das ist auch der Grund weshalb so mancher geniale Umrüster von DOT4 auf DOT5 auf dem Holzweg ist, der regelmäßige Tausch ist tatsächlich noch das kleinere Übel und das Öffnen der Steuerventile per Elektronik ist der einzige saubere Weg das zu bewerkstelligen. Und nochmal zu Deinem Tipp mit den paar Vollbremsungen bis in den Regelbereich um den zweifelhaften Mischvorgang von alt und neu zu erzwingen: Tut mir leid, dazu bin ich ohne Schmierseifenteppich wohl nicht in der Lage. Eine materialmordende Vollbremsung ohne ersichtlichen Grund scheitert an meiner moralischen Verriegelung. Wahrscheinlich weil ich stets die Technik im Blick habe, zu ungern tausche ich Lenkopflager, Standrohrgleitbuchsen und andere beanspruchten Teile weil ich das alles schon gemacht habe und unter Spaß etwas anderes verstehe. Während der 7500 Kilometer mit meiner AT habe ich kein einziges mal das ABS zum Ansprechen gebracht. Es hätte defekt sein können, ich hätte es nicht gewusst.

    Mein Händler hat mich übrigens nicht abgezockt, er durfte lediglich die 1000er Inspektion für faire 179 € machen, vor der nächsten Inspektion hatte ich die AT schon verkauft. Den Preis für die 24.000er habe ich übrigens hier aus dem Forum. Angesichts des zu bewältigenden Demontageaufwands inkl. Ausbau der Nockenwelle und den anderen Inspektionsarbeiten ist das noch nicht mal preislich besonders abgehoben, ich kann mir den Zeitaufwand gut vorstellen wenn die Mechaniker sauber und korrekt arbeiten. Und das Argument, bei 24.000 wurde nur gemessen und nichts korrigiert, löst bei mir schon sämtliche Alarmglocken aus. Nach 24.000 km wird das Ventilspiel nach der Montage der AT zum allerersten mal gemessen! Hier kommt der Verschleiß des Einfahrprozesses mit zum tragen, es ist nahezu ausgeschlossen dass sich da nichts am Einbauspiel verändert hat. Erst nach der ersten Korrektur ist bei Tassenstößeln recht lange Ruhe. Aber was passiert denn schon, wenn die Werkstatt die Kontrolle mit dem angeblich korrekten Spiel nur vortäuscht? Erst mal garnichts. So ein japanisches Auslassventil aus hochwertigem Material ackert bestimmt noch 20.000 - 30.000 km weiter bevor der Ventilteller beginnt abzubrennen weil er durch zu geringes Spiel bei hoher Temperatur nicht mehr vollständig auf dem Ventilsitzring aufsitzt um seine Hitze in den Zylinderkopf abzuleiten. Bis dahin kann man eine Werkstatt unmöglich noch belangen, das ist micht mehr zweifelsfrei nachweisbar. Ein Abrechnungsbetrug ist also relativ risikolos zu begehen. Und wenn das Ventil Glück hat hält es durch bis zur 48.000er, aber nur wenn da nicht schon wieder geschludert wird... Am eigenen Leib habe ich dies erfahren an einem eigentlich werkstattgepflegten Fiat 128 Bj. 1972, da war ein Teller zur Hälfte abgeschmolzen, der Motor lief nur noch auf drei Zylindern. Das Belegstück schleppte ich noch Jahrzehnte mit mir herum, als Mahnung.

    Ich habe aber auch eine Erfahrung aus jüngerer Zeit: Suzuki V-Strom DL 650, gekauft mit 34.000 km. Irgendwann bereiteten mir bei heißem Motor Geräusche aus dem Ventiltrieb Sorgen. Bei genau 48.000 km öffnete ich die Zylinderköpfe und stellte fest, dass beide Auslassventile des vorderen Kopfes soweit unterhalb der Toleranz lagen dass es ein wirkliches Glück war, noch rechtzeitig danach geschaut zu haben. Und das hätte eigentlich gar nicht sein dürfen: Bei der DL 650 wird nämlich auch das Ventilspiel erstmals nach dem Einbau bei km 24.000 gemessen und korrigiert. Danach wird zwar alle weitere 24.000 gemessen, das ist aber eher ein Versorgungsauftrag für die Werkstätten: eine Verknappung des Spiels infolge des Einarbeitens der Teller in den Kopf findet nur sehr langsam statt. Bei manchen Motorrädern wäre nach 100.000 km eine Korrektur nötig, eine mir bekannte VFR 750 hatte auch bei einem Kilometerstand von 289.000 km nach der letzten Korrektur bei 36.000 noch keinen Bedarf! Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass die auf einer Suzuki-Werkstattrechnung ausgewiesene immens wichtige erste Ventilspielkorrektur bei 24.000 km nur vorgetäuscht war. Niemals sonst wäre bei km 48.000 eine solche Abweichung aufgetreten. Das ist im Grunde die Paranoia die ich erleide, wenn ich ein liebgewonnenes Motorrad aus der Hand geben soll um sie einem ungewissen Schicksal zu überlassen. Das lasse ich nicht zu bei einem Stück Technik, mit dem ich einen ungestörten Urlaub verbringen will. Und wenn ich einmal nicht mehr imstande sein sollte Nockenwellen auszubauen um an die Shims zu kommen bleibe ich halt bei den simpler einzustellenden Kipphebeln bevor ich die Schrauberei ganz aufgebe.

    PS: Die besorgniserregenden Geräusche hatten einen anderen Grund: bei hoher Temperatur wird das Motoröl so dünnflüssig, dass es das Aufschlaggeräusch des Nockens auf den Tassenstößel nicht mehr dämpft. Wusste ich zwar schon vorher, hört sich aber bei jedem Motor anders an. Aber um so besser, denn wer weiß wann erst ich den Motor sonst aufgemacht hätte.


    Na, das ist doch noch ein konstruktiver Austausch geworden. Du solltest auch bemerkt haben, dass ich geflissentlich solche persönlichen Attacken vermieden habe wie z. B. "das solltest Du aber wissen" oder "wenn Du richtig gelesen hättest" oder "Du hast Dich über den Tisch ziehen lassen"... ich finde, so etwas tolerieren zu müssen ist nicht unbedingt erfreulich, der Spaß an der Unterhaltung leidet immens darunter.



    @ Doolittle: war mir schon klar, dass ich mit meinen Erfahrungen so manchem auf die Füße trete, dann muss man mit Gegenwind rechnen. Nicht jeder ist zum Schrauber geboren, ich kenne Leute die lassen sogar die Kette von der Werkstatt schmieren und glauben dennoch, immer mitreden zu können...

    Zum Bremsflüssigkeitswechsel solltest Du Dich einmal über das Restvolumen in der Steuereinheit informieren, das verbleibt nämlich im System wenn man die Regelventile nicht öffnet - sei es elektronisch oder mit einer Bremsung bis hinein in den Regelbereich. Was während der Inspektion eher unpraktisch ist...

    Und zu den von Dir genannten 400 € für die 24.000er inkl. Ventilspielkorrektur: Das ist genau der Grund, weshalb ich das lieber selber erledige. Dann weiß ich auch genau, dass es gemacht wurde.

    Ich könnte mich totlachen, exakt das gleiche ist mir auch bei der Probefahrt beim Händler passiert! Meine Frau sagte, die haben nur gegrinst... war wohl ein bereits bekanntes Phänomen! 😄

    Hallo liebe Kollegen,

    Giovanni64 hat es vorgemacht wie ein anständiger Abschied aussieht und deshalb will ich das jetzt auch nachholen.

    Meine CRF 1000 L Bj 2017, EZ 2018 in Tricolor ohne DCT habe ich im Frühjahr verkauft, nach ziemlich genau einem Jahr und 7500 zurückgelegten Kilometern. Beim Verkauf sah sie aus wie neu, drangebaut hatte ich den Hauptständer, einen H/B Kofferträger, Topcase, Tankrucksack, sehr preiswert angebotene Sturzbügel die vollständig mit denen von SW-Motech angebotenen identisch waren, Oxford Heizgriffe, eine Bordsteckdose, verstellbare Fußrasten Ion von SW-Motech, zusätzlich die hohe Sitzbank der Adventure Sports und zwei weiteren Scheiben von MRA, eine niedrige Sportscheibe und die hohe mit dem verstellbaren Spoiler namens Vario Touring. Da ich den ganzen Krempel sowie die AT selbst zu sehr attraktiven Konditionen gekauft hatte hielt sich mein finanzieller Verlust in Grenzen, lediglich viele Stunden Arbeit sind eingeflossen die man natürlich nicht in Rechnung stellen kann. Zum Verkaufszeitpunkt waren die serienmäßigen Dunlops sowie die Jahresinspektion fällig - die neuen Reifen sollte sich der Käufer aber selbst aussuchen können und deshalb investierte ich nichts mehr.


    Die AT war mein 38. Motorrad während meiner bisher 47-jährigen Motorradfahrerkarriere, wenn man die Maschinen meiner Frau und die meiner Kinder mitrechnet, die ich ja alle selbst ausgesucht, gekauft und gewartet bzw. repariert habe.

    Wie kam ich zu der AT? Wie die zuvor genannten Zahlen schon aussagen, war ich in Punkto Motorrad schon immer etwas verrückt und wollte alles ausprobieren. Praktisch jedes Jahr hatten wir irgend etwas anderes. Permanent beobachte ich den Markt und wenn ich ein ganz besonders interessantes Angebot unter den Gebrauchten sehe fällt es mir schwer, die Gelegenheit nicht gleich vor Ort zu begutachten. Obwohl ich eigentlich gar kein neues oder zusätzliches Motorrad brauche! Meist wird dann aus den verschiedensten Gründen auch nichts daraus, irgendein Grund dann doch kein Geld auszugeben finde ich fast immer. Meistens. Manchmal erliege ich aber der Faszination und dem Kaufzwang. So geschah es mit der AT: Nachdem sich herausgestellt hatte dass meine 06er 1000er V-Strom auf kleinsten Sträßchen oder gar Schotter nicht ganz so spielerisch zu handeln war schaute ich nach einem Nachfolger mit etwa der gleichen Leistung aber besserer Geländeeignung. Da ich nur ungern unplanmäßige bzw. unnötige Schrauberarbeit erledigen will bin ich schon immer gut mit Japanern gefahren und möchte auch dabei bleiben. Was dann überhaupt noch in die engere Auswahl kommen konnte hieß alles Africa Twin. War auch irgendwie reizvoll, weil ich schon 1991 und 1992 mit meiner 750er RD04 in den Alpen viel erlebt habe und mich deren Konzept und Zuverlässigkeit überzeugt hatte. Leider spiegelten die Gebrauchtpreise die Wertschätzung der CRF in der Fachwelt und beim Kunden 1:1 wieder, ein Schnäppchen war da nicht zu machen. Eines morgens aber im Januar 2019 entdeckte ich die Anzeigen eines Händlers, der am späten Abend zuvor drei 2017er Modelle zu einem Traumpreis ins Netz gestellt hatte, alle ohne Kilometer aber mit Händlerzulassung. Die 1100er stand in den Startlöchern! Ich griff um 08:00 Uhr zum Telefon und ließ mir eine reservieren. Noch am gleichen Tag unterschrieb ich den Kaufvertrag. Im März habe ich sie dann abgeholt. Auch wenn sie für eine CRF 1000 konkurrenzlos preiswert war, soviel Geld hatte ich noch nie für ein Motorrad ausgegeben.

    Und das war eigentlich schon die Hypothek, die unser Zusammenleben überschattete. Inspektionen selbst durchzuführen ist ja meine (Motorrad-) Lebensphilosophie, ich will

    a) Geld sparen,

    b) alles unter Kontrolle haben und

    c) meine Maschine dabei kennenlernen und Wissen dazugewinnen.

    Aber das sollte man während der Garantiezeit tunlichst bleiben lassen... und dann wurden mir die strengen Vorgaben erst richtig bewusst: Jahresinspektion! Damit sichern sich die Händler die Auslastung ihrer Werkstätten trotz geringer Fahrleistung der Kunden. Mein Nachbar, beruflich sehr eingespannt fährt mit seiner 1190er Adventure jedes Jahr lediglich zur Jahresinspektion beim KTM-Händler und alle zwei Jahre zum TÜV... das war´s schon.

    Mein Hondahändler zeigte jedenfalls kein Verständnis für ein Aufschieben der Jahresinspektion, er wollte diese noch unbedingt vor der Winterpause machen (was ein Blödsinn ist weil die neue Bremsflüssigkeit dann gleich mit überwintern darf) und drohte sofort mit dem Verlust der Garantie. Obendrauf setzte er noch die Bemerkung dass Honda irgendeine Lichtmaschine sogar 7 Jahre nach Garantieende auf Kulanz ersetzt habe weil der Kunde immer brav zu den vorgeschrieben Inspektionsterminen angetanzt ist... Da war bei mir alles aus. Jetzt brachte mich diese Maschine in einen Konflikt: Möglichst bald alles selbst machen und damit horrende Reparaturkosten riskieren oder jahrelang regelmäßig Geld zum Freundlichen tragen, von der umständlichen Terminplanung mal
    abgesehen. Ein teures Motorrad kann eine Last sein. Irgendwie hatte ich mich bei meinen vielen günstig erstandenen Gebrauchtmaschinen zuvor wohler gefühlt!


    Den Ausschlag gaben dann noch meine Bastelarbeiten, bei denen u.a. der Tank runter musste damit ich Leitungen verlegen konnte. Was war das für ein Act! Noch nie hatte sich bei einem meiner Motorräder dieser Vorgang so umständlich gestaltet, und auch beim Wiedereinbau hatte ich wohl zwei Hände zu wenig. Und was sich darunter meinem Blick an Komplexität offenbarte ließ mein Schrauberherz bis in die Hose rutschen. Ich dachte, die Ventile eines Reihenmotors wären leichter zugänglich als die eines V-Aggregats wie z.B. an meinen beiden V-Stroms. Weit gefehlt kann ich nur sagen, kein Wunder dass die 24.000er Inspektion mit etwa 1200 € zu buche schlägt. Auch das bisher erste ABS unter meinen Maschinen verunsicherte mich durch die schiere Anzahl der Leitungen, und wie soll ich da ohne Steuerprogramm auf dem Laptop einen vorschriftsmäßigen Bremsflüssigkeitswechsel durchführen? Und die Luftfilter: kaum zugänglich, die Gehäuse zudem noch verklebt, offensichtlich gegen Saharastaub abgedichtet.
    Die ganze Konstruktion erschien mir extrem wartungsunfreundlich. Mit keinem meiner bisherigen Motorräder hatte ich weniger gern eine technische Panne in Afrika erlebt als mit dieser Africa Twin! Schon allein die Zugänglichkeit der Batterie und des Bordwerkzeugs ließ tief blicken: alles hatte sich der Optimierung der Fahrdynamik unterzuordnen. OK, damit konnte man die Tester überzeugen. Auch ich muss zugeben, dass ich noch nie eine so angenehm zu pilotierende Maschine in dieser Leistungsklasse hatte. Komfortable und durchaus geländetaugliche Federelemente, aber dennoch stabiles Fahrverhalten bei jeder Geschwindigkeit. Verbrauch top, zwei Liter weniger als meine 06er 1000er V-Strom. Wenn auch längst nicht mit deren brutalen Durchzug von ganz unten gesegnet. Dafür laufruhiger und mit viel besserem Sound. Gut gemacht, Honda!

    Was aber noch genervt hat war die vertauschte Position von Blinker und Hupe, wer gleichzeitig noch andere Motorräder nutzt weiß was ich meine. Außerdem hatte ich noch nie ein so schlecht ablesbares Display gesehen. Für die Drehzahlanzeige hätte ich eine Lesebrille aufsetzen müssen und der ganze Rest wurde spätestens dann unsichtbar, wenn die Sonne schien...

    Die Africa Twin habe ich in Erinnerung als eine tolle Reiseenduro die auch wirkliches Gelände kann und dennoch einen Riesenspaß als reines Straßenmotorrad garantiert. Wahrscheinlich spiegelt sie auch die sprichwörtliche Honda-Zuverlässigkeit wieder, sie wird als eine der wenigen sogar im Stammland gebaut was ein Qualitätsversprechen darstellt. Aber man muss die Bereitschaft aufbringen, der Werkstatt jede anfallende Arbeit oder Inspektion zu überlassen, für einen begeisterten Hobbyschrauber ist sie je nach dessen Qualifikation entweder eine Herausforderung oder sogar eine Zumutung.


    Ich habe 2020 mit einem starken Einzylinder, der ein SECHSTEL des Anschaffungspreises der AT gekostet hat und als Garagenfahrzeug mit 15.000 km praktisch wie neu vor mir stand, zu meiner alten Zufriedenheit zurück gefunden. An dem kann ich alles, aber auch wirklich alles selbst schrauben und fühle mich damit auf den Schotterpfaden im Friaul recht gut aufgehoben. Hätte ich die AT im Gelände abgelegt wären allein die Teile wahrscheinlich in einer ähnlichen Preisregion angesiedelt wie mein kompletter Einzylinder...

    Lediglich die Qualität des zugehörigen Forums kann mit Euch hier überhaupt nicht mithalten. Die Mitgliedschaft hier werde ich aber nicht kündigen. Wer weiß, was alles meine Garage in der Zukunft noch erwartet...


    Viel Spaß noch Euch allen und immer unfallfrei Fahrt!

    wünscht Euch Robert


    PS: Einige Videos mit der AT, ihren Vorgängern und Nachfolgern
    findet ihr hier:

    https://www.youtube.com/channel/UC8Ig8sRGj4uGVyCLyp80XPQ

    Kann ich nicht nachvollziehen, lasse mich aber gerne aufklären. Ph8 ist nur ganz leicht basisch, fast NEUTRAL (ph 7). In dem Datenblatt steht dass es sogar dermatologisch unbedenklich ist, deshalb sollte ein O-Ring auch keine Probleme damit haben. Auch ist Balistol wasserabweisend und die Gefahr einer Verseifung besteht deshalb nicht. Allerdings würde ich nach dem Reinigen gut abwischen und die Kette wieder mit einem zähflüssigen Kettenfett versorgen damit nicht alles abzentrifugiert wird.

    Vorsicht mit WD40 zum Kettenreinigen. Es besteht zu 80% aus Waschbenzin um die Kriechfähigkeit des Ölanteils zu verbessern. Deshalb werden die O- oder X- Ringe unterspült und die Fettfüllung unter den Rollen verdünnt bzw. ausgewaschen. Besser Balistol verwenden oder ähnliche dünnflüssige Öle.