Moin,
da ich meinem Moped und dessen Werterhalt vertrauen will habe ich etwas recherchiert. Zunächst:
Ich habe bisher keinen Werkstatt-Meister getroffen und auch keinen Mechaniker, der korrekt den Ölstand misst (ich selbst habe es bisher auch nicht gemacht, also exakt 2 Min. gewartet). So ganz trivial ist die Recherche nicht gewesen, trotz KI.
Der Grund für meine Recherche: einige unserer tollen Bikes verbrauchen Öl, meins (SD14) auch. Dachte ich wenigstens. Stimmt wohl gar nicht. Und wer viel Oldschool misst, bekommt komische Werte. Aber nicht immer.
Gelobt seien die, die gar nicht messen und alle 12T den Wechsel machen. Dann passt‘s nämlich. So habe ich es mit meiner SD06 auch gemacht. Vermutlich zu annähernd 100% sind unsere Mopeds völlig OK und verbrauchen kein Öl.
Auch die, die stets in gleicher Weise Oldschool kalt messen, so what, bloß nichts reinkippen, egal wo der Pegelstand ist, alles gut.
Hier unten die Erklärung. Damit die KI hier keinen Blödsinn schreibt, habe ich alles noch mal über eine andere KI getestet. Stimmt also, es sei denn, beide KI‘s halluzinieren völlig synchron.
🔧 Was ist ein Semi-Dry-Sump-System?
Und wie genau funktioniert es bei der Honda CRF1000/1100
🧭 Begriffsklärung: Nasssumpf vs. Trockensumpf vs. Semi-Dry-Sump
System | Merkmal | Beispiel |
---|
Nasssumpf | Öl sammelt sich dauerhaft im Kurbelgehäuse (klassische Ölwanne) | CB500, Transalp, viele PKW |
Trockensumpf | Öl wird sofort aus dem Kurbelgehäuse abgesaugt und in einen externen Tank gefördert | KTM 690, Rennsportmotoren |
Semi-Dry-Sump | Öl wird durch Rückförderung aus dem Kurbelgehäuse in einen internen Tank im Motorgehäuse gepumpt | CRF1000/1100 ab SD04, viele moderne Adventure-Bikes |
🔍 Ziel des Semi-Dry-Sump-Systems:
Minimierung der Ölmengen im Kurbelgehäuse während des BetriebsBessere Kurbelgehäuse-Entlüftung, weniger Reibungsverluste (Windage)
Konstante Ölversorgung bei Schräglage, Gelände, SprüngenKein externer Tank notwendig – kompakter, leichter, einfacher wartbar
🛠️ Aufbau des Systems bei der CRF1100L/oder CRF 1000
Zwei Ölpumpen:
Scavenge-Pumpe (Rückförderung):
saugt Öl aktiv aus dem Kurbelgehäuse und angrenzenden Bereichen (DCT, Kupplung)
→ fördert es in den internen Öltank
Druckpumpe:
versorgt alle Schmierstellen aus dem Tank
Interner Öltank (unten mittig rechts)
- Eingebaut auf der rechten Seite des Motorgehäuses, unterhalb des Kupplungsbereichs
- Kein extern sichtbarer Tank – aber ein eigenständiges, hydraulisch abgegrenztes Volumen
- Der interne Tank ist nicht einfach ein „behälterartiges Volumen“, sondern Teil eines mehrkammerigen Ölsystems, bei dem das Design den Ölfluss aktiv in definierte Zonen lenkt. Das ist vor allem beim DCT-Getriebe wichtig, da hier mehrere Druckbereiche getrennt versorgt werden müssen (z. B. Kupplung vs. DCT-Hydraulik).
- Der messbare Tankinhalt beträgt ca. 1,0-1,3 L bei ca. 4,8 L Gesamtvolumen
- Der Tank ist ein aktiver Verteiler und kein Öllager
Pegelrohr:
- Der Peilstab misst den Pegelstand im Pegelrohr
- Es findet eine Pegelstandsmessung (Höhenmessung) statt, keine Ölmengenmessung
- Es wird also der Peilstab ins Reservoir des Pegelrohrs gesteckt
- Der Ölstand hier ist direkt hydraulisch verbunden mit dem Ölstand im Tank, Prinzip der kommunizierenden Röhren
Peilstabsystem (links):
- Über einen seitlichen Verbindungskanal hydraulisch mit dem internen Tank rechts verbunden. Der Peilstab wird also von links ins Reservoir des Pegelrohrs eingesteckt, obwohl der separate Öltank auf der rechten Seite ist.
- Die Pegelstand ergibt sich durch ein kommunizierendes Röhrensystem. Der Peilstab wird also in eine Messröhre (Pegelrohr) gesteckt, nicht in den Tank. Das Motorrad muss dafür gerade stehen.
- Nur bei senkrechter Maschine, warmem Motor und 2 Minuten nach Stopp verlässlich messbar (von Honda kalibriert)
- Peilstab zwischen Min und Max nur 200 ml. Das ist fein und empfindlich abgestimmt und leichte Abweichungen können sofort festgestellt werden
🔄 Warum fließt Öl nach dem Abstellen in das Kurbelgehäuse zurück (semi-dry-sump)
Nach dem Motorstopp:
Beide Pumpen stehen
Es gibt keine aktive Rückförderung mehr
Das Öl verteilt sich passiv, durch Schwerkraft und Kapillareffekte, in folgende Bereiche:
Kurbelgehäuse, Kupplungsraum, DCT-Kammern, Zylinderkopf, Ölgalerien, Rücklaufkanäle
→ Ein Teil bleibt im Tank, ein Teil „wandert zurück“
→ Diese Rückverteilung ist temperatur- und lageabhängig
→ Deshalb darf man im Kaltzustand nicht messen und erwarten, dass der Messwert korrekt ist.
Öl kann auch später wieder aus dem Tank ins Kurbelgehäuse fließen oder der Tank läuft voller, die Pumpen sind ja aus, was passiert ist nicht mehr vorhersehbar. Das kann der Grund sein, dass der Peilstab in kaltem Zustand auch mal zu wenig anzeigt.
📐 Warum hat Honda dieses System gewählt?
Platzersparnis: kein externer Tank, trotzdem alle Vorteile des Trockensumpfs
Gewichtsverlagerung nach unten (Tank liegt tief im Motorblock)
Vermeidung von Ölaufschäumen bei extremen Fahrzuständen (Offroad, Wheelies, Schräglagen)
Bessere Reproduzierbarkeit im Wartungsfall (kalibrierter Zustand möglich)
Zuverlässigkeit bei DCT-System (mehrere Druckbereiche für Kupplung & Aktuatoren)
📚 Technische Quellen:
Honda CRF1100L Werkstatthandbuch (Service Manual, „Lubrication“, 2020/2021)
Honda EU/JP Training Material: Semi-Dry-Sump Theory and Design
Technische Vorträge bei EICMA (2020), Honda Engineering Italia
Erfahrungsberichte und Vergleichsmessungen: trueadventure.org, motorradonline.deJapanbike-Tech.org → Artikelreihe Hydraulic Oil Distribution in Compact Multi-Chamber Engines