Beiträge von Sampleman

    Das Problem dürfte sein, was du unter "bald" verstehst. Ich habe bestimmt schon mindestens ein Dutzend Helme gesehen, bei denen irgendeine Augmented-Reality-Technik verbaut war, die genau das versprach. Allerdings nie in live und in freier Wildbahn. In IT-Kreisen heißt so was glaube ich "Vaporware", etwas, was mit tollen Features angekündigt wurde, aber dann doch nicht zu kaufen ist. Ich erinnere mich noch, dass BMW vor zwei Jahren glaube ich eine Sonnenbrille auf den Markt gebracht hat, die irgendwelche Daten ins Auge des Betrachters projiziert hat. In der Theorie könnte ich mir so was ganz gut vorstellen: Du steigst auf dein minimalistisches Vintage-Bike, und wenn du ein Navi brauchst, dann schaltest du es halt in der Brille an. In der Praxis war das Ergebnis wohl total vergurkt: erstens ging es nur an BMWs mit der kompletten Connected-Ride-Ausstattung dh. ohnehin mit Schirm im Cockpit. Und zweitens muss die Umsetzung so scheiße gewesen sein, dass alles zu spät ist.


    Aber ehrlich gesagt: Gegenüber dem Taschenrechner-Mäusekino der CRF1000 empfinde ich den aufgeräumten Bildschirm der 1100 schon als Fortschritt.

    Von was für einem Blödsinn sprichst du eigentlich? Fährst du ohne Navi? Wenn ja, dann schön für dich, dann lass dir eben kein Navi anzeigen.


    Einer der Vorteile des TFT an der 1100 ist ja sogar, dass du dir verschiedene Cockpits einstellen lassen kannst. Wenn du nicht mehr sehen willst als einen fetten Drehzahlmesser, einen Tacho und eine Tankuhr, dann stellst du dir das eben ein.


    Ich bin von einer 25 Jahre alten GS auf die Honda umgestiegen. Okay, die GS hatte ein Zwei-Uhren-Analogcockpit mit mechanischen Zeigern. Wenn du so was willst, darfst du dir kein Mopped aus diesem Jahrhundert kaufen.

    Ich kann dir da als Ü60 komplett zustimmen, sehe ich genauso. Es gibt allerdings zwei Sachen, die mich an der Tasten-Bedienung von CarPlay stören: Erstens hat die AT Tasten für Oben/Unten und Rechts/Links, in CarPlay funktionieren aber nur die Tasten für oben und unten, was das Aktivieren der passenden Schaltfläche unnötig umständlich macht. Und zweitens wünsche ich mir schlicht eine Play/Pause-Taste, mit der ich den Ton bzw. die Musikwiedergabe einfach aus- und anschalten kann.


    Was ich darüber hinaus noch verbesserungswürdig fände: Es gibt in CarPlay diesen Übersichts-Modus. in dem das Navi nur den halben Schirm einnimmt, die andere Hälfte ist in der Regel vom Musik-Player belegt. Manchmal sind da auch noch zwei Schaltflächen für die Zieleingabe dabei. Ich würde mir wünschen, dass man in diesem Modus die Inhalte der einzelnen Widgets konfigurieren könnte. So würde ich zum Beispiel gern permanent die Anzeige meines RDKS sehen. CarPlay scheint auch sehr picky zu sein, welcher Applikation es die Darstellung eines PopUps erlaubt. Wenn ich im Navi-Betrieb eine WhatsApp erhalte, erscheint unten im Display ein Balken. Wenn mein RDKS einen Alert auswirft, sehe ich da nichts.


    Was die Touch-Funktion angeht, benutze ich die auch eher selten, vor allem zum Eingeben von Suchbegriffen im Navi. Das liegt aber auch ein bisschen daran, dass man sich mit Handschuhen auf einem Touch-Display leicht vertippt.


    Ansonsten sind wir natürlich auch alle Gewohnheitstiere. Ich habe eine DSLR (Canon EOS 6D), da kann man alle Funktionen auf dem Display mit Knöpfen und einer Multifunktionswippe einstellen. Jetzt habe ich mir zusätzlich das Nachfolgemodell (EOS 6D Mk. 2) gekauft, die ist in puncto Bedienung und Menüführung ganz ähnlich. Doch das Display der Mk. 2 hat zusätzlich Touch. Man kann auch wischen und mit zwei Fingern zoomen, wie beim Smartphone. Beim Smartphone mache ich das auch andauernd - bei der Kamera nutze ich komischerweise meistens die Hardware-Bedienungselemente;-)

    Ich glaube, das ist es, was mich triggert: Alles was du für unnötig hältst, wertest du ab. Davon fühlen sich andere Leute unnötig angegriffen. Das ist ungefähr der Mechanismus, als wenn man sagt, DCT sei nur was für Behinderte. Ich glaube, da sollte man etwas aufpassen.


    Ja, da hast du völlig recht.

    Mal ein paar hässliche Wahrheiten: Wenn du deinen 3er 1978 gemacht hast, bist du mindestens zwei Jahre älter als ich, also inzwischen im guten Rentenalter. Jeder große Fahrzeughersteller, der sich bei der Neuentwicklung von Produkten an den Bedürfnissen von Kunden orientiert, die so alt sind, dass es fraglich ist, we lange sie überhaupt noch Motorrad fahren können, der müsste verrückt sein - deshalb geschieht das auch nicht.


    Vieles von dem, was manche alten Motorradfahrer als "gute alte Zeit" sehen, sehe ich inzwischen einfach als "veraltet" an. Das erste Motorrad, das ich nach meiner Motorradprüfung 2006 gefahren habe, war eine (geliehene) Honda XL500S, die war Baujahr 1980. Wäre ich 1980 nicht durch meine Motorradprüfung gefallen, hätte die XL auch mein erstes neues Motorrad gewesen sein können. Und ehrlich gesagt bin ich froh über fast alles, was sich seitdem getan hat: Ein Motor, der einfach auf Knopfdruck anspringt, Bremsen, die richtig bremsen, Licht, das richtig hell ist. Ein Fahrwerk, mit dem du auf der Autobahn 200 fahren kannst, ohne dass du stirbst. Nicht nur ein Tageskilometerzähler sondern zwei, eine richtige Tankuhr mit Reichweitenanzeige, Heizgriffe, die meine Bratzen warm halten. Und natürlich auch ein Navi, immer hell und klar ablesbar, ein Reifendruck-Kontrollsystem, das mir das Nachprüfen abnimmt, eine App, mit der ich bei Bedarf tanken und zahlen kann, ohne mich deshalb ab- und wieder aufrödeln zu müssen. Meine AT hat die vierfache Leistung der XL, da bin ich für eine Tranktionskontrolle durchaus dankbar. Und wenn der Motor schon elektronisch gesteuert ist, dann freue ich mich, dass ich diese Steuerung nach meinen Bedürfnissen einstellen kann. Und natürlich DCT. Ich bin früher BMW gefahren, da war Schalten ein spanabhebender Vorgang.


    Der Markt ist voller veralteter Motorräder. Wenn dir ein modernes Motorrad nicht gefällt, bekommst du für den Neupreis ein grundüberholtes altes Motorrad in neuwertigem Zustand.


    Ich glaube, das muss man auch hin und wieder mal sagen, weil sonst immer nur das Genöle der alten Säcke übrig bleibt, für die schon die Einführung des E-Starters ein Verrat an der Bewegung war.


    (Ich habe von meinem Handy-Provider einen Senioren-Tarif bekommen, ich darf das;-))

    Einfach nur kabellos ist nur die halbe Miete, da stöpselst du einfach einen Adapter in die USB-Dose und gut ist. Das Problem ist, wohin mit dem Smartphone und wie laden? Honda bietet noch nicht mal eine Handy-Halterung an, geschweige denn ein Ablagefach mit Ladeschale.


    Ich finde das eher unproblematisch, ich will mein Handy bei mir in der Jacke und nicht am Motorrad. Das Problem mit dem Laden löse ich mit einer Powerbank.


    Was mich an der CarPlay-Implementierung von Honda stört, ist das Entweder-Oder: Entweder man hat alle Honda-Infos, oder man hat CarPlay. Nur der Tacho und der Kilometerzähler sind mir da etwas wenig. Das Problem ist, dass Apple CarPlay eigentlich nicht das Armaturenbrett ersetzen soll, sondern das Autoradio. Es gibt wohl in einigen Autos heute schon auf CarPlay basierende Anzeigedisplays, die neben den Daten des Handys auch Daten vom Auto einblenden. Honda könnte diese Daten über einen Bluetooth-Sender an der OBD-II-Schnittstelle liefern, dann müsste man sie nur noch in der App zusammenfügen.


    Insgesamt fehlt es mir da auch etwas an Konsequenz: Wenn Honda die Africa Twin schon als das männermäßige Fernreise-Tool bewirbt, wo bleibt da dann der digitale Tripmaster, die GPS-Trackinganzeige etc.? Stattdessen bietet mir Apple CarPlay Spiegel online und WhatsApp an. Vor 18 Jahren hatte ich in den USA einen Ford Taurus als Mietwagen, der hatte einen elektronischen Kompass im Rückspiegel. Wieso hat das mein Weltreisemotorrad eigentlich nicht?


    Sollte sich mal jemand daran machen, die aktuelle SD13/SD14 zu überarbeiten, fände ich eine Ganganzeige gut, die auch im Automatikbetrieb die Gänge anzeigt, eine integrierte Reifendruckkontrolle und beleuchtete Schalter. Ach ja, eine Play/Pause-Taste fände ich auch nicht schlecht.

    Und wenn man diese Leute dann mal konkret fragt, woran sie das festmachen, dann kommt nur heiße Luft.


    Was man zum Thema "weiß-blaue Brille" aber auch nicht vergessen darf, das sind die engen Beziehungen, die eine deutsche Redaktion mit dem einzigen relevanten deutschen Motorradhersteller hat. Nehmen wir mal an, "Motorrad" plant einen Reifenvergleichstest für große Reiseenduros und bräuchte dazu drei identische Testmotorräder. Und jetzt rufen sie in München an und fragen nach drei GS, sie rufen bei Piaggio in Düsseldorf an und fragen nach drei Stelvios, und dann rufen sie noch bei Triumph in Rosbach vor der Höhe an und fragen nach drei Tiger Explorer. Die Antwort bei BMW kann ich mir vorstellen: "Welche Farbe, oder ist das egal?" Ob die anderen überhaupt adäquat reagieren können, das weiß ich nicht. Ich sprach mal mit einem Motorrad-Redakteur, der sagte mir, man könne ja gern mal versuchen, für einen solchen Einsatz eine Aprilia zu bekommen, das könne man sogleich vergessen.


    Das führt dann natürlich zu einer erhöhten Präsenz von BMW im Blatt. Andererseits: Wenn BMW von der GS fünf- bis zehnmal so viele Moppeds verkauft wie die Wettbewerber von den jeweiligen Wettbewerbsmodellen, dann ist es irgendwie auch wieder logisch, dass die GS häufiger vorkommt als eine MV Agusta, von der man nie weiß, ob man sie überhaupt noch kaufen kann.

    Es gibt halt Leute, die das, was sie in den Medien lesen, grundsätzlich für falsch und irrelevant halten. Als Journalist sage ich dazu: Na, dann sollen sie halt dumm sterben.


    "Motorrad" steht vor dem Dilemma, vor dem alle anderen Dauertest-Redaktionen auch stehen: Wenn sie sich irgendwoher ein Dauertest-Fahrzeug besorgen und das geht dann kaputt, dann wird der Hersteller anzweifeln, dass das Fahrzeug die Serienspezifikationen erfüllt. Das kann eine Redaktion am leichtesten umgehen, indem sie sich vom Hersteller/Importeur ein Testmuster stellen lässt. Wenn das dann nicht die Serienspezifikationen erfüllt, ist der Hersteller schuld.


    Früher hat "Motorrad" seine Dauertester tatsächlich gekauft. Die wurden nach Testende dann wieder zusammengebaut und weiterverkauft. Ob Ärger mit einem Hersteller oder schnöde Kostenersparnis der Grund war, davon abzuweichen, weiß ich nicht.


    Gerade bei Fahrzeugen ist die Gefahr groß, dass der Hersteller das Testexemplar noch einmal genau unter die Lupe nimmt, gegebenenfalls sogar modifiziert, damit es besser abschneidet. Insofern wundert es mich doch, wie oft bei den Dauertestern was kaputtgeht.