Zu Beginn bin ich bei strahlendem Sonnenschein gestartet.
Die Sonne stand noch tief, warf lange Schatten über die Straße, und alles deutete auf einen herrlichen Tag hin. Das leise Knattern des Motors mischte sich mit der klaren, kühlen Luft – genau das richtige Wetter für eine Tour entlang der Mosel.
Die Landstraßen im Hunsrück zeigten sich von ihrer schönen herbstlichen Seite.
Das bunte Laub lag teils in dichten Teppichen auf dem Asphalt, und in den Kurven wirbelten die Räder eine kleine Wolke aus goldenen und roten Blättern auf.
Rechts und links des Weges leuchtete die Natur in einer farbenfrohen Palette – Gelb, Orange, Rot und Braun verschmolzen zu einem lebendigen Mosaik. Doch trotz all der Schönheit hieß es, aufmerksam zu bleiben: feuchtes Laub und enge Kurven verlangten eine ruhige Hand am Lenker und volle Konzentration. So wurde diese Fahrt nicht nur zum Genuss, sondern auch zu einem kleinen Tanz zwischen Achtsamkeit und Freiheit.
Doch je näher ich dem Fluss kam, desto mehr veränderte sich die Stimmung. An der Mosel lag alles in ein diesiges, fast mystisches Licht getaucht. Die Sonne hatte Mühe, sich durch die dichte Wolkendecke zu kämpfen, und die Hänge der Weinberge erschienen in einem silbergrauen Schleier.
Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen hatte die Tour ihren ganz eigenen Reiz. Auf und ab führte die Straße durch die herbstlich bunten Weinberge, das Laub leuchtete in allen Farben, gedämpft von einer Art Nebel Nebel, als hätte jemand einen Filter über die Landschaft gelegt. Der Geruch von feuchtem Boden und reifen Trauben lag in der Luft, und das stetige Blubbern der Maschine war wie ein ruhiger Begleiter durch die Stille des Herbstmorgens.
Irgendwo bei Reil legte ich eine kleine Pause ein. Der Kocher brodelte leise, während der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee in die kühle Herbstluft stieg. Mit der dampfenden Tasse in der Hand genoss ich den Blick hinüber zur Kanonenbahn, die sich wie ein stilles Denkmal durch die Weinberge zieht. Die Szenerie war friedlich – das bunte Laub ringsum und die Ruhe eines Augenblicks, in dem einfach alles passte.
Immer wieder öffnet sich der Blick auf kleine Moseldörfer mit Fachwerkhäusern, alten Winzerhöfen und den markanten Kirchtürmen, die über den Fluss, die Mosel, wachen.
Hinter jeder Biegung wartet ein neues Panorama: steile Hänge, Terrassen voller Rebstöcke und das glitzernde Band der Mosel unten im Tal. Das leise rascheln der Blätter unter den Reifen, das sonore Brummen des Motors und die kühle, würzige Luft ergeben zusammen diese unvergleichliche Herbststimmung, die man nur hier erleben kann.
Am Wegesrand hatten die Winzer den Treber gelagert – die duftenden Reste der Weinpressung, die nun in der Herbstsonne vor sich hin dampften. Ein feiner, süßlich-herber Geruch nach Wein und Trauben lag in der Luft, vermischt mit dem erdigen Aroma der feuchten Böden. Es war, als würde die Landschaft selbst noch einmal tief durchatmen nach der Lese, erfüllt von diesem warmen, vertrauten Duft, der unweigerlich an Keller, Fässer und die Kunst des Weinmachens erinnert.
Ein letztes Foto in Cochem von der bekannten Reichsburg.
Dann - nach einigen Kurven und kleinen Dörfern erreichte ich schließlich Kail. Dort, im Ort, liegt das „Café zur Tanke“ – ein gemütlicher Ort, der wie gemacht ist für eine Pause. Alte Zapfsäulen, liebevoll restaurierte Details und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee – hier treffen sich Motorradfahrer, Winzer und Spaziergänger, jeder mit seiner eigenen Geschichte.
Archivfoto
In Kail traf ich Thomas und Tina, und wenig später gesellten sich auch Heino und sein Sohn Lasse dazu. Es wurde ein kurzweiliges, herzliches Zusammensein – wieder einmal mit Geschichten, Lachen und dieser besonderen Kameradschaft, die seit längerem besteht. Vielleicht war es das letzte Treffen in dieser Saison, bevor das Wetter letztendlich umschlägt oder die Maschinen ihren Winterschlaf antreten. Doch gerade das machte den Moment so besonders: nette Menschen, humorvolle Gespräche und das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Da trifft man sich gern.
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Die Rückfahrt trat ich alleine an – dank Navi führte sie mich über kurvenreiche Strecken, die sich flott und flüssig fahren ließen. Der Wind war kühl, die Sonne zeigte sich hin und wieder zwischen den Wolken, und der Motor vibrierte gleichmäßig unter mir. Ganz im Einklang mit der Straße. Zu Hause angekommen, schien tatsächlich noch immer die Sonne, als wäre der Tag nie trüber gewesen. Und doch wusste ich: Es wäre ein Fehler gewesen, nicht nach Kail aufzubrechen. Diese Tour, mit ihren Farben, Begegnungen und Momenten, war genau das, was einen Herbsttag unvergesslich macht.