Wenn das jetzt zu politisch war,dann kann es ruhig gelöscht werden...
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Das war nicht unbedingt zu politisch, es ist aber in vielen Bereichen zu schlicht gedacht.
Ich habe mein Berufsleben in Verlagen verbracht, und da wurde ich nie dafür bezahlt, fünf Tage die Woche acht Stunden lang im Büro zu sitzen, sondern zum Beispiel mit meinem Team jeden Monat eine Zeitschrift zu produzieren. Da ist die Arbeitsbelastung nie kontinuierlich, sondern immer sägezahnartig. Gegen Produktionsschluss wurden aus den Acht-Stunden-Tagen gern mal zwölf Stunden, dafür konnte man die Tage nach der Produktion auch mal den Lauen machen. Die Gewerkschaften wollten immer eine verbindliche Arbeitszeiterfassung durchsetzen, aber wie erfasst du bitte, wenn ich auf einer Messe bis nachts um zwei mit dem Chef der größten Digitalagentur Deutschlands saufen bin, damit er eine Woche später von Hamburg nach München fliegt und mir ein Exklusivinterview gibt?
Die Fünf-Tage-Woche ist Ausbund dieser "Geld-für-Arbeitszeit"-Mentalität. Und es gibt zahlreiche Jobs, in denen du das, was du an fünf Tagen arbeitest, auch in vier Tagen arbeiten kannst. Diese Tage werden dann vielleicht länger, aber dafür musst du zum Beispiel nur vier Tage die Woche in die Arbeit pendeln. Eine geschickt eingestielte Vier-Tage-Woche kann einen Arbeitsplatz erheblich attraktiver machen, in Zeiten des Fachkräftemangels vielleicht keine schlechte Idee. Der Verlag, bei dem ich bis 2023 gearbeitet habe, hat inzwischen eine Vier-Tage-Woche eingeführt, die im Wesentlichen bedeutet, dass in den Abteilungen, in denen das nicht erforderlich ist, am Freitag keine Anwesenheitspflicht herrscht. Mails müssen nicht gelesen, Telefone nicht abgehoben werden, Meetings finden am Freitag nur dann statt, wenn es zwingend erforderlich ist. Die Leute müssen nicht weniger schaffen als vorher, es wird ihnen nur mehr Zeitsouveränität eingeräumt. Und so mancher nutzt den "freien Freitag" vielleicht auch dazu, endlich den großen Artikel zu schreiben, zu dem er an den anderen Tagen im Großraumbüro nicht kommt.
Ich habe auch den Eindruck, dass es grober Unsinn ist zu glauben, Deutschland würde wieder eine führende Wirtschaftsnation, wenn wir nur alle wieder härter in die Hände spucken. Wir müssen wieder innovativer werden. Und dazu gehört vielleicht auch, dass man nicht gleich auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird, wenn man mal was falsch gemacht hat.