Ich halte mich mit Statements eher zurück (man muss nicht überall seinen Senf dazugeben), aber zu diesem Thema darf ich meine eigene Erfahrung beitragen.
Ich komme grade von einem dreitägigen Trainingswochenende mit varahannes. Er hat mittlerweile 15t km auf seiner AT drauf. Sein neuer Reifen (bzw. seine Reifenkombination) wird wohl die 12t km vom Origninalsatz nicht halten. Momentan sind 3t km drauf und max. 2t werden sie noch halten. Da Hannes sehr reifenschonend fährt ist das für ihn keine zufriedenstellende Kombination - aber gut, es handelt sich beim BT016 um ein neues, völlig strassenorientiertes Produkt das auf Haftung ausgelegt ist. Von den Hafteigenschaften - auch bei Regen - ist er uneingeschränkt begeistert.
Wir hatten gestern 240 km Strassentraining bei strömendem Regen. Das wird in drei Etappen abgewickelt. Zuerst auf einer öffentlichen Straße im Lisartal freies Fahren unter Beobachtung von ihm. Danach theoretische Unterweisung und Erläuterung der richtigen Fahrlinie (seine Hauptaugenmerk), danach auf einer von ihm markierten (grüne Linien auf der Straße) Streckenabschnitt bei Mallnitz (Auffahrt zur Tauernschleuse) Unterweisung der richtigen Linie durch abgehen der Kurven. Im Anschluss fährt er mit allen Kursteilnehmern die Strecke mehrmals ab und filmt in 4 Kurven mit. Bei strömendem Regen (und bei 4 Grad Außentemperatur) eine Herausforderung. Danach geht´s wieder ins Lisartal um das gelernte auf dieser sehr engen und manchmal unübersichtlichen Strecke in der Praxis anzuwenden. Das wird wieder gefilmt und jeder Teilnehmer bekommt im Laufe des Jahres eine DVD mit seinen Trainingsfahrten. Ich kann euch sagen - ernüchternd. In einer unübersichtlichen Linkskurve fahren 94 % eine falsche Linie, 56 % sogar auf der Mittellinie - dort die Todeslinie.
Ich bin nach den Trainingsfahrten in Mallnitz noch ein paar mal mit ihm auf Zug und unser Tempo hin und her gefahren. Seine Original-Aussage - ein solches Tempo fahren viele bei Trockenheit nicht und es gibt nicht viele, die sein Tempo bei Regen nachfahren können. Noch dazu hatte er einen Top-Reifen drauf. Ich hatte nicht einen einzigen Rutscher, hatte jederzeit ein gutes Gefühl und meine Schräglage war mehr als die meisten im Trockenen schaffen (auch seine Aussage - am Trainingsgelände war ich bei Regen auf den Fußrasten).
Daher an alle die bei Nässe mit dem Originalreifen in Panik geraten - der Reifen kann viiieeel mehr als Ihr glaubt. Hannes und ich haben uns amüsiert über die vielen Aussagen (no-go-Reifen, sofort runter damit, Mangelreklamation bei Honda!!!! etc.), denn auch er kann über den Reifen nichts negatives sagen und er kann vom Kopf her viel weiter ans Limit gehen als die meisten von uns. Es ist sicher so, dass es bessere Reifen gibt, aber wie viel weiter möchte ich noch in Schräglage gehen und um wieviel schneller möchte ich noch bei Regen fahren? (Rutscher in Kreisverkehren sind kein Maßstab, das ist mir dort mit allen Reifen schon passiert und Hannes kann das leicht und fachmännisch erklären)
Auf dem trockenen Trainingsgelände (am Freitag) war ich bei der Vollbremsung mit 106 kmh der Schnellste, das Gerät hat eine extrem gute Verzögerung ohne jeden Wackler, trotz des großen Federwegs und bei 90 kmh hatte ich den kürzesten Bremsweg. Im MSP-Kurs war ich beim zweiten mal auf beiden Seiten auf den Fußrasten und Hannes und ich sind spaßhalber 4 mal mit unseren AT´s durchgezogen wo eine Kursteilnehmerin danach meinte, "wir fahren da durch wie die Gestörten" (das gleiche habe ich mit Kurt schon einmal in Saalfelden gemacht, hat richtig Spaß gemacht). Der Reifen hielt in allen Schräglagen ohne Probleme (das selbe hat Kurt auch schon von seinem Training mit einer Leih-AT, einen Tag vor seinem Unfall, bestätigt).
Ich beteilige mich nicht mehr an Reifendiskussionen (da könnte ich seitenweise schreiben), weil nichts subjektiver ist als der Eindruck von einem Reifen, aber meine persönliche Erfahrung wollte ich mitteilen. An den meisten Rutschern ist NICHT der Reifen schuld. Man kann auch vor Angst sterben. Ich habe die vielen Äußerungen (positive wie negative) mit Interesse mitgelesen und man ist daher dann nicht mehr unvoreingenommen, aber nachdem die negativen Meinungen überwiegen (ich weiß, so viele können sich nicht täuschen ), darf ich auch mal was positives dazu beitragen. (Manfred, die Reifendiskussion auf der IAHT wird um eine Flasche guten Rotweins länger :D). Varahannes teilt übrigens meine Meinung zu 100 Prozent und er ist wohl über jeden fachlichen Zweifel erhaben. Für mich gilt nach wie vor, ein heutiger moderner Reifen (der Trailmax ist zwar nicht der modernste aber für 90 % der Fahrer völlig ausreichend) kann von uns Normalfahrern nicht an seine Haftgrenzen gefahren werden. Da ist der Bauch oder das Hirn dagegen. Wer das kann, vor dem ziehe ich den Hut. Wenn ICH wegrutsche, dann habe ich was falsch gemacht, was nicht richtig gelesen (ist mir schon passiert) oder war - was ich nicht hoffe - für die Geschwindigkeit doch zu schräg. Ich bin schon öfter, wenn ich wo gerutscht bin zurückgefahren, um mir die Stelle anzusehen, leichter wäre es natürlich gewesen, es auf den Reifen zu schieben
Ich glaube so diffizil wie Manfred beschäftigt sich wohl niemand mit Reifenqualitäten und -Eigenschaften (mein größter Respekt dafür), aber wer es von den anderen schafft, auf einer Stelle der Straße mit der exakt gleichen Geschwindigkeit, mit der exakt gleichen Schräglage, genau gleichen (oder keinen) Lastwechseln, genau gleichen Temperaturen, genau gleich warmgefahrenen Reifen, gleichem Reifendruck, genau gleichen Verschmutzungen zu fahren vor dem ziehe ich auch meinen Hut. Das geht nur im Labor oder von Profitestern auf Testgeländen mit 100ten Wiederholungen. D.h. jeder Eindruck von uns Normalfahrern ist eine individuelle Momentaufnahme, die sich kaum wiederholen lässt. Ich weiß, auch mein Eindruck ist rein subjektiv, aber nach allem was hier schon geschrieben wurde, kann es nicht mehr schlimmer werden.
Nur zur Ergänzung - ich werde den Originalreifen (mehr als 5000 km wird der nicht machen wie ich jetzt sehe) auch nicht wieder montieren, aber nicht weil er mir nicht passt, sondern weil ich - nachdem mein Schotteranteil stetig steigt - einen universelleren Reifen (Scout oder TKC 70 z.B.) drauf geben möchte. Der ist auf der Straße sicher fast genau so gut wie der Trailmax, aber auf Schotterstrassen sicher stabiler (vor allem wenn´s feuchter wird). Einen richtigen Stollinger werde ich mir nicht drauf geben, denn wie wir wissen, auf langen Touren ist der Schotteranteil nicht mehr als max 10 %. Für alles was drüber ist, nehme ich meine Transalp. Ich werde auch noch am Fahrwerk die möglichen Eistellungen für mein Gewicht probieren, aber bei einer sehr schnellen Runde Richtung Hochrindl ist mir auf schlechten Straßen nichts negatives aufgefallen. Auch nicht mehr als mit der Vara mit Öhlins-Fahrwerk.
PS:
ich hatte zu Trainingsbeginn 149 km am Tacho - d.h. völlig neues Bike und bin uneingeschränkt begeistert. Ich bin damit nach 700 km soweit, wo ich mit der Vara voriges Jahr aufgehört habe. Ich smile heute noch und meine Entscheidung war zu 110 % die richtige. Begeisterung pur.