Bevor jemand auf die falsche Fährte gerät....
Da sich der Innendurchmesser einer Stahlflexleitung nicht vom Innendurchmesser einer gummiummantelten Bremsleitung unterscheidet und der Fuß-Hauptbremszylinder gleich bleibt ändert sich am Leerweg bis zum Anlegen der Bremsbeläge nichts, Also gar nichts.... (weniger als nichts gibt es leider nicht...)
Was sich minimal (wir reden über 1-2mm an der Trittfläche des Fußbremshebels) ändern kann ist der Wegunterschied zwischen Anlegen der Bremsbeläge und erreichen des maximalen Drucks (Blockade des Rades bei ABS off)
Für ein Vorderrad-Bremssystem hatte ich die technischen Vorteile einer Stahlflexleitung mal ausgerechnet....
Das typische Ausdehnungsvolumen einer Gummibremsleitung nach SAE J 1401 beträgt bei einem Bremsdruck von 1000 PSI 0,18 ccm bei 1 m Leitungslänge....
1000 PSI entspricht einem Bremsdruck von ca 69 bar, üblicherweise werden bei Vollbremsungen Drücke von ca 30 - 40 bar erreicht, bei einem linearen Ausdehnungsverhalten der Bremsleitungen beträgt das Ausdehnungsvolumen etwa 0,10 ccm bei 1 m Leitungslänge.
Die Gesamte Leitungslänge der Vorderradbremse beträgt etwa 3m.... und damit runde 0,30 ccm Ausdehnungsvolumen bei Vollbremsung.
Bei den üblichen Bremspumpen mit einem Kolbendurchmesser von 5/8" Durchmesser könnt ihr euch jetzt selbst den notwendigen Weg des Kolbens ausrechnen um den sich der Druckpunkt verändert wenn bei einer Stahlflex das Ausdehungsvolumen 0 unterstellt wird.... h = V/ r² * pi
Kolbenhubunterschied = 300 mm³ / 7,9 mm² * 3,14
Kolbenhubunterschied = 0,153 cm
Das mechanische Übersetzungsverhältnis beträgt in der Regel 1:4, es ergibt sich somit für den gleichen Druck (VOLLBREMSUNG) im Bremssystem ein Wegunterschied am Ende des Handhebels (= Kugelkopf) von ca. 0,6 cm
Gigantisch.... oder??
Unterschiede der verschiedenen Bremsbeläge sind bezüglich des Druckpunktes deutlich auffälliger... Fabrikat A liefert eine linear zunehmende Kraft und somit einen "schwammigen" Druckpunkt, Fabrikat B liefert eine progressiv zunehmende Kraft und damit einen "knackigen" Druckpunkt.
Mir ist es übrigens völlig wurscht mit welchen Bremsleitungen ihr unterwegs seid und im Falle eines notwendigen Ersatzes (aus technischen Gründen oder aus optischen Gründen) darf gerne auf Stahlflex zugegriffen werden. Schlechter als das Original sind sie ja nicht.
Vorteile der Stahlflexleitungen:
Farbliche Anpassungen an das Motorrad sind möglich
Einige sagen sie sehen besser aus....
Alterungsbeständiger als die Originalleitungen (meine älteste Stahflex ist 21 Jahre alt)
Manchmal sind so sogar preiswerter (wenn ABE) als Originalleitungen
Was Stahlflexleitungen nicht tun:
Den Druckpunkt spürbar verändern
Die Bremsleistung verbessern
Das Ansprechverhalten (Schwellzeit) spürbar verändern
Die letzten drei Punkte tun sie nur in der Werbung..... und Werbung schafft ganz nette Placebo-Effekte die insbesondere an Stammtischen beschworen werden.... und nach dem 3. Bier glauben es dann sogar die Skeptiker... denn zum rechnen ist nach dem 3. Bier keinem zumute.....