Den Ausflug zu KTM hab ich bereits hinter mir und bin froh jetzt wieder 2 AT´s in der Garage zu haben.
Nach dem Verkauf meiner ATAS 2018 musste es mit aller Gewalt eine 1290 Super Adventure R sein. Der Motor ist einsame klasse, niedrige Drehzahlen lehnt er leider komplett ab, bis 2,5k gibts nur Kettenhackerei, danach wirds ruhiger, dafür wird man ab dann mit enormer Beschleunigung belohnt. Die Beschleunigung ist nicht linear wie bei den AT, sie setzt brachial ein und treibt einem ein fettes Grinsen ins Gesicht. Die Sitzposition war für mich mit der einteiligen höheren Sitzbank aus dem PP Programm nahezu ideal (905 mm).
Auch der Windschutz war sehr gut, bei mir auf der SAR mit der Scheibe der SAS nahezu perfekt. Gabelschachtabdeckungen wie bei der AT nicht notwendig, da KTM einen halbmondförmigen Schutz an der Gabel unterhalb des Tanks verbaut (clevere Bürschchen). Das Fahrwerk von WP mit Nachjustierung absolut klasse, selten so ein Fahrwerk gefahren. Das waren die Vorteile. Nun könnte man sich fragen warum ich zur AT zurück bin bei soviel Lobhudelei. Die Nachteile kommen jetzt.
Bereits nach kurzer Zeit hatte ich mehrere Garantiefälle. Ein kapitaler Höhenschlag im Vorderrad, die Felge wurde von KTM auf Garantie getauscht, die Ersatzfelge war zwar neu aber auch nicht prickelnd. Ebenfalls nach kurzer Zeit verabschiedeten sich die Grafiken am Tank, wurden ebenfalls auf Garantie erneuert. Mit den Problemen hatte ich nicht alleine zu tun, ein Blick ins orangene Forum genügt um genau diese Fehler bei der SAR häufiger anzutreffen. Der Tausch wurde zwar durchgeführt, war aber nicht problemlos, jedes mal zum Händler vorführen und beteuern das es nicht meine Schuld war, Garantieantrag stellen, warten auf Antwort (nach gefühlt 10 Telefonanrufen), Werkstatttermine buchen und wieder hinfahren.
In schnellen Kurvenkombinationen ging die 1290 SAR nicht so bereitwillig rein wie die AT, die Sache mit dem 21er Vorderrad funktioniert bei Honda besser. Dafür war sie geradeaus ein Hammer, aber das Leben besteht ja nicht nur aus Geraden bei denen man es ständig krachen lässt.
Dann das Gezerre mit der Bereifung, KTM war da ja sehr trickreich, die ersten Modelle von Ende 2017 waren mit voller Höchstgeschwindigkeit eingetragen, da gabs wohl etwas Stress mit den Behörden, da es keine 21 Zoll Reifen mit Kennung W oder schneller gibt. Da stehen max nur V zur Verfügung, also ruderte KTM zurück und verpasste den SAR ab Anfang 2018 eine reduzierte Höchstgeschwindigkeit von 228 kmh um wieder konform mit den V-Reifen bis 240 kmh zu sein. Wobei an der Leistung nix reduziert wurde und der Bock locker die 250 kmh knackte.
Mit Sicherheit lag es auch an mir das es mich zur AT wieder zurückzog, ich musste erkennen das 160 PS für eine Reiseenduro nur begrenzt Spaß machen und mir die Handlichkeit der AT besser gefällt.
Dazu kommen Inspektionskosten die jenseits von Gut und Böse sind. Während meine AT mit DCT locker unter 200 Euro liegen, knackte die KTM regelmäßig die 300er Marke spielend.
Auch der Anschaffungspreis ist bei KTM sehr unterschiedlich, kauft man außerhalb der Aktionszeiträume eine KTM zahlt man sich dumm und dusselig und der Preis einer 2020er ATAS DCT mit EERA erscheint einem wie ein Sonderangebot auf dem Schäppchenmarkt, das eskaliert völlig. Kauft man stattdessen während einer "Let´s trade Keys Aktion" oder wie die anderen Aktionen auch immer heißen, kann man mit allen weiteren Rabatten auch mal spielend 5000 Euro sparen, ein Schlag ins Gesicht des Kunden der außerhalb der Aktionszeiten kauft.
Diverse Softwareprobleme und weitere Werkstattaufenthalte rundeten das Bild ab, von selbst resetteten Tripzählern, falschen Softwareständen oder leuchtenden Punkten auf dem Display (unbedingt Schutzfolie verwenden) nach Regenfahrten mit Austausch des kompletten TFT sprechen nicht dafür das KTM die Sachen voll im Griff hat. Auch funktioniert der Quickshifter nicht so geschmeidig wie bei Honda, erst bei der Produktion der 790 Duke erkannte KTM das es Sinn macht den QS gemeinsam mit dem Moped zu entwickeln und nicht nachträglich reinzufriemeln, bei der 790 funktioniert er perfekt.
Fazit für mich:
Der 1290er Motor ist ein Knaller, egal wo er verbaut ist, leider hat er keinen Bock auf niedrige Drehzahlen und man muss beim Beschleunigen sehr auf der Hut sein, da die Kraft abrupt einsetzt und die Arme lang zieht. Man vergisst das Reisen und ist dem Rausch der Geschwindigkeit sehr oft erlegen, was für mich am Ende zum erneuten Wechsel führte. Qualitativ hat mich Honda mehr überzeugt, über die Haltbarkeit des 1290er Motors erlaube ich mir kein Urteil, es gibt auch dort Mopeds mit über 100k km auf der Uhr, aber leider auch viele Motoren die sich weit davor verabschiedet haben.
Ich hab zuviel geschrieben, sorry, aber das musste mal raus.