Beiträge von Sampleman

    Gerade lief hier im Forum ein Thread über eine neue Riseenduro von Zontes mit 750 ccm Dreizylinder und 95 PS. Die kommt mit allem Schnickschnack inklusive Totwinkelwarner, Dashcams von und hinten und Quickshifter.



    Das Ding soll inklusive 5 Jahre Garantie 8.000 Euro kosten. Die erste Fernost-Konkurenz, die mir dazu einfällt, ist die Honda Transalp, die kostet ohne Extras ab Werk 11K. Ich weiß nicht genau, wo die Transalp gebaut wird, aber meines Wissens hat die EU mit Japan ein Freihandelsabkommen, mit China nicht. Da erscheinen dann über 30% Preisunterschied noch bemerkenswerter.


    An den niedrigen Löhnen in China allein kann das kaum liegen, denn vor einiger Zeit las ich einmal, dass die Lohnkosten in China in letzter Zeit stark gestiegen seien und sich inzwischen auf einem Niveau bewegen, bei dem europäische Länder wie die Slowakei oder Ungarn problemlos mithalten können. Wie schafft es die Firma, die hinter der Marke Zontes steht, also, ein Motorrad zu bauen, das aufwendiger gemacht ist als eine Transalp (Dreizylindermotor, voll einstellbares Fahrwerk, Quickshifter, Gadgets), aber ein Drittel weniger kostet?


    Ich sehe die Gefahr aus China weniger für Premium-Produkte aus Europa. Jemand, der 'ne Moto Guzzi will, kauft sich keine Moto Morini, weil die billiger ist. Aber die Japaner werden sich was überlegen müssen - zumal ja gerade die etwas günstigeren japanischen Modelle oft auch nicht Made in Japan sind.


    Ansonsten sehe ich das inzwischen fatalistisch. Würde ich China bewusst und komplett boykottieren, hätte ich das Tablet nicht, auf dem ich diesen Text schreibe. Ich hätte kein Smartphone, kein Notebook und keinen Fernseher. Selbst meine Fritzbox ist zwar von einer deutschen Firma, wurde aber nicht in Deutschland produziert.


    Immerhin: Neulich kaufte ich ein Cardo Spirit HD Headset, das war "Assembled in Ukraine" - dafür hat es dann auch nicht funktioniert. Jetzt habe ich ein Sena 5S. Das funzt, und ist vermutlich aus Shenzen.

    Die Wettervorhersage sah viel versprechend aus, also beim arbeitenden Teil des Haushalt einen Tag Urlaub beantragt und einen Abstecher an den Bodensee geplant. Auf Kurviger eine Route von Augsburg nach Dornbirn und eine Rückfahrt von Hörbranz nach Hause geplant, extra eine eSIM für die Schweiz gebucht und insgesamt viel zu viel Zeug eingepackt.


    Heute morgen dann um acht auf dem Bock, die Route gibt mir zunächst Rätsel auf. Anstatt mich über Mering und Königsbrunn zügig in den Südwesten zu führen, leitet mich das Navi quer durch die Stadt und wählt offenbar vor allem schnurgerade Straßen aus, die dann auch noch alle 100 Meter eine Ampel haben. So ist das Fahren gleichzeitig öde und man kommt dennoch nicht voran. Meine Laune bricht endgültig ein, als am Südrand von Augsburg Nebel einsetzt, der bis Buchloe anhalten wird. Dummerweise habe ich heute meinen Helm ohne Pinlock auf, aber bei der Waschküche wäre das auch schon egal gewesen.


    Dann reißt der Nebel auf, und das Allgäu präsentiert sich wie aus einem Werbeprospekt:


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    (Das hier ist eine Burgruine namens "Oberschloss", südlich von Sulzberg bei Kempten)


    Weiter geht die wilde Fahrt, erst durch's Allgäu, dann durch Vorarlberg und endet schließlich in Dornbirn. Dort finde ich direkt am Marktplatz einen Asiaten, bei dem man gepflegt draußen sitzen kann und der eine leckere Mittagskarte hat:


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    (Die Ente ist wirklich butterzart, die ganze Chose kostet mit Vorsuppe und Getränk unter 19 Euro, da kann man nicht meckern)


    Von Dornbirn fahre ich nach Rorschach, meiner Frau beim Migros eine Anstaltspackung ihrer Lieblings-Schoggi besorgen. Und bemerke dabei, was ich bislang nach jedem Bodensee-Besuch wieder verdrängt habe: Zum Bodensee zu fahren ist toll, am Bodensee zu fahren ist ätzend. Der gesamte Verkehr konzentriert sich an der Uferstraße, die im Dauerstau versinkt, dazu kommt der Schweizer Verfolgungsdruck bei der Gescgwindigkeitskontrolle. Meinen ursprünglichen Plan, von Rorschach nach Romanshorn zu fahren und dort mit der Fähre nach Friedrichshafen überzusetzen, verwerfe ich im Stau vor einem Bahnübergang. Ich fahre zurück, nehme schnell ein Beweisfoto auf...


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    ... und staue mich zurück nach Bregenz. Von dort ist es nicht weit bis nach Hörbranz. Dort geht die Route los, die ich mit Kurviger gebaut habe. An der Grenze nach Bayern gerate ich in eine Zollkontrolle, aber die suchen wohl nicht nach illegaler Schokolade, sondern nach illegalen Einwanderern - ich werde durchgewunken.


    Die Fahrt durchs Allgäu ist wieder schön, das Herbstlicht ist bezaubernd. Leuten, die es nachfahren wollen, kann ich die "Schwäbische Bäderstraße" empfehlen, sehr nett.


    Bei Scheidegg mache ich Rast an einem Parkplatz und will ein Foto schießen, als dort zwei aufdringlich laute Harleys mit Stuttgarter Nummer aufschlagen. Immerhin, einer der Harley-Treiber schlägt mir vor, ein Foto von mir und meinem japanischen Präzisionskraftrad zu machen. Das ist nett, da sage ich nicht nein:


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    Morgens um acht bin ich los, abends um acht bin ich wieder daheim in Augsburg. 450 km mehr stehen auf dem Tacho. Die Touratech-Bank und die neuen, tieferen SW-Motech-Rasten haben einen guten Job gemacht. Zwar hat mir am Ende doch etwas der Arsch weh getan, aber eben erst nach 450 km und nicht schon nach 200 km.

    Ja, kann man. Es gibt aber dennoch einen Punkt in der Dämmerung, in der das Display dauernd hin- und herschaltet. In der Theorie könnte man natürlich allein aus dem GPS-Signal errechnen, ob es dort Tageslicht ist oder nicht, aber dann muss man immer noch ein paar Abfangroutinen programmieren, um mit Tiefgaragen und Tunneln klar zu kommen.


    Google Maps kennt die Tunnel und schaltet (ohne Apple CarPlay) auf meinem iPhone automatisch auf dunkel, wenn man da durchfährt. Meine Tiefgarage kennt es nicht, da bleibt es hell - zumindest am Tage.

    Wenn wir mal davon ausgehen, dass die BMW eine Enduro ist/sein soll, finde ich den pauschalen Verzicht auf Schaltwippen am Lenker gar nicht so gut. Gerade mit schweren Cross-Stiefeln am Fuß und bei Fahrt im Stehen hat es doch seine Vorteile, wenn man mit der Hand schalten kann. Und was ich bei näherer Beschau gar nicht schlecht fände, das wäre (von mir aus gegen Aufpreis) eine wahlweise Betätigung der Hinterradbremse mit der Hand - wenn dort schon keine Kupplung sitzt.


    Ich kriege das Umschalten regelmäßig mit, weil mein Motorrad in einer Tiefgarage steht und deshalb eigentlich immer im Nachtmodus startet. Wenn ich dann aus der Garage fahre, dann dauert es ein paar Sekunden und die Tag-Darstellung wird angezeigt. Meines Erachtens übernimmt CarPlay da die Schwellwerte, nach denen das Motorrad auch die Cockpit-Darstellung zwischen Tag und Nacht umgestellt. Ich bin auch schon häufig mit CarPlay-Apps bei Nacht gefahren.


    Ich kann es nicht beschwören, aber ich nehme an, dass zu den Designrichtlinien, die eine App unter CarPlay erfüllen muss, eine Tag- und eine Nachtdarstellung gehören.

    Wenn du gestern an der Bremse zugange warst, spricht viel für den Bremslichtschalter. Ansonsten habe ich auch von Fällen gehört, inndenen eine Seitenständervergrößerung den Ständer dazu brachte, nach unten zu schwingen und den Seitenständerschalter zu aktivieren. Das schaltet den Tempomaten auch ab.


    Kleiner Tipp: Wenn du den Tempomaten grundsätzlich angeschaltet hast, erscheint ein Symbol eines Tachos im unteren Display. Wenn du ihn einmal gesetzt hast, wird in den Cockpit-Darstellungen mit Geschwindigkeitsanzeige unter der Anzeige angezeigt, auf welches Tempo der Tempomat gesetzt ist. Wenn der Tempomat aktuell aktiv ist, d.h. die Geschwindigkeit regelt, dann steht im unteren Display über dem Tachosymbol klein "Set". Solange im unteren Display nicht "Set" leuchtet, arbeitet der Tempomat nicht.

    Ich kenne aus praktischer Erfahrung als einziges Motorrad-Automatikgetriebe tatsächlich nur das DCT, kann mir aber lebhaft vorstellen, dass man Schaltrucke weit störender empfindet, wenn man sie nicht zuvor durch eine Aktion eingeleitet hat, sondern wenn sie überraschend kommen.


    Als ich meine Honda neu hatte, hat sie ein paarmal in engen Kreiseln von selbst zurückgeschaltet. Ich fand das extrem lästig. Wenn ich selbst in der Kurve schalte, stört mich der Schaltruck kein bisschen.


    Ich bin vor 25 Jahren mal mit schweren Mercedes-Lkw im Gelände gefahren. Die hatten ein so genanntes Telligent-Getriebe, und das ging so: Du willst hochschalten, drückst einen Joystick nach vorn, der Anschlussgang wird dir angezeigt, du bestätigst diese Gangwahl durch Tritt auf die Kupplung. Dann kommt ein fühlbarer "Klick" im Joystick, das Zeichen, dass der Gang drin ist. Dann lässt du die Kupplung kommen und fährst weiter. Was man im Gelände in einem schweren Lkw absolut nicht haben will, ist kein Gang drin. Also bin ich berghoch gefahren, Vollgas, Joystick vor, Kupplung getreten, die Kiste verzögert, als hätte sie einen Anker geworfen, scheiße, kein Klick, scheiße, gleich rolle ich zurück, Kupplung kommen lassen, kein Gang gewechselt, na super! Die Mercedes-Leute haben mir hinterher erzählt, dass Telligent für einen Gangwechsel weniger als 0,7 Sekunden braucht, das sei schneller als ein manueller Gangwechsel. Es kommt einem nur nicht so vor. 0,7 Sekunden können eine lange Zeit sein, wenn man sie nicht damit verbringt, mit einem ellenlangen Schalthebel im Getriebe rumzurühren.


    Will sagen: Bei der ganzen Schalterei ist auch eine gute Portion Psychologie dabei.