Getriebeausgangswelle abgenutzt

  • #1

    Ich hatte das schon mal in einem anderen Fred geschrieben, in den es aber schlussendlich nicht rein gehört, daher wollte ich das Thema hier nochmal separat aufmachen, damit man spezifisch über das Thema diskutieren kann und das auch zukünftig wiederfindet.


    Also es gibt eine handvoll Leute, die eine abgenutzte Getriebe-Ausgangswelle GAW haben. Das äußert sich darin, dass das Ritzel Spiel auf der Welle hat. Merkbar sowohl in Umfangs-, wie auch in radialer Richtung

    VID-20230823-WA0002.mp4

    Außerdem sieht man beim genauen hinsehen, dass vom Zahn eine Ecke fehlt.

    Anfänglich wurde die Vermutung geäußert, dass das mit Ritzeln aus dem Zubehör zu tun hätte, dies hat sich aber nicht bestätigt. Es gibt mehrere Betroffene (darunter mich), die das auch mit ausschließlicher Nutzung von Honda Original Ritzeln hatten.


    Zur Reparatur: es gibt ein paar Erfahrungen mit dem Verkleben des neuen Ritzels auf der Welle. Empfohlen sind dafür Loctite 638 (das ist eigentlich für eine Welle Nabe Verbindung von zylindrischen Bauteilen, hochfest, bis 0,25mm Spalt) und Loctite 660 (für verschlissene Lagersitzen, Passfedern und Keilprofile, hochfester, bis 0,5mm Spalt). Ich persönlich würde letzteres empfehlen, da es größere Spalte überbrücken kann und spezifisch für verschlissene Keilprofile gedacht ist. Das Mittel großzügig auf die Zahnflanken auftragen, dann das Ritzel aufschieben und axial andrücken und radial eine Weile ungefähr mittig in Position halten. Trocknungszeit sind ca 15 Minuten, Endfestigkeit ist nach ca 24h erreicht. Achtung: bei Verwendung einer Endloskette muss diese direkt mit aufgeschoben werden. Man bekommt die Kette nachträglich nicht auf das Ritzel drauf.


    Danach sollte man die Schraube mit einer großen Unterlegscheibe anziehen, um das Ritzel zu verspannen. Original hat es nämlich einen Spalt. Hierfür eignet sich eine Passcheibe nach DIN988 mit 30mm innen- und 42mm Außen-Durchmesser. Dicke z.B. 0,5 oder 1mm genügt. Ich habe davon (1mm) noch jede Menge hier. Wer eine braucht schreibt mir ne PN.

    Bei mir hat das jetzt bisher ca 2.000km teils ziemlich sportliche Pässehatz gehalten. Andere haben schon mehr km runter (bis zu 60.000km durch Tommes )

    Zukünftig muss das Ritzel mit einem Abzieher runter. Dafür genügt ein einfacher 3-Arm Abzieher. Ich habe diesen hier geholt

    BGS 7696 | Außen-/Innenabzieher, 3-armig | 20 - 100 mm https://amzn.eu/d/3drktDV

    Aber jeder andere für den korrekten Durchmesser geht auch. Eventuell benötigt man auch einen Heißluftfön, wobei man damit sehr vorsichtig sein muss. Direkt dahinter sitzt nämlich ein Wellendichtring, der das Öl im Motor hält.


    Die "richtige" Reparatur,also ein Tausch der GAW, ist sehr aufwändig. Dafür muss der Motor raus, Zylinder runter und die Motorhälften getrennt werden. Der User boffi hatte hier mal was dazu geschrieben.

    Leider ist die verlinkte Anleitung nicht mehr verfügbar aber laut seiner Aussage 400€ Teilekosten und 21h Arbeit.

    Ich habe den Tausch der GAW einmal bei Honda in Stettin (Polen) angefragt und einen Preis von ca 8.500 PLN (ca. 1.900€) genannt bekommen. Die Welle alleine sind davon schon 1.750 PLN (ca. 400€)


    Zu den Ursachen kann ich nur mutmaßen. In meinem Fall waren bisher nur 2* Original Ritzel drauf. Zu stark gespannte Kette kann eine Ursache sein, wobei meine Kette nicht häufig und nicht übermäßig lange zu stramm gespannt war. Ich persönlich vermute eher, dass die Hauptursache ist, dass das Ritzel nicht verspannt wird. Die Schraube wird nur gegen die GAW verspannt und bietet so etwas wie einen Anschlag für das Ritzel, dort ist aber Spiel. Das Ritzel kann frei auf der GAW umher eiern.

    Daher zur Vorbeugung mein persönlicher Tipp: prophylaktisch auch ohne Schaden das Ritzel immer mit einer Passscheiben montieren, um dieses Spiel zu eliminieren. Außerdem wurde durch mehrere Leute empfohlen, die Welle mit Molykote Gn plus Paste zu schmieren.


    Und man darf sich nicht wie ich auf die falsche Verschleißermittlung verlassen. Ich habe mal beigebracht bekommen, dass man einen Verschleißtest am Kettenkit am Kettenrad machen kann. Am hintersten Punkt die Kette versuchen abzuheben. Wenn sich dort ein Schraubendreher durch den Spalt stecken lässt, ist das Kettenkit verschlissen.

    Das funktioniert so nicht! Bei mir konnte man auch zum Ende die Kette noch nicht weit genug abheben, um da irgendwas durchzustecken. Mein Ritzel war aber schon sehr verschlissen. Der Gummi hatte sich schon komplett verabschiedet und die Zähne waren in eine Richtung stark abgenutzt. Also nicht so faul sein sondern regelmäßig die Ritzelabdeckung runter nehmen, damit man das Ritzel selbst überprüfen kann. Dieses verschleißt zuerst.

    Ich hatte hier einen Tipp von jemandem gelesen, den ich so auch befolgen würde, wenn das bei mir noch eine Option wäre: nach 15.000km das Ritzel umdrehen und nach 30.000km das Ritzel tauschen. Dann bei 45.000km entweder das ganze Kettenkit täusche oder wieder nur saß Ritzel umdrehen und dann bei 60.000 tauschen. Je nach Verschleißfortschritt


    So ich hoffe ihr lernt was draus :)

    Ich muss mein Moped jetzt wohl bis zu seinem Tod fahren weil so ist es wohl weitestgehend unverkäuflich

    Alex
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    Einmal editiert, zuletzt von bwm ()

  • #2

    Also mein verklebtes Ritzel funktioniert tadellos, seit nunmehr 40.000km. In Kürze ist aber der Tausch des Kettensatzes notwendig. Abzieher und Hitze werden ihren Job verrichten und danach wird bei mir auf jeden Fall wieder verklebt.

    Falls Interesse am How To besteht, lade ich das hier gerne nochmals hoch, hoffe aber dass es keiner benötigt.

  • #4

    Hi All,


    bei mir funktioniert die Verlebung mit Distanzscheibe seit über 60000 km hervorragend.

    Die Demontage mit dem Abzieher klappt auch tadellos, der Loctite (638) hält dem Abzieher nicht stand. Einen Heissluftfön habe ich nicht gebraucht.

    Mein Schrauber hat mir noch Empfohlen das Ritzel alle 10-15 000km zu erneuern, dadurch hält die Kette wesentlich länger.

    ´Bikes:


    KTM KKR 50ccm, Herkules K125, Honda CBF 500, Yamaha Beluga 125, Honda Dominator RD02, CBF 1000 SC58, CRF 1000l Schaltgetriebe Tricolor

  • #5

    Auf Kleinanzeigen wird so ein Klemmring angeboten - könnte der evtl. Auch helfen das Problem einzudämmen?

    „Diskutiere nie mit einem Idioten! Er zieht Dich auf sein Niveau herab und schlägt Dich da durch Erfahrung.“

  • #6

    Einfach zum nachdenken:


    Was passiert mit Ritzel und GAW wenn das Hinterrad nicht sauber in der jetzt durch das verspannte Ritzel vorgegebenen Kettenflucht läuft?

    Was passiert wenn der Kettendurchhang zu klein oder zu groß ist durch die Schwingungen (Wellenbewegung) der Kette, wenn das Ritzel verspannt ist.

  • #7

    Das gleiche wie bei allen anderen Herstellern, die ihr Ritzel verspannen: gar nichts. Zähne und Kette haben Einlauffasen und das winzige Spiel, das das Ritzel da vorne hat (offenbar weniger als 0,5mm!) gleicht sowieso nichts aus. Kettenflucht stellt man am Hinterrad ein, nicht über ein taumelndes Ritzel. Dass das verschleißt, wundert mich nicht. Sorry, aber das ist konstruktiv ein absolutes Unding. Ich unterstelle, dass dieser Konstruktionspfusch sich als langfristige Umsatzgenerierung bewährt hat und deshalb bis heute so weiter geführt wird.

    Ich habe aus dem Studium noch viele Maschinenbauer im Freundeskreis und kein einzelner konnte an der Version von Honda (bei den bekannten Auswirkungen) etwas gutes finden. Auf einer rotierenden Welle wird völlig egal was entweder verspannt oder gelagert. Mit einem Kugellager oder einer richtigen Gleitlagerung (Kurbelwelle-Pleuel z.B.). Ein Ritzel taumeln lassen ist einfach nur Pfusch.

    Inwiefern das taumeln des Ritzels selbst mit rosaroter Hondabrille etwas bei zu stark oder zu schwach gespannter Kette bringen soll, ist mir allerdings auch ein Rätsel.


    boffi wenn du die Anleitung noch hast, kannst du sie gerne nochmal hier einstellen. Ich wollte sie mir mal ansehen, traue mir selbst allerdings die Arbeit wohl eher nicht zu. Aber mal gucken schadet ja nicht.


    Hallenser ich schätze mal, du meinst den hier

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    Mir scheint, der bezieht sich auf die alten Modelle PD und RD, NICHT auf die SD. Glaube, der geht nicht.

    Davon ab finde ich ihn nicht gut konstruiert. Die Befestigungsschrauben, die ober- und Unterteil miteinander verbinden, sind beide auf der gleichen Seite. Dadurch entsteht da eine unnötige Unwucht. Eine davon sollte auf der anderen Seite sein, dann hätte man das Problem weitestgehend ausgeglichen.


    Danke für die Laufleistungsangaben. Ergänze ich oben, falls ich das noch kann

  • #8

    Da dieser "Konstruktionspfusch" seit vielen Jahren bei Honda der allgemeine Standard ist und millionenfach so verbaut wird...


    Aber lassen wir die Diskussion, ich werde dich nicht vom Gegenteil überzeugen - ich wollte nur zum Nachdenken anregen.

    Gute Fahrt und viele unfall- und pannenfreie Kilometer!!

  • #9

    Ich habe auch etwas harsch reagiert. Entschuldige dafür. Ich bin was das angeht wirklich von Honda enttäuscht. Weil: verschlissene GAW sind bei Honda mindestens seit den 80ern ein Thema. Es wurde ja ein wenig gefeiert, dass Roland Berger beschlossen hat, dass für die alten ATs weiterhin GAW geliefert werden können. Ich finde es eher traurig, dass das nötig ist. Ich hatte mit meinen 34 Jahren noch nicht allzu viele Motorräder aber meine BMW F650GS hatte bei 120.000km keinerlei Probleme damit.

    Insgesamt habe ich das bisher von keinem anderen Hersteller als "Flächendeckendes" Problem gehört. Damit meine ich nicht, dass die Mehrheit der Hondas das hätte. Aber es sind schon mehr als nur "bedauerliche Einzelfälle". Kenne ich von keinem anderen Hersteller.

    Übrigens im Forum der CRF250L / CRF300L sind Beiträge über das gleiche Problem, die gleiche Ursache und die gleiche Lösung. Ritzel festsetzen ist die Maßgabe Nr 1, um die GAW zu retten.

  • Hey,

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