Unterschiede Fahrverhalten trockene und nasse Strasse

  • #1

    Hallo zusammen,


    ich möchte hier mal eine Frage stellen, die mich sehr umtreibt:


    Ich bin seit meinem Wiedereinstieg im letzten Jahr einige Tausend Kilometer mit dem Motorrad unfallfrei unterwegs. Meinen Fahrstil würde ich grundsätzlich als umsichtig und vorausschauend bezeichnen. Weiterhin bin ich sehr selbstkritisch und versuche mich permanent, insbesondere was die Linienwahl bei Kurven anbelangt, zu verbessern. Das Ziel ist nicht unbedingt, die Kurvengeschwindigkeit zu erhöhen sondern eher, einen flüssigeren Fahrstil zu erreichen.


    So weit, so gut. Das Problem fängt dann an, wenn die Straße nass ist. Ich glaube, ich habe da eine psychische Blockade oder so etwas. Sobald die Straße nass ist, reduziere ich die Kurvengeschwindigkeit so weit, dass von einem flüssigen Fahrstil keine Rede mehr sein kann. Ich habe ständig die Befürchtung, dass die Reifen auf nasser Fahrbahn in Kurven die Haftung verlieren und das Motorrad von der Strasse rutscht. Ich glaube, da wirkt im Kopf ein Sturz mit dem Mountainbike von vor ein paar Jahren nach, der auch auf nasser Fahrbahn in einer Kurve durch Wegrutschen ausgelöst wurde...


    Ist es wirklich so, dass die Haftung von Motorradreifen aufgrund der verhältnismäßig schmalen Aufstandsfläche auf nasser Fahrbahn radikal schlechter ist? Wenn ich andere Motorradfahrer so sehe, kann ich das kaum glauben. Dass eine nasse Fahrbahn weniger Grip hat als trockener Asphalt ist ja klar, aber wirkt sich das bei einem normalen Fahrstil (angepasste Geschwindigkeit usw.) so gravierend aus? Mich würden da eure Erfahrungen sehr interessieren.


    Dank und Gruß
    Carsten

    „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“
    Kurt Marti

  • #2

    Bei dem von dir beschriebenen Fahrstil und angepasster Geschwindigkeit bei Nässe musst du dir da kaum Gedanken machen.
    Ich fahre bei Nässe mit etwas weniger Schräglage, lese die Straße noch genauer (Schmutz, Auswaschungen auf der Fahrbahn) und fahre ansonsten einfach, den passenden Reifen vorausgesetzt. Die Serienreifen der 2016er/2017er Modelle waren bei Nässe mit Vorsicht zu genießen, mit PST2, PRSTR, Karoo Street und TKC70 habe ich bei Nässe sehr gute Erfahrungen, sie lassen sich genauso wie trocken fahren (von mir, der auch auf trockener Fahrbahn nicht die Grenzen ausreizt). Die verschiedenen Reifenthreads helfen dir da weiter. Was mich eher einbremst ist die geringere Sicht, wenn es regnet...


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  • #3

    Denke mit deinem Problem stehst du nicht alleine, da 90% (geschätzt) der Fahrer hierzulande kaum ausreichende Erfahrungen mit Regenfahrten hat.


    Die fehlende Routine ist verantwortlich für die Schranken im Kopf, denn Reifen und Fahrpysik geben viel mehr her als genutzt wird.


    Fahrer aus dem verregneten Großbritannien haben erheblich weniger Probleme mit sowas.


    Entweder übt man sich (am besten hinter einem her fahren der Regenfahrten beherrscht ) oder man akzeptiert das man hier eine Schranke vor sich hat.

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  • #4

    mach ein Fahr- oder Kurventraining. möglichst mit regentraining. das wird dir erstens die augen öffnen, was mit einem modernen reifen bei nässe alles möglich ist und nimmt dir deine angst, den die ist kein guter begleiter.

  • #5

    Bei mir sind es die Fahrbahnmarkierungen, die ich selbst im trockenen Zustand meide.


    Bin noch heute beeindruckt wie im Sicherheitstraining bei feuchter Fahrbahn dort Slalom gefahren wurde.

  • #6

    Frohnleichnam steht das nächste Sicherheitstraining an, da werde ich das mal zum Thema machen.


    Dank und Gruß
    Carsten

    „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“
    Kurt Marti

  • #7

    Ja die Angst vor Regen kenne ich nur zu gut. War ein regelrechter Schisser und bin genauso gefahren wie du. Ich hatte mein Schlüsselerlebnis vor 2 Jahren beim Kurventraining im Driving Center Gross Dölln. Zweiter Tag - Mittagspause. Ein mörderischer Gewitterregen. Gleich danach auf die hauseigene Rennstrecke. Ich fuhr noch meine VFR 1200 F. Einige sind wegen des Wetters und der weiten Heimreise schon nach Hause gekommen. Wir hatten 2 Trainer von Moto Monster die eigentlich die beiden "Knieschleifergruppen" trainierten. 2 glatzköpfige Typen in abgeranzten Lederkombis, denen man schon mehrmaligen Boden Kontakt ansahen. Aber total dufte Typen. Ich organisiere dieses Event seit Jahren. Fahre immer in der Gruppe 1 mit um mich um die Neueinstieger, Anfänger etc zu kümmern. Jedenfalls führen wir nach der Mittagspause zurück ins Fahrerlager. Eigentlich wollte meine Gruppe nicht auf den Track sondern auf das weitläufige Gelände um Bremsen zu üben. Nach einem Blick auf die Rennstrecke war ich auch ganz froh drüber. Das Wasser lief in Sturzbächen über die Strecke und Teilweise durch die Kurven - garniert mit Pollen von den Bäumen. Lange Rede - kurzer Unsinn, einer der Trainer von Moto Monster stand allein im Fahrerlager, weil seine Leute wohl schon alle die Heimreise angetreten waren. Er kam auf mich zu und meinte dass wir Beiden jetzt als Erste auf die Rennstrecke gehen. Mir müssen alle Gesichtszüge entglitten sein. Auf mein Gestammel dass ich Angst vor nasser Strasse habe, meinte er nur - na dann erst Recht - dazu machen wir ja ein Fahrertraining. Nachdem ich ihm dass Versprechen abgenommen habe dass wir aber langsam fahren, bin ich mit klopfendem Herzen und gut gefüllter Hose mit ihm auf die Renne. Nachdem wir langsam begannen ging es immer schneller. Ich fasste in mein Motorrad, in mich und auch in den Trainer Vertrauen. Wir sind so 8 oder 9 Runden gefahren. Zum Schluss war ich gefühlt genauso schnell unterwegs wie im Trockenen. Als wir wieder im Fahrerlager waren bin ich wie ein Flummi und den Instruktor gehüpft und ich glaube - ich habe ihn sogar gedrückt. Wir haben das Geschehene ausgewertet. Also theoretisch kann man im nassen genauso schnell fahren wie im Trockenen. Zumindest auf einer Rennstrecke mit Strassen Reifen. Aber im normalen Straßenverkehr sollte man schon etwas runterschalten. Man weiss ja nicht wie der Strassen Zustand ist. Weiches, vorausschauhendes Fahren und sanft Bremsen mit frühem Hochschalten und so kann man auch im öffentlichen Verkehr bei Regen gut und zügig fahren. Allein dieses Erlebnis haben das 2 tägige Kurventraining mehr als gerechtfertigt.


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  • #8

    Die Aquaplaninggefahr ist beim Moped schon mal geringer als mit dem Auto :D Allerdings fahre ich auch grundsätzlich nicht besonders schnell, Regel 120 km/h, zum Überholen bis 140 km/h auf der BAB.
    Nasses Laub auf der Straße kann in Kurven schnell zum Rutschen führen, da sollte man aufpassen.
    Die Idee, bei Nässe vorsichtiger zu fahren als im Trockenen halte ich für Richtig, angemessen Respekt ist ok, Angst sollte es nicht sein. Dann vielleicht wirklich mal ein Fahrtraining, oder mehr üben.
    Ich fahre das ganze Jahr, Starkregen, Schnee, geht alles!

    RD04 + SD04

  • #9

    Wie die Vorredner/-schreiber schon erwähnt haben ist die Reifenwahl schon mal sehr wichtig.
    Mit einem Reifen der in den Tests als guter performer im Regen abgeschlossen hat, hast du schon mal ein bisschen mehr Vertrauen.
    Dann ist es sehr wichtig die Straße genaustens zu lesen, TIP: Straßenabschnitte die bei Trockenheit guten Gripp bieten tun dies auch bei Nässe.
    Bei abgeranzten Kreisverkehren die bei Trockenheit schon mit vorsicht zu genießen sind ist bei Nässe nichts an Schräglage zu holen.
    Das gilt auch für Fahrbahnmarkierungen uns insbesondere Bitumen.
    Leider sieht man bei nasser Fahrbahn die Ölflecken zu Teil nicht mehr, deswegen würde ich auf der Straße auch nicht an das Limit gehen um
    im Falle einen Falles trotz Rutscher nicht von der Bahn zu fliegen.
    Im Grunde ist es viel Übung und herantasten und ein runder Fahrstil, dann ab und an kannst auch mal mit der Fußraste aufkommen ohne zu rutschen.
    Geht übrigens auch mit der Originalbereifung vor allem mit dem Index W, den viele aus diesem Forum gleich runterschmeißen.

  • #10

    Hallo Namensvetter,
    ich habe auch noch nicht so viel Regenerfahrung und würde meinen Fahrstil auch wie Deinen beschreiben.
    Ich mache es bei regen so, dass ich meinen Fahrmodus auf Gravel schalte, weil die 18 er twin ja keinen gesonderten regenloses hat u d gehe es auch etwas vorsichtiger an. Aber auf den opponieret kannst Dich glaub schon verlassen. Auch bei regen kündigt es sich an. Hatte mal Dusel als ich in ner Kurve auf nen Bitumenstreifen kam und dann. Ein paar cm daneben wieder Gruppe hatte bin mit dem Vorderrad etwas gerutscht. Da gingt auch die Pumpe, is aber nix passiert. Ich fand aber dass ich durch die Situation dazu gelernt hab.
    Viele Grüße
    Carsten



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