Meine Sorge bei der der AT ist vor allem das Gewicht mit Gepäck. Das lässt sich bei einer Probefahrt schlecht simulieren.
Ich bin 1,79m groß und ca 70kg schwer. Ein voll beladenes Motorrad zu rangieren mit Gepäck und Zubehör a la sturzbügel, evtl koffersystem etc, liegt man schnell bei 260kg +
Mir fehlt einfach die Erfahrung, ob ich das händeln kann.
Im Nachhinein, bzw bei der ersten großen Tour 2022 zu merken "scheiße Niklas, du packst das nicht! Das Ding ist zu schwer und ich kann es kaum rangieren" wäre für mich echt mies.
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Hallo Niklas! Mit Deinen Vermutungen liegst Du meiner Meinung nach in den meisten Fällen absolut richtig, die von Dir geäußerten Bedenken diskutiert man besser vor dem Kauf als danach.
Ja, die AT ist schwer wenn es ins Gelände geht. Das tolle Fahrwerk bügelt zwar so manche Herausforderung einfach glatt, das ist aber vor allen denen nützlich, welche die nötige Kondition und Enduroerfahrung mitbringen. Gehörst Du so wie ich zu den eher "vorsichtigen" Enduristen die nicht alles mit Schwung unter die Räder nehmen spielt das Gewicht und die Beinlänge eine große Rolle. Auf der Straße hingegen ist die CRF völlig unproblematisch, fast schon geradezu langweilig perfekt. Aber sie ist wunderschön, absolut verlässlich und klingt zudem noch gut. Gerade letzteres trifft auf die T7 sicher nicht zu. Und über die Optik lässt es sich streiten.
Was mich an der T7 allerdings am meisten stört ist die regelrechte Preisexplosion nach dem Holzhammermarketing welches die "Fachpresse" den potentiellen Kunden regelrecht eingebläut hat. Gestartet ist sie mit 9500 € und ließ die Hoffnung entstehen, nach wenigen Jahren eine gute Gebrauchte unter 7000 € bekommen zu können. Inzwischen kosten die Gebrauchten meist den ehemaligen Neupreis und Yamaha würde am liebsten nur noch die Rallyversion verkaufen die bis über 14.000 € einbringen soll! Das ist definitiv zuviel für eine Mittelklasseenduro mit einem sehr mittelklassigen Motor. OK, ich weiß, der Motor geht gut und das Fahrwerk macht Spaß - aber mit einer CRF ist sie absolut nicht vergleichbar. Die Honda spielt in einer ganz anderen Liga und deklassiert die T7 in jeder Beziehung. Die T7 hat vielleicht ihre Daseinsberechtigung, aber dann bitte zu einem dem Gebotenen passenden Preis. Die AT hat das eindeutig bessere Preis/Leistungsverhältnis. Aber man muss natürlich aufpassen.
Ich habe im Januar 2019 für eine neue 2017er CRF mit einer 2018er Händlerzulassung genau 10.990 € bei einem offiziellen Hondahändler bezahlt, in Tricolor ohne DCT. Das war ein gutes Geschäft auf das ich drei Jahre warten musste. Aber für eine neue 1100er die 20.000 € - Schallmauer sprengen? Ich weiß nicht.
Was ich Dir persönlich raten würde wäre erst einmal preiswert einzusteigen damit Du Erfahrungen sammeln kannst für den später erfolgenden großen Wurf. Damit meine ich die Anschaffung einer preiswerten Gebrauchtmaschine mit der Option, diese in etwa einem Jahr wieder ohne Verlust verkaufen zu können. Und da es "preiswerte" gebrauchte AT´s oder T7 eigentlich nicht gibt würde ich mir zunutze machen, dass sehr viele durchaus hochwertige und zuverlässige Motorradmodelle von der großen Masse der Motorradinteressenten einfach ignoriert werden weil sie gerade nicht "Hip" sind oder mangels ABS von der Wunschliste gestrichen werden.
Als Beispiele nenne ich nur mal die V-Strom 650, wo besonders die Jahrgänge 2003-2006 erstaunlich zugkräftig und drehzahlfreudig agieren, ab 2007 wurde ihr per Euro3 leider einiges an Performance geraubt. Gut Erhaltene Exemplare sind für unter 3000 € zu bekommen und halten ewig. Die größere 1000er ist wiederum sehr viel unhandlicher und hat zudem massiv Probleme mit einem fehlkonstruierten Kupplungskorb.
Unter den Einzylindern ist die schier unverwüstliche Suzuki XF 650 Freewind zu empfehlen, gut erhaltene Exemplare gibt es schon unter 2000 €. Vorziehen würde ich das Faceliftmodell ab 2001, aber abgesehen von behebbaren Scheinwerferproblemen ist auch der Vorgänger extrem standfest. Lediglich der allererste Jahrgang 1997 ist wegen Getriebeproblemen weniger empfehlenswert.
Zugegeben sind das keine richtig geländegängigen Enduros, die Betonung liegt hier auf "Reisen". Aber geländetaugliche, leichte und dennoch potente Maschinen sind als Schnäppchen so gut wie nie zu ergattern und kosten als Gebrauchte ein mehrfaches ihrer damals wesentlich teurer verkauften mehrzylindrigen Altersgenossen aus der Tourerfraktion. Beispiele: Yamaha XT 660Z (nicht zu verwechseln mit der Vorgängerin XTZ 660), Suzuki DR 650 SE (die beiden letzten Buchstaben sind entscheidend) und Triumph Tiger 800. Selbst so kleine Mikroenduros wie die CRF 250 oder die KLX 250 S sind sauteuer, von der Yamaha WR ganz zu schweigen.
Gebrauchte KTM oder Husqvarna empfehle ich prinzipiell nicht, hier muss man entweder gut schrauben oder sich regelmäßige Werkstattaufenthalte leisten können.
Aber ich bin mal gespannt wie Du letztlich entscheiden wirst.