Bei mir ist es durchaus ein Unterschied, ob ich mit Freunden oder alleine auf Achse bin.
Während bei Touren mit Freunden das Fahren und die Geselligkeit bei kleinen oder auch längeren Pausen die Hauptrolle spielen,
sind es bei meinen Solo-Touren eher die Landschaften, Geschichten am Wegesrand von kleiner oder größerer Bedeutung.
Gerne darf es auch einmal eine Sehenswürdigkeit oder wie heute: Etwas Geschichte sein.
Mich zog es heute entsprechend in das Umland von Verdun.
Die große Schlacht von Verdun 1916 ist bekannt und die historischen Schlachtfelder und Mahnmale als Touristenmagnete von Bedeutung.
Ich wollte kleinere Gedenkstätten erkunden .
Im Departement Meurthe und Moselle zeugen noch viele dieser Orte vom Leid während des ersten Weltkrieges.
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Wieso - Weshalb - Warum
Gedanken auf meiner heutigen Motorrad-Tour.
Weshalb ich heute in die einstigen Schlachtfelder der letzten beiden Weltkriege aufgebrochen bin weiß ich nicht.
Es war eine spontane Entscheidung am gestrigen Abend, die Region an der Maas und im größeren Umland von Verdun anzufahren.
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Vielleicht fahre ich an solche Orte, weil sie etwas ausstrahlen, was kein Buch, kein Dokumentarfilm vermitteln kann.
Zwischen Kreuzen, Ruinen und stillen Feldern liegt etwas, das sich mit Worten kaum fassen lässt. Es ist nicht nur Geschichte – es ist eine Art Geschichte, in der Leid, Mut, Angst, Hoffnung und Trauer spürbar bleiben.
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Vielleicht, weil man dort nicht nur über das Gestern nachdenkt, sondern über das Heute. Weil man spürt, wie schnell alles kippen kann, wie dünn die Schicht aus Frieden, in der wir leben, eigentlich ist. Diese Orte sind wie Spiegel: Sie werfen Fragen auf, die wir oft im Alltag verdrängen – nach dem Wert des Lebens, nach der Verantwortung gegenüber anderen, nach der Gefahr, dieselben Fehler zu wiederholen.
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Aber ob ich hier und heute eine Antwort darauf finden werde ?
Vielleicht keine klaren. Der Sinn von Kriegen bleibt unbegreiflich, egal wie viele Gedenktafeln man liest. Was man finden kann, ist das Bewusstsein für das, was wirklich Wichtig sein sollte. Nämlich Mitgefühl für seine Mitmenschen und die Fähigkeit, den Frieden nicht für selbstverständlich zu halten.
Die Weltkriege haben gezeigt, wie systematisch Zerstörung, Entwurzelung und Trauer sein können. Haben wir nichts gelernt? Wir haben Regeln, Institutionen, Erinnerungsorte — und doch wiederholen sich Gewaltdynamiken, nur in anderen Formen.
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Auf meinem Weg durch die Region um die "La Meuse" ( Maas) und rund um Verdun sind die Stätten nicht nur Mahnung — sie sind Aufforderung an mich: Wähle, wie du leben willst, welche Werte du verteidigst, wie du deiner kleinen Welt Frieden schenkst.
Vielleicht ist es ein bescheidener Trost: Aus den Trümmern kann Verständnis wachsen — wenn genug von uns daran arbeiten.