Na ja, ich muss erst einmal konstatieren, dass mein aktuelles Motorrad (Africa Twin SD 08) mehr Sprit braucht als mein aktuelles Auto (Toyota Yaris Hybrid), obwohl der Toyota das Fünffache wiegt. Laut Honda braucht meine AT 4,9 Liter auf 100, was 114 g CO2 pro Kilometer entspricht. Würde man Motorräder genauso behandeln wie Autos, wären das elf Gramm mehr als der durchschnittliche Grenzwert für Pkw. Dabei ist die AT im Honda-Umfeld noch nicht mal solch ein Säufer. Eine CB650R ist mit dem gleichen Verbrauch angegeben. Auf der anderen Seite hat sogar die Vollfettstufe Goldwing 1800 keinen viel höheren Verbrauch. Die wiegt zwar doppelt so viel wie eine CB650R, braucht aber nur einen halben Liter mehr auf 100.
Daraus folgt für mich der nüchterne Schluss, dass Spritverbrauch für Motoradfahrer nicht so ein wichtiges Kriterium ist. Ein vollwertiges Motorrad braucht irgendwas um 5 Liter auf 100 und gut. Würde man an Motorräder dieselben Maßstäbe anlegen wie an Autos, wäre der Spritverbrauch allerdings insgesamt zu hoch. Eigentlich müssten Motorräder heute in Summe 20% weniger Sprit brauchen. Und vermutlich danken alle Geschäftsführer von Motorradherstellern jeden Abend vor dem Schlafengehen dem lieben Gott, dass bei ihnen dem CO2-Ausstoß noch nicht so viel Beachtung geschenkt wird wie in der Autobranche, sonst hätten sie nämlich alle auf einen Schlag ein Riesenproblem.
Nehmen wir mal an, der CO2-Flottenausstoß würde auch für Motorradhersteller gelten, dann müssten sie entweder über irgendwelche Tricks den Norm-Verbrauch ihrer Verbrenner drücken oder diesen Mehrausstoß dadurch kompensieren, dass sie mit Macht emissionsfreie E-Zweiräder in den Markt drücken. Ich persönlich könnte mir einen Hybridantrieb für ein Motorrad gut vorstellen, und zwar in der Art, wie es BMW mal mit einem X5-Prototyp gemacht hat. Da wurde beim Bremsen Strom erzeugt und dann nicht in einem normalen Akku gespeichert, sondern in einem (oder mehreren) Hochleistungs-Kondensatoren. Und der Strom, der beim Bremsen vor einer Kurve weggespeichert wurde, wurde gleich im Anschluss beim Herausbeschleunigen als Extra-Boost wieder freigesetzt. Besonders im Stop&Go-Betrieb in der Stadt könnte das sehr viel bringen: Beim Bremsen vor der roten Ampel wird Strom erzeugt, der gleich beim Losfahren bei Grün für einen zusätzlichen Zug sorgt - und so den Verbrenner da entlastet, wo er normalerweise besonders viel Sprit braucht. Ich erinnere mich an einen Hybrid-Prototypen, den glaube ich Wunderlich mal auf Basis einer BMW R1200GS realisiert hat, da haben sie einen Generator in das Vorderrad eingebaut, der bei Bedarf als Radnabenmotor diente. Ich persönlich hielte einen permanent mitlaufenden Starter-Generator im Motor für sinnvoller. Der ersetzt sowohl Anlasser als auch Lichtmaschine und speist bei Bedarf Leistung in den Antriebsstrang ein.
Zu klären wäre noch, wie man das mit der Bremse macht. Mein Toyota hat eine elektronisch gesteuerte Bremse, die bei leichtem Tritt auf das Pedal zunächst das Bremsmoment des Hybridantriebes nutzt. Da der Wagen Frontantrieb hat, wirkt das nur auf die Vorderräder. Reicht einem diese Verzögerung nicht aus, tritt man stärker aufs Pedal und das Auto nimmt die Bremsaggreate an der Hinterachse dazu, das stabilisiert die Fuhre. Erst wenn man wirklich stark verzögern möchte, tritt man noch stärker aufs Pedal und alle Bremsaggregate kommen zum Einsatz. Wie man so was bei einem Motorrad lösen soll, weiß ich jetzt nicht genau, vermutlich mit einer elektronisch gesteuerten Integralbremse. Die Frage wäre nur, ob sich der ganze Aufwand lohnt, damit der Bock auf 100 einen Liter weniger braucht. Oder ob man dann gleich ganz auf Elektro geht.