Schuberth E2 - erste Erfahrungen

  • #1

    Geburtstag habe ich zwar erst in gut zehn Tagen, aber weil ich nächstes Wochnende auf eine Moppedtour gehe, habe ich mein Geburtstagsgeschenk jetzt schon bekommen, einen neuen Helm, und zwar den Schuberth E2 Defender, den gibt es im Moment für rund 530 Euro bei FC Moto:



    Ich bin heute die erste Runde damit gefahren und wollte euch ein paar Eindrücke vermitteln.


    Also, erst mal sind diese 530 Tacken zwar einerseits viel Geld, aber andererseits doch ein gutes Stück von den deutlich über 700 Euro entfernt, für die der E2 früher mal verkauft wurde. Das Design des Defender passt supergut zu meiner schwarzen AT, finde ich:



    Es gibt den E2 in einigen Farb-Varianten, die zum Teil deutlich teurer sind. Für AT-Treiber mit Tricolore-Lack empfiehlt sich die Version "Explorer", die kostet bei FC Moto 50 Euro Aufpreis. Was es beim E2 leider nicht gibt, ist eine neongelbe "Fluo"-Variante, das wäre für mich die sinnvollere Variante zu einer Wahnweste.


    Bei mir ersetzt der E2 einen Schuberth E1, den ich vor sieben Jahren als Ausstellungsstück für 450 Euro gekauft habe. Wenn man sieht, wie sich die Preise allgemein seitdem entwickelt haben, sind 530 Euro fast schon normal - auch wenn ich natürlich weiß, dass es Helme für das halbe Geld gibt, die auch nicht schlecht sind..


    Der E1 und der E2 haben eine vergleichbare Geschichte: Beide basieren auf normalen Straßen-Klapphelmen (E1 gleich C3, E2 gleich C5). Die Passform ist ziemlich gleich. Wem ein C5 passt, der kann blind einen E2 bestellen. Offensichtlichster Unterschied ist der Sonnenschirm, aber der bedingt auch eine geänderte Visiermechanik. Außerdem hat das Vorderteil des E2 unten eine zusätzliche Belüftung und ist etwas weniger glatt gestaltet. Der Schirm macht sich bis rund 120 km/h kaum negativ bemerkbar, darüber fängt der ganze Helm leicht das Zittern an. Wenn man längere Etappen mit hohen Geschwindigkeiten vor hat, dann kann man den Schirm auch leicht ohne Werkzeug demontieren. Für die Löcher in der Visiermechanik, die dann übrig bleiben, gibt es Abdeckkappen. Man kann also aus einem E2 mit wenigen Handgriffen mehr oder weniger einen C5 machen. Das ist eventuell wichtig für Leute, die neben einer AT noch einen Roadster o.ä. fahren und darauf nicht mit einem Adventure-Helm sitzen möchten.


    (all das gilt auch für den E1, nur mal so nebenher erwähnt).


    Jetzt zu den Unterschieden: Der E2 ist nach ECE22-06 homologiert, und zwar - anders als der E1 - nach ECE22-06 P/J. Das bedeutet, dass der E2 sowohl als Jethelm als als Integralhelm zugelassen ist. Der E1 war offiziell nur ECE 22-05-homologiert und als Integralhelm zugelassen, was bedeutet, dass er offiziell nur mit heruntergeklapptem Vorderteil gefahren werden darf. Das könnte in Italien relevant sein, wo Helme einer ECE-Norm genügen müssen. In Deutschland könnte das auch eine Rolle spielen, wenn man mit aufgeklapptem Helm fährt und einen Unfall hat.


    Wichtig für die P/J-Zertifizierung ist, dass das Vorderteil gegen Herunterklappen gesichert wird. Beim E1 ist es das nicht, auch wenn bei mir nie das Vorderteil von allein runtergeklappt ist. Der E2 hat auf der linken Seite einen kleinen Schieber, mit dem man das Vorderteil in geöffneter Stellung arretieren kann. Leider ist dieser Schieber mit Handschuhen schwer zu fühlen und zu greifen. Ich habe aber den Eindruck, dass das Vorderteil auch ohne Schieber oben bleibt.


    Der neuen ECE 22-06 geschuldet ist auch das höhere Gewicht des E2. Er wiegt laut meiner Küchenwaage in Größe 3XL rund 1880 g. Der E1 ist knapp 200 G leichter. Man merkt das Mehrgewicht, wenn man die Helme in der Hand hat. Man merkt es aber auch beim Aufsetzen: Der E2 umschließt den Kopf mehr als der E1, auch das Helmvisier scheint dicker zu sein. Eine Sache treibt das Gewicht ebenfalls: Im E2 sind serienmäßig Helmlautsprecher als Teil der Vorbereitung für die Intercom-Lösung eingebaut.


    Ich bin den E2 heute gefahren, auch auf der Schnellstraße mit 150 km. Er scheint leiser zu sein und besser im Wind zu liegen als der E1, auch wenn die Unterschiede nicht dramatisch sind. Ich habe den E1 immer mit Ohrstöpseln gefahren und werde das beim E2 genauso halten. Interessant ist, dass ich im E2 etwas mehr Platz habe. Er drückt mir die Ohren nicht so zusammen. Es gibt etwas dickere Wangenpolster, vielleicht probiere ich die mal aus.


    Deutlich besser ist der E2 beim Visier. Gegenüber dem E1 ist das Sichtfeld gewachsen. Vor allem nutzt die Pinlock-Scheibe die Fläche des Visieres besser aus. Die Visiermechanik hat eine Memory-Funktion: Ist das Visier halb geöffnet und man klappt den Helm auf, dann merkt sich die Mechanik die Funktion. Das Sonnenschutzvisier gibt meiner Nase mehr Raum. Beim E1 konnte ich es nicht ganz runterfahren, ohne dass es an meine Nase stieß. Beim E2 geht das, außerdem gibt es einen kleinen Schieber, mit dem man den Verstellweg beschränken kann.


    Bei der Belüftung habe ich keine großen Unterschiede feststellen können. Die war beim E1 schon gut und ist beim E2 nicht schlechter geworden. Fortschritt: An die Verstellung der Düse oben auf dem Kopf kommt man jetzt besser dran.


    Für den E1 gab es ein maßgeschneidertes Intercom, das ich so scheiße fand, dass ich es wieder rausgerissen und zurückgeschickt habe. Ich hatte auch den Eindruck, dass das SC10UA erst entwickelt wurde, als der Helm schon fertig war. Für den E2 gibt es - zugeliefert von Sena - das SC2, ein Headset, das sich ganz leicht installieren lässt. Man schraubt im Nacken eine Abdeckung ab und steckt ein Modul rein, dann gibt es im Helmpolster eine Steckbuchse für das Mikrofon, und links am Helm kann man den Block mit den Bedienungstasten anklippsen - fertig. Das SC2 gibt es jetzt wohl auch in verschiedenen Versionen, mit und ohne Mesh etc.. Wenn man ein Headset in seinen E2 bauen will, ist man darauf angewiesen, denn in der Bedienungsanleitung heißt es explizit, dass der ganze Helm seine Zulassung verliert, wenn man ein anders als das für den E2 zugelassene Headset montiert. Leider ist man für solch ein Teil derzeit mindestens 240 Euro los. Da ich den Helm ohnehin mit Ohrenstöpseln fahren werde, werde ich wohl erst mal darauf verzichten und mir stattdessen Plugfones-Ohrhörer in die Ohren stecken.


    Nimmt man den E2 in die Hand, dann erscheint er geringfügig größer als der E1. Für AT-Fahrer wichtig zu wissen: Beide Helme passen jeweils in den größeren der beiden Kunststoffkoffer, und zwar mit der größten Helmschale.


    Mir hat der Schuberth E1 sieben Jahre lang treue Dienste geleistet. Ich bin guten Mutes, dass das der E2 genauso schafft.

  • #2

    Sehr guter Bericht! Danke! Aber 1880g ist echt schon ne Hausnummer. 🤔

    Gibt es davon auch ne Carbon-Variante etwas leichter? Oder liegt das hohe Gewicht an Deiner Helmgröße an sich?


    Ach ja, und das Thema Zulassung weg bei Fremd-Intercom, das gab es beim Vorgänger und anderen Modellen auch schon. Das wurde mehrfach durch Sachverständige negiert und spielt bei späteren Diskussionen nach Unfall keine Rolle. Es gilt: Der Helm muss auch mit Fremdfabrikaten mit ABE seine volle Schutzwirkung behalten. Gab auch schon Tests dazu und Empfehlungen der DEKRA an den Gesetzgeber.

    Aber als "Entscheidungshilfe" für den Kauf des teuren, hauseigenen Sets taugt es wohl immer noch. 😁


    LG

    Roman

  • #3

    Moin,


    ich nutze den E2 schon länger, mit dem SC2. Ja, ist ganz schön schwer, ich find ihn trotzdem komfortabel, besonders die Polsterung im Stirnbereich ist besser als beim E1, den ich ebenfalls hatte. Den E2 bei heißem Wetter legal offen fahren zu können ist prima.

    Den E2 gibt es als Carbonvariante, wird mit 1670g angegeben. Das Kinnteil scheint nicht aus Carbon zu sein.

    Bei der SC2 ist die seitliche Steuereinheit,sie hat eine CR2016 als Batterie, per Bluetooth mit der hinten angebrachten Einheit verbunden. Die erste Batterie hat 2 Jahre gehalten. Man kann die Quatsche auch ohne die Steuerung benutzen, diese kann gesondert ein - oder ausgeschaltet werden. Es gelten dann die letzten Einstellungen. Man schaltet einfach nur die hintere Einheit ein, Telefon oder Musik steuern geht so allerdings nicht. Die Verbindung Steuerung zur hinteren Einheit funktioniert zuverlässig. Kopplung mit einer anderen Sena hat auch geklappt. Ich fahre immer mit Ohrenstopfen, trotzdem sind die Anweisungen des TomTom auch bei 130Km/h für mich noch verständlich hörbar.


    Gruß

    KE175, XL500S, XL600R, CB900F2, VFR750F RC36, CBR1000RR SC57, SD06DCT, CB1000R SC80, derzeit SD08DCT+CB1000HornetSP

  • #4

    Es gibt vom E2 tatsächlich eine Carbon-Variante. Die ist allerdings mindestens doppelt(!) so teuer und wiegt in der3XL-Variante 1800 g.


    Was mir ganz gut gefällt: Schuberth hält seine Gewichtsangaben ein. Mein Helm wiegt genau so viel wie drauf steht. Ich hatte einen Caberg, der wog auf der Waage 2,4 Kilo...

  • #5

    Was sich beim E2 im Vergleich zum E1, leider nicht wesentlich geändert hat, ist das vibrierende Helmschild.

    Hier hat Schuberth in meinen Augen, noch immer nicht verstanden, wie nervig dessen Vibrationen werden können.

    Zwar wurde die Materialstärke beim E2 dezent erhöht, doch bei Geschwindigkeiten oberhalb von 70 km/h, verwindet sich das Helmschild und vibriert zunehmend. Hier hätte ich mir gewünscht, Schuberth hätte sich die Beschwerden der Nutzer/innen des E1 zu Herzen genommen und nicht wieder den gleichen Fehler beim E2 gemacht.


    Grüße aus dem wilden Süden,

    Allgeier72

  • #6

    Mich wundert diese Klage. Ich hatte sie schon beim E1 vernommen und gedacht "Puh, was ein Glück, dass dein E1 das nicht macht."


    Was mir schon beim E1 aufgefallen ist, das ist, dass der Helm unruhiger reagiert, wenn man in einer Wirbelschleppe eines Lieferwagens oder Lkw fährt. Aber das finde ich nachvollziehbar und nicht so schlimm.


    Ich kann mir nur zwei Ursachen für die Kritik bezüglich Vibrationen am Sonnenschirm vorstellen. Entweder sind die Kritiker auf Motorrädern unterwegs, die deutlich mehr Verwirbelungen am Helm erzeugen als bei mir. Oder es gibt eine Differenz zwischen Erwartungshaltung und Realität, die andere Leute härter trifft als mich. Schuberth-Helme sind nicht billig, und in der Presse werden sie häufig hoch gelobt. Vielleicht trägt das zu einer unrealistischen Erwartungshaltung bei.

  • #7

    Von einer unrealistischen Erwartungshaltung, bin ich mal ganz weit entfernt. Zumal die Schuberth Helme nicht meine ersten Helme mit einem Helmschild sind. Reagieren Helme mit einem festen Schild eher auf „Wake Turbulences“ von vorausfahrenden Fahrzeugen, so verursachen die von der AT-Verkleidung / Windschild produzierten Luftwirbel, ein eher hochfrequentes Zittern des Schildes.

    Gegen eine gewisse Bewegung des Helms ist nichts zu sagen, denn dies ist einem von vornherein klar, wenn man sich für ein solches Helmdesign entscheidet. Werden jedoch Schwingungen auf den Helm übertragen, die unter anderem zu einer Beeinträchtigung des Sichtfeldes führen, dann ist das alles Andere als angenehm. Daß hier eine Verstärkung des Helmschildes Abhilfe schaffen kann, hat mir meine Modifikation am E1 ganz klar bewiesen.

    Ergo, diese wird auch noch das Schild des E2 bekommen.

    Für mich enttäuschend ist einfach, daß Schuberth von Haus aus nicht auf eine höhere Materialstärke setzt und dadurch für mehr Ruhe am Helm sorgt.

    Wenn wir ganz ehrlich sind, nutzen wohl weniger Fahrer*innen von unverkleideten Enduros / Naked Bikes diese Helme, als die Fahrer*innen von teilverkleideten Motorrädern, wie unseren AT / ATAS.


    Grüße aus dem wilden Süden,

    Allgeier72

  • #8

    den E2 hatte ich auch in der Hand
    habe mich dann aber doch für den C5 entschieden

    da ich so ein leichtes Fable für neon habe, ist es natürlich der hi-vis geworden.

    nun fragt man mich dauernd ob ich eine GS fahren würde ;)

    “How can anyone know me when I don’t even know myself?”

  • #9

    Ich hatte nach dem Klick auf den "Antworten"-Button schon die Befürchtung, dass meine Ausführungen als Kritik aufgefasst werden könnten. So war es natürlich nicht gemeint. Und wenn ein Produkt deine Erwartungen nicht erfüllt, bedeutet es ja nicht, dass deine Erwartungen unrealistisch waren.


    Ich hatte vor meinem E1 mal ein paar Wochen einen billigen LS2, von dem ich mich schnell wieder getrennt habe, weil er nicht gut gesessen hat. Der hatte auch einen Schirm, der hat auch nicht weniger vibriert als der E1. Ich fand das nicht störend (an dem LS2 haben mich andere Sachen gestört).


    Was mich wirklich interessieren würde: Gibt es Klapphelme mit abnehmbarem Schirm, die das Thema Vibrationen besser in den Griff bekommen?


    Du fragst, warum Schuberth den Schirm nicht stabiler macht, aus festerem Material. Mir fallen da drei mögliche Gründe ein:


    1. Kohle: Mehr Material kostet Geld. Vielleicht muss man mit einem schwereren Schirm auch die Visiermechanik verstärken, was weiß ich.


    2. Gewicht: Der E2 ist ohnehin schon schwer genug.


    3. Sicherheit: Im Fall eines Sturzes sollte der Schirm am besten wegfliegen, sich bloß nicht mit irgendwas verhaken. Ich vermute, das ist der wichtigste Grund, den Schirm nicht stabiler zu machen.


    (Sind aber alles nur Vermutungen).


    Ich habe mal für den E1 eine Umbauanleitung gesehen, wo einer hinten, da wo der Schirm den Helm fast berührt, einen kleinen Block angeklebt hat, soll was gebracht haben.



    Ich wohne in Augsburg und habe jahrelang in München gearbeitet. Da war es immer die Hölle, morgens gegen die tiefstehende Sonne in den Osten zu fahren, und abends gegen die tiefstehende Sonne zurück nach Westen. Da wusste ich: Mein nächster Helm kriegt'n Schirm.

    Einmal editiert, zuletzt von Sampleman ()

  • #10

    So eine ähnliche Idee hatte ich damals auch ausprobiert. Hatte leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

    In Puncto, die Materialkosten möglichst gering zu halten, muß ich Dir Recht geben. In meinen Augen wird hier jedoch am falschen Ort gespart.

    Was das Gewicht anbelangt, wage ich zu behaupten, daß ein paar Gramm den Kohl nicht fett machen. Zumindest beim E1, der eh schon kein Leichtgewicht ist, hab ich das nicht wirklich gespürt.

    Im Falle eines Unfalls, verabschiedet sich das Helmschild, Dank der nicht gerade massiven Befestigungszapfen, eh vom Helm. Da braucht es nicht viel Kraft und die reißen aus der Klappmechanik (in meinen Augen so gewollt, quasi die Sollbruchstelle).


    Grüße aus dem wilden Süden,

    Allgeier72

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