Robert, wieso ist es für Dich ein finanzieller Verlust, wenn Du ein Motorrad fährst und nach x Jahren und y km verkaufst ?
Ich wüsste jetzt kein Fahrzeug, das an Wert gewinnt, wenn es gefahren wird. Man kann sich Dinge auch sauer denken oder reden.
Ist so mein Eindruck bei Deine Posts.
Gruß
Claus
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Hallo ck1,
wenn ich mich von einem Motorrad schon nach kurzer Zeit wieder trenne weil ich zu der Überzeugung gelangt bin dass es nicht das Richtige für mich ist, dann muss ich abwägen ob mir der Erkenntnisgewinn und das zwischenzeitliche Fahrvergnügen meinen finanziellen Verlust, also den Differenzbetrag zwischen Einstands- und Verkaufspreis, wert waren. Aber ein Minus hat man in der Regel immer. Im Falle der SD06 war es mir das durchaus wert, weil das Erlebnis lohnenswert war und ich ausgestiegen bin bevor weitere Investitionen anstanden. Sicher hätte die Rechnung anders ausgesehen hätte ich mich auf Schotter flach gelegt und vielleicht 2000 € in Plastik investieren müssen. Das ist eine Verantwortung die man beim Besitz einer Neumaschine eben tragen muss.
Es gibt aber auch Ausnahmen: Bei zweien meiner Motorräder habe ich sogar noch einen Gewinn erzielen können, jedenfalls wenn man nur den finanziellen Aspekt und nicht die Arbeitszeit in die Rechnung einbezieht.
Der erste Fall war eine 97er Freewind mit Motor- und Vergaserschäden die ich für 300 € erstand inkl. H/B Koffersatz, Träger, Topcase, Sturzbügel, Hauptständer und Handprotektoren. Der Vorbesitzer hatte nach mehreren erfolglosen aber kostenpflichtigen Instandsetzungsversuchen einer Hinterhofwerkstatt dermaßen die Faxen dicke, dass er die Freewind sechs Jahre in einer Garage verstauben ließ um sie mir dann fast zu schenken. Diese Werkstatt hatte dann auch noch die Verkleidungsschrauben verschlampt, weshalb ich außer einem sprichwörtlichen "Nakedbike" auch noch einen Haufen Plastikteile mitbekam...
Ich musste eine Zylinderfuß-, eine Zylinderkopf- und zwei Ventildeckeldichtungen investieren, zwei Vergaser-Reparatursätze und einen für den Benzinhahn, verschieden Gummidichtungen am Benzintank, einen Kettensatz und einen Tachoantrieb. Die fehlenden Verkleidungsschrauben, mit Spezialkontur nicht durch Standardschrauben ersetzbar, bekam ich zum Glück preiswert über die Bucht. Was ich da an Arbeitszeit investiert habe muss enorm gewesen sein, mehr als 100 Stunden dürften da im Laufe zweier Jahre bestimmt angefallen sein. Aber es wurde ja die Maschine meiner Tochter, und der berechne ich ja keine Stundensätze... Für mich war es ein relativ risikofreies Bastelprojekt bei dem ich viel dazugelernt habe, inkl. dem Versuch ein Ventil einzuschleifen.
Die Maschine konnte ich zwei Jahre später für 1200 € verkaufen, für die abmontierten Kofferträger, Koffer, Topcase, und Sturzbügel bekam ich von verschiedenen Kunden auch nochmal 500 €. Die ganzen Dichtungen und Reparatursätze schlugen mit ca. 150 € zu Buche. Würde ich solche Aktionen erwerbsmäßig betreiben wäre ich wahrscheinlich nicht ganz dicht, aber als Hobbyprojekt mit einem solchen Abrechnungsergebnis war es dann doch erfreulich.
Das zweite "einträgliche" Motorrad war eine praktisch im Neuzustand erhaltene Suzuki DL 650 V-Strom ´04. Der Vorbesitzer war ein Fahrradmechanikermeister der mich in Sachen Sorgfalt, Hingabe und Bastelleidenschaft noch bei weitem übertraf. Das Motorrad war trotz 35.000 km und einem Alter von 13 Jahren einer Neumaschine in meinen Augen vorzuziehen und kostete dennoch inkl. Zubehör im Wert von 2000 € nur komplett 2700. Drei Jahre später sah mein Käufer das ähnlich und so konnte ich sogar nach Abzug sämtlicher von mir zwischenzeitlich getätigten Investitionen einen zwar bescheidenen, aber immerhin vorhandenen Gewinn verbuchen.
Bei einem Neukauf sind solche Glückstreffer natürlich nicht möglich.
Viele Grüße!