Windschild - und kein Ende

  • #1

    Ende April diesen Jahres habe ich Probefahrten auf der AT und der ATAS gemacht. War sofort von diesen Maschinen begeistert. Ich hatte vorher eine CBF1000 Bj2008.


    Begeistert war ich von den ATs - bis auf einen Punkt: die enormen Turbulenzen und Dröhngeräusche im Helm. Aber da ich einige Erfahrung mit Windschilden auf der CBF hatte sagte ich mir: 'das kriegste hin'.


    Hab mir dann eine 2017er-AT gekauft. Als erstes habe ich mal - um überhaupt mit dem Teil fahren zu können - das normale Windschild um 14cm gekürzt. Das war schonmal nicht sooo schlecht. Und eine SelfmadeGabeltunnelabdeckung kam dann auch schnell vor den Tank. Aber es war immer noch sehr laut und der Helm vibrierte leicht. Über 120 zu fahren war für mich fast nicht möglich.


    Vielleicht noch ein paar Daten zu mir:
    bin ca 185cm groß; kein Sitzriese; normaler AT-Sitz in oberer Position; der Winddruck auf den Körper ist mir schnurz (wenn ich das nicht möchte fahre ich Auto) - aber oberhalb der Schulter, am Hals sowie der ganze Helm sollten frei von Turbulenzen und Dröhngeräuschen sein. Hab einen Tinitus und bin auf ein niedriges Geräuschniveau im Helm angewiesen. Ich fahre immer mit ALPINE-Ohrstöpseln, die ich noch zusätzlich geräuschgedämpft habe.


    Von den kurzen Sportscheiben habe ich nur die MRA ausprobiert - dazu später mehr.


    Von den mittelhohen Scheiben habe ich diese probiert: AT-Honda-Scheibe, TT-M, VStream-M.
    Bei diesen halbhohen Scheiben ist der Körper schön im Windschatten - bis zum Hals ist es ruhig. Aber: es haut mir die Windabrisskant und die Turbulenzen voll auf das Visier. Über 60km/h mit offenem Visier zu fahren ist unmöglich. Bei der TT-M und der VStream-M kamen noch leichte Dröhngeräusche und Schütteleien hinzu. Die Ergebnisse waren insgesamt bei dieser Scheibenhöhe relativ ähnlich.


    Von den hohen Scheiben habe ich diese probiert: Honda-AT-Tourenscheibe (von der ATAS), TT-L, Givi-hoch, Givi-Airflow, PUIG, MRA-VarioTouren, VStream L
    Auch bei diesen hohen Scheiben ist das Ergebnis wieder relativ einheitlich.
    Der Körper und der Helm (bis über das Visier) liegen sehr schön in Windschatten. Wenn man den Winddruck ansich betrachtet könnte ich sehr gut mit offenem Helm fahren - bei einigen klappt sogar die erste Stufe meines C3 bei 120km/h nicht von selbst zu (geht normalerweise bei 60km/h zu).
    Aber - bei allen diesen hohen Scheiben gab es böse tieffrequente Dröhngeräusche und Vibrationen die scheinbar vom oberen Helm oder von den Seiten des Helms ausgingen.
    Ich hatte viel Hoffnung in die hohe VStream-Scheibe und in den Givi-Airflow gelegt (wurde hier ja mehrfach gelobt) - aber: diese beiden Scheiben waren die schlimmsten was Dröhngeräusche und Vibrationen angeht.


    Ich habe immer viel versucht - hab mich klein gemacht - hab mich groß gemacht - nach vorn gerutscht - nach hinten gerutscht. Mit Tankrucksack - ohne Tankrucksack. Der Ergebnisse waren immer relativ ähnlich.


    Den Test mit der hohen V-Stream-Scheibe habe ich zusammen mit einem AT-Fahrer aus der Nachbarschaft gemacht. Er ist etwas größes als ich und trägt einen Shoei-Neotec. Er berichtete von denselben Dröhngeräuschen und Vibrationen - er hat auch einen Batzen-Höhenversteller und damit experimentiert.


    Das beste Ergebnis bei den hohen Scheiben brachte bei mir die hohe Honda-Scheibe der ATAS.
    Die schlechtesten Ergebnisse bei den hohen Scheiben erbrachten die Scheiben, die unten sehr breit bauen und unten keinen Luftstrom durch das Cockpit lassen
    Meine Vermutung dazu: Die im unteren Bereich relativ offene Bauweise der AT-Touren-Scheibe läßt unten sehr viel Windstrom in den Bereich zwischen Scheibe und Fahrer. Dadurch entsteht in diesem Bereich wohl kein allzu großer Unterdruck. Diesen Unterddruck halte ich für verantwortlich für diese merkwürden Dröhngeräusche im oberen Helmbereich und die Vibrationen, die von dort ausgehen. Da wird es Luftströmungen geben, die von hinten nach vorne und wieder zurück gehen.
    Noch geringer wird dieser Unterdruck wohl durch den Batzen-Scheiben-Versteller. Durch die dann erst weiter oben beginnende Scheibe wird noch mehr Windstrom in den Bereich zwischen Scheibe und Fahrer geleitet. Dadurch normalisieren sich in diesem Bereich die Druckverhältnisse noch mehr.
    Ich glaube nicht, dass die guten Ergebnise mit dem Batzen-Höhenversteller allein durch den höheren Stand der Scheibe erreicht werden.
    Alles naturlich meine Theorie!!!


    Und so fahre ich jetzt:
    [attachment=1]2435-2.jpg[/attachment]
    [attachment=0]2436-2.jpg[/attachment]


    MRA-Sportscheibe um ca. 5cm gekürzt und noch flacher angeschraubt. Die Hülse unter den oberen Schrauben habe ich nach unten verfrachtet. Dadurch wird die sowieso schon etwas zum Fahrer geneigte MRA-Scheibe noch weiter zum Fahrer geneitgt. Die vorher noch vorhandenen leichten Turbulenzen sind verschwunden.
    Ab Oberkante der Schulter liege ich voll im Luftstrom. Deshalb muß ich den Helm unten gut verschließen (2 Rollschals). Der Helm liegt jetzt in einem relativ ruhigen und angenehmen Luftstrom. Besser wird es nur wenn ich komplett aufstehe - von dieser Ruhe dort oben und dem dort herrschenden gleichmäßigen Luftstrom träume ich!!!


    Gruß
    Fred


    PS: jetzt möchte ich noch eine Scheiben-Höher-Verstellung probieren - bin gespannt.

  • #2

    Hallo Fred,


    Danke für den super Bericht.
    Habe das gleiche Problem.
    188cm, SD06.
    Hast Du den Sitz oben oder unten?
    Ist durch das kürzen der MRA-Sportscheibe ein Verbesserung eingetreten?


    Ich glaube, die Scheibe steht einfach zu steil.
    Hatte an der R850GS von einer 2teiligen Tourenscheibe nur das Unterteil verwendet und flach gestellt. Dann war Ruhe.


    Brauche keine Scheibe - nur Ruhe

    Grüße aus dem schönen Allgäu


    Martin

  • #3

    hab meinen Sitz oben - normaler Honda-AT-Sitz - und sitze sehr weit hinten.
    Aber, wie schon geschrieben, ob ich hinten oder vorne sitze ist egal - die Ergebnisse sind identisch.


    Das Kürzen der MRA-Scheibe hat was gebracht - die leichten Turbulenzen sind jetzt an der Oberkante der Schulter - vorher waren sie am Hals (und sind in den Helm gekorchen ;) .
    Ich hätte sie am liebsten noch kürzer gemacht - aber dann wäre das Navi im Wind.
    Und so - wie es jetzt ist - sieht es sogar aus wie frisch aus der Fabrik. Erstklassiges Design ;)
    Kann leider kein Bild hier einstellen


    Gruß
    Fred

  • #4


    Ich würde auch empfehlen, verschiedene Helme zu testen. Da gibt es ebenfalls große Geräuschunterschiede. Einen auf der Messe ohne Probefahrt gekauften Schuberth-Helm habe ich z. B. nach zwei Fahrten aussortiert, da dieser für mich zu laut war. Fahren mit offenem Visier ist auch kontraproduktiv, eher nach einem gut belüfteten Helm Ausschau halten. Ansonsten fahre ich ebenfalls die kurze MRA-Scheibe und bin halbwegs zufrieden damit.

  • #5

    Hallo Fred,
    Deine Probleme kenne ich. Bin von der ZRX1200 Naked zur Africa Twin gekommen. Hatte mir gleichzeitig einen neuen Helm von Schubert gegönnt, weil angeblich leisester Helm........
    Nach einigen Experimenten und ähnlichen Überlegungen wie Du ist nur eine radikale Lösung geblieben und jetzt bin ich zufrieden.
    Grüsse vom Darkdriver

  • #7

    Und jetzt ist Ruhe? Mit gekürzter Scheibe?
    Das widerspricht irgendwie jeder Zelle gesunden Menschenverstands in mir, aber wenn es funktioniert, dann Hut ab vor dem Mut. Weniger ist hier scheinbar mehr [emoji28]



    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

  • #8

    Mit der kurzen Scheibe liegt der Helm vollkommen im Luftstrohm.
    Je höher die Scheibe wird, um so höher wandert die Abreißkante der Laminaten Luftströmung und turbulente Luft trifft auf den Helm.


    Grüße aus dem wilden Süden,
    Allgeier72

  • #9


    Der Helm liegt bei dieser Scheibenhöhe in einem relativ ruhigen aber stetigen Luftstrom. Die Turbulenzen sind relativ gering. Aber ruhig ist es natürlich nicht - aber man (ich) kann es so gut aushalten. Es ist nicht ganz so wie auf einem NakedBike - aber auch nicht weit davon entfernt.




    Was mich nur wundert ist diese Dröhnerei und die Schüttelei wenn die Scheibe so hoch ist, dass die Abrißkante den Luftstrom über den Helm hinwegfegt.
    Hab noch den Tip bekommen es mit einer hohen Scheibe und einem zusätzlich Spoiler zu versuchen, der diese Abrißkante und den Luftstrom evtl. 'weicher' über den Helm leitet.


    Ich habe ja den Verdacht, dass bei diesen hohen Scheiben ein Druckvakuum zwischen Scheibe und Fahrer entsteht, dass den Luftstrom um den Helm herum wirbelt. Ich werde deshalb auch noch Versuche mit und ohne Gabeltunnelabdeckung machen. Mal sehen - vielleicht bringt der zusätzliche Luftstrom von unten eine positive Veränderung.


    Gruß
    Fred

  • #10

    Für mich hat sich die Kombination aus Swegotech Forkshield und Batzenversteller am besten bewehrt.
    Wie Du schon richtig vermutest, sorgt die Hinterströmung der Scheibe durch den Batzenversteller für eine gewisse Beruhigung des Luftstroms. Zumal so die Belüftungsöffnungen des Helms auch noch Wirkung zeigen.


    Grüße aus dem wilden Süden,
    Allgeier72

  • Hey,

    dir scheint die Diskussion zu gefallen, aber du bist nicht angemeldet.

    Wenn du ein Konto eröffnest merken wir uns deinen Lesefortschritt und bringen dich dorthin zurück. Zudem können wir dich per E-Mail über neue Beiträge informieren. Dadurch verpasst du nichts mehr.


    Jetzt anmelden!