Résumé zum Abschied

  • #1

    Hallo liebe Kollegen,

    Giovanni64 hat es vorgemacht wie ein anständiger Abschied aussieht und deshalb will ich das jetzt auch nachholen.

    Meine CRF 1000 L Bj 2017, EZ 2018 in Tricolor ohne DCT habe ich im Frühjahr verkauft, nach ziemlich genau einem Jahr und 7500 zurückgelegten Kilometern. Beim Verkauf sah sie aus wie neu, drangebaut hatte ich den Hauptständer, einen H/B Kofferträger, Topcase, Tankrucksack, sehr preiswert angebotene Sturzbügel die vollständig mit denen von SW-Motech angebotenen identisch waren, Oxford Heizgriffe, eine Bordsteckdose, verstellbare Fußrasten Ion von SW-Motech, zusätzlich die hohe Sitzbank der Adventure Sports und zwei weiteren Scheiben von MRA, eine niedrige Sportscheibe und die hohe mit dem verstellbaren Spoiler namens Vario Touring. Da ich den ganzen Krempel sowie die AT selbst zu sehr attraktiven Konditionen gekauft hatte hielt sich mein finanzieller Verlust in Grenzen, lediglich viele Stunden Arbeit sind eingeflossen die man natürlich nicht in Rechnung stellen kann. Zum Verkaufszeitpunkt waren die serienmäßigen Dunlops sowie die Jahresinspektion fällig - die neuen Reifen sollte sich der Käufer aber selbst aussuchen können und deshalb investierte ich nichts mehr.


    Die AT war mein 38. Motorrad während meiner bisher 47-jährigen Motorradfahrerkarriere, wenn man die Maschinen meiner Frau und die meiner Kinder mitrechnet, die ich ja alle selbst ausgesucht, gekauft und gewartet bzw. repariert habe.

    Wie kam ich zu der AT? Wie die zuvor genannten Zahlen schon aussagen, war ich in Punkto Motorrad schon immer etwas verrückt und wollte alles ausprobieren. Praktisch jedes Jahr hatten wir irgend etwas anderes. Permanent beobachte ich den Markt und wenn ich ein ganz besonders interessantes Angebot unter den Gebrauchten sehe fällt es mir schwer, die Gelegenheit nicht gleich vor Ort zu begutachten. Obwohl ich eigentlich gar kein neues oder zusätzliches Motorrad brauche! Meist wird dann aus den verschiedensten Gründen auch nichts daraus, irgendein Grund dann doch kein Geld auszugeben finde ich fast immer. Meistens. Manchmal erliege ich aber der Faszination und dem Kaufzwang. So geschah es mit der AT: Nachdem sich herausgestellt hatte dass meine 06er 1000er V-Strom auf kleinsten Sträßchen oder gar Schotter nicht ganz so spielerisch zu handeln war schaute ich nach einem Nachfolger mit etwa der gleichen Leistung aber besserer Geländeeignung. Da ich nur ungern unplanmäßige bzw. unnötige Schrauberarbeit erledigen will bin ich schon immer gut mit Japanern gefahren und möchte auch dabei bleiben. Was dann überhaupt noch in die engere Auswahl kommen konnte hieß alles Africa Twin. War auch irgendwie reizvoll, weil ich schon 1991 und 1992 mit meiner 750er RD04 in den Alpen viel erlebt habe und mich deren Konzept und Zuverlässigkeit überzeugt hatte. Leider spiegelten die Gebrauchtpreise die Wertschätzung der CRF in der Fachwelt und beim Kunden 1:1 wieder, ein Schnäppchen war da nicht zu machen. Eines morgens aber im Januar 2019 entdeckte ich die Anzeigen eines Händlers, der am späten Abend zuvor drei 2017er Modelle zu einem Traumpreis ins Netz gestellt hatte, alle ohne Kilometer aber mit Händlerzulassung. Die 1100er stand in den Startlöchern! Ich griff um 08:00 Uhr zum Telefon und ließ mir eine reservieren. Noch am gleichen Tag unterschrieb ich den Kaufvertrag. Im März habe ich sie dann abgeholt. Auch wenn sie für eine CRF 1000 konkurrenzlos preiswert war, soviel Geld hatte ich noch nie für ein Motorrad ausgegeben.

    Und das war eigentlich schon die Hypothek, die unser Zusammenleben überschattete. Inspektionen selbst durchzuführen ist ja meine (Motorrad-) Lebensphilosophie, ich will

    a) Geld sparen,

    b) alles unter Kontrolle haben und

    c) meine Maschine dabei kennenlernen und Wissen dazugewinnen.

    Aber das sollte man während der Garantiezeit tunlichst bleiben lassen... und dann wurden mir die strengen Vorgaben erst richtig bewusst: Jahresinspektion! Damit sichern sich die Händler die Auslastung ihrer Werkstätten trotz geringer Fahrleistung der Kunden. Mein Nachbar, beruflich sehr eingespannt fährt mit seiner 1190er Adventure jedes Jahr lediglich zur Jahresinspektion beim KTM-Händler und alle zwei Jahre zum TÜV... das war´s schon.

    Mein Hondahändler zeigte jedenfalls kein Verständnis für ein Aufschieben der Jahresinspektion, er wollte diese noch unbedingt vor der Winterpause machen (was ein Blödsinn ist weil die neue Bremsflüssigkeit dann gleich mit überwintern darf) und drohte sofort mit dem Verlust der Garantie. Obendrauf setzte er noch die Bemerkung dass Honda irgendeine Lichtmaschine sogar 7 Jahre nach Garantieende auf Kulanz ersetzt habe weil der Kunde immer brav zu den vorgeschrieben Inspektionsterminen angetanzt ist... Da war bei mir alles aus. Jetzt brachte mich diese Maschine in einen Konflikt: Möglichst bald alles selbst machen und damit horrende Reparaturkosten riskieren oder jahrelang regelmäßig Geld zum Freundlichen tragen, von der umständlichen Terminplanung mal
    abgesehen. Ein teures Motorrad kann eine Last sein. Irgendwie hatte ich mich bei meinen vielen günstig erstandenen Gebrauchtmaschinen zuvor wohler gefühlt!


    Den Ausschlag gaben dann noch meine Bastelarbeiten, bei denen u.a. der Tank runter musste damit ich Leitungen verlegen konnte. Was war das für ein Act! Noch nie hatte sich bei einem meiner Motorräder dieser Vorgang so umständlich gestaltet, und auch beim Wiedereinbau hatte ich wohl zwei Hände zu wenig. Und was sich darunter meinem Blick an Komplexität offenbarte ließ mein Schrauberherz bis in die Hose rutschen. Ich dachte, die Ventile eines Reihenmotors wären leichter zugänglich als die eines V-Aggregats wie z.B. an meinen beiden V-Stroms. Weit gefehlt kann ich nur sagen, kein Wunder dass die 24.000er Inspektion mit etwa 1200 € zu buche schlägt. Auch das bisher erste ABS unter meinen Maschinen verunsicherte mich durch die schiere Anzahl der Leitungen, und wie soll ich da ohne Steuerprogramm auf dem Laptop einen vorschriftsmäßigen Bremsflüssigkeitswechsel durchführen? Und die Luftfilter: kaum zugänglich, die Gehäuse zudem noch verklebt, offensichtlich gegen Saharastaub abgedichtet.
    Die ganze Konstruktion erschien mir extrem wartungsunfreundlich. Mit keinem meiner bisherigen Motorräder hatte ich weniger gern eine technische Panne in Afrika erlebt als mit dieser Africa Twin! Schon allein die Zugänglichkeit der Batterie und des Bordwerkzeugs ließ tief blicken: alles hatte sich der Optimierung der Fahrdynamik unterzuordnen. OK, damit konnte man die Tester überzeugen. Auch ich muss zugeben, dass ich noch nie eine so angenehm zu pilotierende Maschine in dieser Leistungsklasse hatte. Komfortable und durchaus geländetaugliche Federelemente, aber dennoch stabiles Fahrverhalten bei jeder Geschwindigkeit. Verbrauch top, zwei Liter weniger als meine 06er 1000er V-Strom. Wenn auch längst nicht mit deren brutalen Durchzug von ganz unten gesegnet. Dafür laufruhiger und mit viel besserem Sound. Gut gemacht, Honda!

    Was aber noch genervt hat war die vertauschte Position von Blinker und Hupe, wer gleichzeitig noch andere Motorräder nutzt weiß was ich meine. Außerdem hatte ich noch nie ein so schlecht ablesbares Display gesehen. Für die Drehzahlanzeige hätte ich eine Lesebrille aufsetzen müssen und der ganze Rest wurde spätestens dann unsichtbar, wenn die Sonne schien...

    Die Africa Twin habe ich in Erinnerung als eine tolle Reiseenduro die auch wirkliches Gelände kann und dennoch einen Riesenspaß als reines Straßenmotorrad garantiert. Wahrscheinlich spiegelt sie auch die sprichwörtliche Honda-Zuverlässigkeit wieder, sie wird als eine der wenigen sogar im Stammland gebaut was ein Qualitätsversprechen darstellt. Aber man muss die Bereitschaft aufbringen, der Werkstatt jede anfallende Arbeit oder Inspektion zu überlassen, für einen begeisterten Hobbyschrauber ist sie je nach dessen Qualifikation entweder eine Herausforderung oder sogar eine Zumutung.


    Ich habe 2020 mit einem starken Einzylinder, der ein SECHSTEL des Anschaffungspreises der AT gekostet hat und als Garagenfahrzeug mit 15.000 km praktisch wie neu vor mir stand, zu meiner alten Zufriedenheit zurück gefunden. An dem kann ich alles, aber auch wirklich alles selbst schrauben und fühle mich damit auf den Schotterpfaden im Friaul recht gut aufgehoben. Hätte ich die AT im Gelände abgelegt wären allein die Teile wahrscheinlich in einer ähnlichen Preisregion angesiedelt wie mein kompletter Einzylinder...

    Lediglich die Qualität des zugehörigen Forums kann mit Euch hier überhaupt nicht mithalten. Die Mitgliedschaft hier werde ich aber nicht kündigen. Wer weiß, was alles meine Garage in der Zukunft noch erwartet...


    Viel Spaß noch Euch allen und immer unfallfrei Fahrt!

    wünscht Euch Robert


    PS: Einige Videos mit der AT, ihren Vorgängern und Nachfolgern
    findet ihr hier:

    https://www.youtube.com/channel/UC8Ig8sRGj4uGVyCLyp80XPQ

    Der Oggersheimer
    Aktuell nur noch die Suzuki V-Strom 800 DE.

    Zuvor XT660Z Ténéré, CRF 1000, XRV 750, zwei XT 600Z ("Ur-Ténéré), drei SR 500, drei XJ 900, zwei KLR 650, zwei Pegaso 650, KLX 250, ST 1100 Pan European, FJ 1200, zwei VFR 750, vier(!) XF 650 Freewind, DL 650 und DL 1000 V-Strom, VN 900, CX 500, zwei 125er (Madass, Fox), 100er Hercules, zwei Garelli 50 Mokick Cross, Motobécane Mofa Moby 50, Yamaha Blaster 200 (Quad), Suzuki LT 80 (Quad) und eine verunfallte 100er Adler in Teilen...

    2 Mal editiert, zuletzt von Reisender () aus folgendem Grund: Absatzfehler

  • #2

    Hey Robert,


    die Bedürfnisse und Erwartungen eines Jeden sind unterschiedlich.

    Deine sind mit der AT nicht erfüllt worden ... so what.


    Ich wünsche Dir auf all Deinen (Motorrad-) Wegen viel Spaß,

    genieße das Leben und bleibe gesund

    Gruß Klaus :atblue:


    Das Geheimnis des Glücks ist Freiheit; das Geheimnis der Freiheit ist Mut ... (Thukydides, griechischer Geschichtsschreiber, 5. Jahrhundert v. Chr.)

  • #3

    Danke, wünsche ich Dir auch. 👍

    Der Oggersheimer
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  • #4

    Vieles an Kritik kann ich nachvollziehen, aber ein paar Punkte kann ich so nicht stehen lassen, weil sie entweder nicht stimmen, oder nur einen Teil der Wahrheit wiedergeben.

    Also ... Service Jahres- vs. Kilometerservice.
    ICh denke, dass da dein fHH nicht sehr kulant war/ist ... aber andereseits, wundert es mich, dass du, der schon im Besitz von 48 Motorrädern war, sich da durch einen Händler so aufs Glatteis führen lässt. Fakt ist, dass die Garantiezeit 2 Jahre umfasst und damit das Motorrad bestenfalls 3x in der Wekstätte steht ... danach kannst du selbst schrauben wie du willst. Kulanz ist immer ein entgegen kommen des Herstellers, und auch wenn du jede Wartung in der Markenwerkstätte machen lässt, dann kann der Hersteller eine Kulanzleistung ablehnen.

    Kosten für 24000er-Inspektion.
    Also, bei mir hat die Inspektion nur etwas über 400 Euronen gekostet. WIe dein Werkstätte da auf 1200 Euro kommt ist mir ein Rätsel. Denn selbst, wenn da Ventile eingestellt werden müssen, ist für die Kontrolle eben jener schon die Masse an Arbeit erledigt.

    Bremsflüssigkeitswechsel
    Also, da schreibst du einfach die Unwahrheit. Bei der CRF1000 braucht man für den Bremsflüssigkeitwechsel keinen Laptop und auch nicht zwingend irgendein Spezialgerät. Da kann man trotz ABS so machen, wie man es auch schon vor 20, 30 Jahren gemacht hat ... oben neue Flüsssigkeit reinfüllen und dann durchpumpen - fertig.
    Siehe auch WHB Seite 19-7 ... ich gehe davon aus, dass du als Selbstschrauber das hast. Wenn nicht, wundere ich mich bei manchen Aussagen von dir umso mehr.

  • #5

    Ohhhh jaaa, als ich im Sommer meine XRV zwei Tage gegen die CRF1100 getauscht habe fuhr ich schon hupend vom Händlerhof....eigentlich wollte ich nur blinken ^^

    Ride On Bastian :auto-dirtbike:08

    SD08 Mj.22 |Quickshifter |Conti CTA3 | Scott-Oiler X | org. Heizgriffe | hohe Sitzbank | TOMTOM Rider400 mit SW-Motech Lenkerhalterung | SW-Motech Sturzbügel | Touratech Scheibe S getönt | SW-Motech Tankrucksack Micro inkl. Tankring Pro | SW-Motech Gepäckbrücke | R&G Kennzeichenhalter | Barkbusters VPS |


    Africa Twin RD07a XRV 750 1049238_2.png


    Africa Twin CRF 1100 SD08 1372180_2.png

  • #6

    Ich könnte mich totlachen, exakt das gleiche ist mir auch bei der Probefahrt beim Händler passiert! Meine Frau sagte, die haben nur gegrinst... war wohl ein bereits bekanntes Phänomen! 😄

    Der Oggersheimer
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  • #7

    @ Doolittle: war mir schon klar, dass ich mit meinen Erfahrungen so manchem auf die Füße trete, dann muss man mit Gegenwind rechnen. Nicht jeder ist zum Schrauber geboren, ich kenne Leute die lassen sogar die Kette von der Werkstatt schmieren und glauben dennoch, immer mitreden zu können...

    Zum Bremsflüssigkeitswechsel solltest Du Dich einmal über das Restvolumen in der Steuereinheit informieren, das verbleibt nämlich im System wenn man die Regelventile nicht öffnet - sei es elektronisch oder mit einer Bremsung bis hinein in den Regelbereich. Was während der Inspektion eher unpraktisch ist...

    Und zu den von Dir genannten 400 € für die 24.000er inkl. Ventilspielkorrektur: Das ist genau der Grund, weshalb ich das lieber selber erledige. Dann weiß ich auch genau, dass es gemacht wurde.

    Der Oggersheimer
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  • #8

    Solltest du mich damit meinen ... nein, ich mache schon auch einige Servicearbeiten an meinen Motorrädern selbst ... deswegen rede ich auch mit. Übrigens, das Schmieren der Kette lasse ich auch machen ... von dem von mir eingebauten Kettenöler. ;)


    Das im WHB angeführte Gerät von Honda öffnet aber diese Ventile auch nicht. Deswegen mach ich einfach NACH dem Wechsel ein paar Bremsungen im Regelbereich ... dann vermischt sich das ganze, und man ist von der Siedetemperatur immer noch ganz locker im grünen Bereich. Zumal die Bremsflüssigkeit in der Nähe der Steuereinheit wohl zuletzt so heiß wird, dass dort Wasserdampf entsteht. WIchtig ist die Bremsflüssigkeit unmittelbar beim Bremszylinder. Also, eine notwendigkeit für einen PC kann ich immer noch nicht erkennen. Und das "Problem" mit der nicht tauschbaren Bremsflüssigkeit bei der Steuereinheit hast im Prinzip bei allen Motorrädern mit ABS. Aber es gibt tatsächlich Motorräder (BMW) wo du das Motorrad mit einem PC/NB verbinden musst um dem Bordcomputer zu sagen, dass jetzt die Bremsflüssigkeit gewechselt wird/wurde.


    Wenn du genau lesen würdest ... ich hab nicht gesagt, dass die € 400,- inkl. Spielkorrektur sind. Das war nur die Kontrolle! Und wenn nichts einzustellen ist, dann braucht man auch nicht mehr.

    Ich habe aber auch geschrieben, dass die Masse der Arbeit die notwendig ist, um das Spiel zu korrigieren, schon erledigt ist, wenn man das Motorrad zur Spielkontrolle auseinanderbaut - Da muss ja dann "nur mehr" der Ventildeckel runter und die Nockenwelle ausgebaut werden. Und ich somit die € 1200,- immer noch viel zu hoch empfinde. Vieleicht wurdest du übers Ohr gehauen?

    Bei mir haben sie auch versucht, mir erst mal >800 Euro zu verrechnen. Da waren z.B. zwei Zündkerzenstecker aufgeführt. Auf Nachfrage wurde dann der Mechaniker geholt, und der gab an, dass er die Stecker beim Abbau beschädigt/zerstört hat ... das hab ich mal reklamiert, mir wurde recht gegeben, und schon war die Rechnung um gute 300 Euro geringer.
    Dann hab ich noch wegen der Arbeitszeit nachgehakt ... es wurden mir über 4 Stunden berechnet ... Honda gibt für das gesamte 24k-Service aber nur 3,1 Stunden vor. Da ich aber einen explizieten Arbeitsauftrag geschrieben habe und Ölwechsel, Bremsflüssigkeitswechsel u. a. Sachen selbst gemacht habe bin ich bei der Arbeitszeit von weniger als 3,1-Stunden ausgegangen. Nunja ... auch die verrechnete Arbeitszeit wurde um über eine Stunde nach unten korrigiert, und schon war ich auf den o.a. gut € 400,-
    Also ... Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

    Und es ist halt so, dass ich, vor allem bei der Komplexität dieses Motorrades diese Arbeiten machen lasse. Bei meinen alten Einzellern oder den Transalps mach ich die Ventilspielkontrolle und das Einstellen auch selbst. Aber mit Tassenstössel und ggf. Nockenwellenausbau ... nein, da zahl ich lieber die 400-500 Euro.


    Und meine Kritikpunkte an deinen Ausführungen bleiben damit!

  • #9

    Es ist schon komisch wenn man beim Service, die Hälfte zu Hause selber macht und das dann mit einem Komplettservice beim Händler vergleicht.

    Die Inspektionskosten sind einfach jenseits von Gut und Böse, durch diesen verbauten Motor. Eine 400 € Inspektion wird es in Deutschland nicht geben.

    Die 48000er hat über 1000 € gekostet, bei meinem Porsche 6 Zylinder kostet das 1300 €, die haben aber auch andere Stundensätze und es sind 12 Liter gutes Motorenöl.

    Historie: ab 1969 DKW 250 CB 250 T 500 GT 750 CB 750 XL 250 mit Maico Rahmen war in Deutschland die erste gute Enduro mit Honda Motor, siehe Motorrad Nr. 7 von 1977 Bultaco 125 KTM 175 GS XBR 500 CBX 1000 V-Max VT 800 Sportster 1200 C G650X Country.

  • #10

    Hallo Dolittle! Danke für Deine ausführliche Stellungnahme.

    Wenn eine Werkstatt behaupten würde dass der Bremsflüssigkeitswechsel bei einem ABS - System genauso durchgeführt wird wie früher ohne, ware das schon ein weiterer Grund die Wartung lieber selbst zu machen oder gleich ganz auf ein Motorrad mit ABS zu verzichten. Natürlich laste ich das der AT nicht im Speziellen an, sondern allen Konstruktionen mit ABS. Den Ratschlag im Anschluss ein paar Vollbremsungen auszuführen kenne ich genauso gut wie die zahlreichen Argumente dagegen. Dass die Bremsflüssigkeit am Steuerventil weniger heiß wird als am Bremskolben spielt auch keine Rolle. DOT 4 ist hygroskopisch, die Wassermoleküle verteilen sich gleichmäßig im System. Dein Argument trifft vielleicht auf das von den Amis bevorzugte Silikongemisch namens DOT5 zu, da sammelt sich das Wasser tatsächlich am tiefsten Punkt in Pfützen - und die dürften ganz in der Nähe des Bremskolbens sein. Das ist auch der Grund weshalb so mancher geniale Umrüster von DOT4 auf DOT5 auf dem Holzweg ist, der regelmäßige Tausch ist tatsächlich noch das kleinere Übel und das Öffnen der Steuerventile per Elektronik ist der einzige saubere Weg das zu bewerkstelligen. Und nochmal zu Deinem Tipp mit den paar Vollbremsungen bis in den Regelbereich um den zweifelhaften Mischvorgang von alt und neu zu erzwingen: Tut mir leid, dazu bin ich ohne Schmierseifenteppich wohl nicht in der Lage. Eine materialmordende Vollbremsung ohne ersichtlichen Grund scheitert an meiner moralischen Verriegelung. Wahrscheinlich weil ich stets die Technik im Blick habe, zu ungern tausche ich Lenkopflager, Standrohrgleitbuchsen und andere beanspruchten Teile weil ich das alles schon gemacht habe und unter Spaß etwas anderes verstehe. Während der 7500 Kilometer mit meiner AT habe ich kein einziges mal das ABS zum Ansprechen gebracht. Es hätte defekt sein können, ich hätte es nicht gewusst.

    Mein Händler hat mich übrigens nicht abgezockt, er durfte lediglich die 1000er Inspektion für faire 179 € machen, vor der nächsten Inspektion hatte ich die AT schon verkauft. Den Preis für die 24.000er habe ich übrigens hier aus dem Forum. Angesichts des zu bewältigenden Demontageaufwands inkl. Ausbau der Nockenwelle und den anderen Inspektionsarbeiten ist das noch nicht mal preislich besonders abgehoben, ich kann mir den Zeitaufwand gut vorstellen wenn die Mechaniker sauber und korrekt arbeiten. Und das Argument, bei 24.000 wurde nur gemessen und nichts korrigiert, löst bei mir schon sämtliche Alarmglocken aus. Nach 24.000 km wird das Ventilspiel nach der Montage der AT zum allerersten mal gemessen! Hier kommt der Verschleiß des Einfahrprozesses mit zum tragen, es ist nahezu ausgeschlossen dass sich da nichts am Einbauspiel verändert hat. Erst nach der ersten Korrektur ist bei Tassenstößeln recht lange Ruhe. Aber was passiert denn schon, wenn die Werkstatt die Kontrolle mit dem angeblich korrekten Spiel nur vortäuscht? Erst mal garnichts. So ein japanisches Auslassventil aus hochwertigem Material ackert bestimmt noch 20.000 - 30.000 km weiter bevor der Ventilteller beginnt abzubrennen weil er durch zu geringes Spiel bei hoher Temperatur nicht mehr vollständig auf dem Ventilsitzring aufsitzt um seine Hitze in den Zylinderkopf abzuleiten. Bis dahin kann man eine Werkstatt unmöglich noch belangen, das ist micht mehr zweifelsfrei nachweisbar. Ein Abrechnungsbetrug ist also relativ risikolos zu begehen. Und wenn das Ventil Glück hat hält es durch bis zur 48.000er, aber nur wenn da nicht schon wieder geschludert wird... Am eigenen Leib habe ich dies erfahren an einem eigentlich werkstattgepflegten Fiat 128 Bj. 1972, da war ein Teller zur Hälfte abgeschmolzen, der Motor lief nur noch auf drei Zylindern. Das Belegstück schleppte ich noch Jahrzehnte mit mir herum, als Mahnung.

    Ich habe aber auch eine Erfahrung aus jüngerer Zeit: Suzuki V-Strom DL 650, gekauft mit 34.000 km. Irgendwann bereiteten mir bei heißem Motor Geräusche aus dem Ventiltrieb Sorgen. Bei genau 48.000 km öffnete ich die Zylinderköpfe und stellte fest, dass beide Auslassventile des vorderen Kopfes soweit unterhalb der Toleranz lagen dass es ein wirkliches Glück war, noch rechtzeitig danach geschaut zu haben. Und das hätte eigentlich gar nicht sein dürfen: Bei der DL 650 wird nämlich auch das Ventilspiel erstmals nach dem Einbau bei km 24.000 gemessen und korrigiert. Danach wird zwar alle weitere 24.000 gemessen, das ist aber eher ein Versorgungsauftrag für die Werkstätten: eine Verknappung des Spiels infolge des Einarbeitens der Teller in den Kopf findet nur sehr langsam statt. Bei manchen Motorrädern wäre nach 100.000 km eine Korrektur nötig, eine mir bekannte VFR 750 hatte auch bei einem Kilometerstand von 289.000 km nach der letzten Korrektur bei 36.000 noch keinen Bedarf! Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass die auf einer Suzuki-Werkstattrechnung ausgewiesene immens wichtige erste Ventilspielkorrektur bei 24.000 km nur vorgetäuscht war. Niemals sonst wäre bei km 48.000 eine solche Abweichung aufgetreten. Das ist im Grunde die Paranoia die ich erleide, wenn ich ein liebgewonnenes Motorrad aus der Hand geben soll um sie einem ungewissen Schicksal zu überlassen. Das lasse ich nicht zu bei einem Stück Technik, mit dem ich einen ungestörten Urlaub verbringen will. Und wenn ich einmal nicht mehr imstande sein sollte Nockenwellen auszubauen um an die Shims zu kommen bleibe ich halt bei den simpler einzustellenden Kipphebeln bevor ich die Schrauberei ganz aufgebe.

    PS: Die besorgniserregenden Geräusche hatten einen anderen Grund: bei hoher Temperatur wird das Motoröl so dünnflüssig, dass es das Aufschlaggeräusch des Nockens auf den Tassenstößel nicht mehr dämpft. Wusste ich zwar schon vorher, hört sich aber bei jedem Motor anders an. Aber um so besser, denn wer weiß wann erst ich den Motor sonst aufgemacht hätte.


    Na, das ist doch noch ein konstruktiver Austausch geworden. Du solltest auch bemerkt haben, dass ich geflissentlich solche persönlichen Attacken vermieden habe wie z. B. "das solltest Du aber wissen" oder "wenn Du richtig gelesen hättest" oder "Du hast Dich über den Tisch ziehen lassen"... ich finde, so etwas tolerieren zu müssen ist nicht unbedingt erfreulich, der Spaß an der Unterhaltung leidet immens darunter.



    Der Oggersheimer
    Aktuell nur noch die Suzuki V-Strom 800 DE.

    Zuvor XT660Z Ténéré, CRF 1000, XRV 750, zwei XT 600Z ("Ur-Ténéré), drei SR 500, drei XJ 900, zwei KLR 650, zwei Pegaso 650, KLX 250, ST 1100 Pan European, FJ 1200, zwei VFR 750, vier(!) XF 650 Freewind, DL 650 und DL 1000 V-Strom, VN 900, CX 500, zwei 125er (Madass, Fox), 100er Hercules, zwei Garelli 50 Mokick Cross, Motobécane Mofa Moby 50, Yamaha Blaster 200 (Quad), Suzuki LT 80 (Quad) und eine verunfallte 100er Adler in Teilen...

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