Hallo,
vielleicht mal eine Geschichte von mir, die mich fast aus der Bahn geworfen hat und an der ich noch Jahre zu knabbern hatte:
Teil 1:
Es muss am Montag dem 25. März 2002 gewesen sein. Ich bin jeden Morgen bei meinem besten Kumpel Mike (selbstbständig) am Haus vorbei gefahren. Weder Morgens noch Abends habe ich sein Auto gesehen, da er immer gearbeitet hat.
Anders an diesem Montag. Sein Auto stand noch da. Auch am Abend. Bis dann der Anruf kam, das er sich das Leben genommen hat.
Jetzt war mir auch sein Besuch bei einer Sportveranstaltung am Sonntag klar, wo er seine ganzen Kumpels abgeklappert hat. Mir kam es komisch vor, aber ich hab mir keine Gedanken gemacht.
Hätte ich doch nur richtig hingesehen!
Teil 2:
Am darauffolgenden Freitag (1.April, Ostermontag) bin ich mit Michael, meinem zweitbesten Kumpel nach Stuttgart gefahren, wo wir jemanden besucht haben. Ich mit meiner 600er Fazer, er mit seiner 850er TDM.
Auf der Heimfahrt Abends hat sich Michael noch überlegt, ob er die Sonnenbrille auf seine Brille machen soll. Er hat es aber gelassen.
Wir sind gemütlich die Bundesstraße gefahren. Es war viel Verkehr, ich war vorne und hatte keine Lust zu Lückenspringen.
Da die Spiegelausleger der Fazer nur meine Schulter gezeigt haben, hatte ich Michael nicht immer im Blick.
Schließlich fahre ich durch eine Ortschaft und Michael ist nicht mehr hinter mir.
Ich habe angehalten und kurz gewartet, nix.
Schliesslich bin ich etwa 2km zurück gefahren, nix.
Wieder in die Ortschaft, nix.
Handy angerufen, Handy war aus (er hat vor der Abfahrt gesagt das der Akku leer ist..)
Ich wieder 2km zurück, nix.
Wieder in Richtung Ortschaft gefahren..
Plötzlich sehe ich in einer Wiese einen Motorradkoffer liegen.
Ich sofort angehalten und hingelaufen.
Da lag Micha und seine TDM. Eine leichte Linkskurve die man problemlos mit 140km/h fahren kann ist er geradeaus zwischen Büschen durchgefahren.
Er ist eine Böschung runter und mit dem Kopf in den haten Boden eingeschlagen.
Vermutlich hat er die Kurve aufgrund der tiefstehenden Sonne übersehen.
Wenn ich das hier so schreibe kommen mir als alteingessener Mann fast die Tränen. Micha wurde kurz vor Weihnachten von seiner Frau verlassen und ich habe ihm wieder gezeigt das es ein Leben gibt. Wir waren einen Trinken, gingen zum Mumienschieben (tanzen) und Micha hatte schon wieder Kontakt zu netten und hübschen Frauen.
Er hatte wieder ein Lachen im Gesicht und dann passiert so ein unnötiger Mist.
Es gibt Wochen auf die kann man verzichten.
Was war jetzt mein Problem an der Sache, was mich noch lange beschäftigt hat?
Ich konnte zwei Jahre lang nicht umdrehen und zurückfahren, wenn hinter mir in der Gruppe jemand gefehlt hat.
Einmal musste ich aber im Herbst des gleichen Jahres. Da hat ein Transporter meine damalige Freundin in einem Kreisverkehr abgeschossen. Ihr ist zum Glück fast nichts passiert.
Was ich mir aber vorgenommen habe und auch konsequent umsetzte: ich schaue nicht weg. Ich halte an und Helfe. Immer.
Das sollte jeder machen, aber es macht nicht jeder.
Nur wenn ich sehe das schon genug Leute da sind fahre ich weiter.
Da ich lange Jahre im DLRG aktiv war habe ich auch schon geschätzte 15 DRK Kurse besucht. Zuletzt erst vor sechs Wochen (Ersthelfer am Arbeitsplatz).
Ach ja, für alle mal zum Überlegen:
Seid Ihr Blutspender?
Ich habe fast 70 Spenden hinter mir!