Ersthelfer am Unfallort

  • #1

    Hallo ihr Lieben,


    gestern Abend ereignete sich unweit unseres Hauses, auf der vorbeiführenden Landstrasse ein Motorradunfall. Mein Frau hörte laute Schleifgeräusche und ein knacken und meinte nur: "Da ist was passiert".


    Unsere Tochter, Carmen und ich schlupften in die Schuhe und rannte zur 100 Meter entfernten Unfallstelle, wo deutlich sichtbar ein Motorrad (1200er Bandit) unter einer Riesenlache Öl auf der Fahrbahn lag. Auf dem Weg stolperten wir bereits über ein abgerissenes Topcase. Bei näherer Betrachtung des "Bikes" kamen schlimmste Befürchtung in uns hoch. Die Front war komplett zerstört, die Gabel samt Vorderrad abgerissen. Vorm Fahrer war zunächst nichts zu sehen.


    Näher an der Unfallstelle lag direkt am Straßenrand der "Biker". Gott sei Dank lebte er und war sogar ansprechbar. Er stammelte unverständliches Zeug. wohl unter Schock stehend, vor sich hin. Da wir neben 2 jungen Burschen die "Ersten" bei ihm waren, mussten wir uns kümmern. Die "Jungs" (weil sie nicht wussten was sie machen sollten) schickte ich zum Aufstellen der Warndreiecke jeweils links und rechts die Straße runter, während meine Tochter den Notruf absetzte und Carmen dann das Telefon zwecks Zustandsbeschreibung für die Rettung übernahm. Meine Tochter und ich nahmen ihm den Helm ab und beruhigend ihn so gut es ging. Hilfe wollte er keine und das er aufstehen wollte, war für ihn selbstverständlich - das konnten wir verhindern. Am Unterarm und Schulter klafften offene Wunden (mit großflächigen Abschürfungen) in denen sich Reste vom T-Shirt (ja T-Shirt) und Straßendreck befanden. Als ich ihm sagte, dass ich auch Biker bin, beruhigte er sich und wir konnten seine Wunden versorgen. Wenig später trafen dann auch die Profis ein, die die Regie übernahmen und wir (immer noch Adrenalin geschwängert) unterstützen konnte. Der Biker kam ins Krankenhaus, wie es ihm jetzt geht wissen wir nicht. Im Zeitungsartikel heute Morgen sprach man von schweren Verletzungen.


    Warum schreibe ich das hier?


    1. Der Biker befand sich auf einer Fahrt aus einem Nachbarort ins 6 Km entfernte Heimatdörfchen nur mit kurzer Hose und T-Shirt bekleidet - Helm auf.

    2. Wir hatten vor wenigen Monaten in unserem Stammtisch einen 1. Hilfe Kurs, der uns gestern in die Lage versetzte beherzt und selbtsicherer helfen zu können.

    3. Unser Unfallopfer roch gehörig nach Alkohol - beim Moppedfahren keine so gute Idee.



    lg

    Rüdiger

    Honnert Brozend Sejerlänner:happy-partydance:

    5 Forumstreffen 2019-2023 :romance-grouphug:


    Eat, Ride, Sleep. Repeat :handgestures-thumbupright:

  • #2

    Gänsehaut!!!


    Auch Euch ein großes Lob für die Selbstlosigkeit. :clap:


    Hier muss man wieder sagen,Betrunkene und kleine Kinder.Der hatte nicht nur Euch als Schutzengel.


    Habt Ihr denn alles verdaut?Ist nicht so leicht life dabei zu sein.


    LG

    …ich bin nicht die Signatur,ich putz hier nur! :wischen:  :besen1:

  • #3

    Man Rüdiger,


    da hat er ja noch Glück gehabt das ihr so schnell vor Ort gewesen seid.


    Ich will jetzt weiter gar nicht darauf eingehen wie er gekleidet gewesen ist, oder was passiert ist,


    sondern EUCH (eurer Tochter, Carmen und Dir) einen Rat geben:



    sprecht darüber, immer wieder, ob miteinander, mit anderen, vllt sogar mit "Profis",


    denn auch ihr habt einiges zu verarbeiten!!! Wenn nicht jetzt, dann in ein paar Tagen, Wochen oder sogar erst Monaten.



    Glaubt NICHT dass das spurlos an euch vorüber geht




    Passt auf euch auf und bleibt gesund

    Gruß Klaus :atblue:


    Das Geheimnis des Glücks ist Freiheit; das Geheimnis der Freiheit ist Mut ... (Thukydides, griechischer Geschichtsschreiber, 5. Jahrhundert v. Chr.)

  • #4

    Klaus S und VerenAT21


    Vielen lieben Dank für eure Worte. Ihr habt beide Recht, deswegen dachte ich mir auch, dass ich durch das Niederschreiben hier, im Nachgang besser mit der Situation umgehen kann. Gemerkt hatte ich das bereits nach dem die "Sani`s" eintraffen. Die Anspannung meinerseits viel etwas ab und ich begann leicht zu zittern. Meine Nacht war demzufolge auch etwas kürzer als normal, da ich ab 05.00 Uhr nicht mehr schlafen konnte.


    Ich denke auch, dass darüber reden helfen wird.


    Vor ein Paar Jahren hatte wir hier vor unserer Haustür einen schweren Autounfall mit Todesfolge, bei dem wir auch die ersten am Unfallort waren. Das zu verarbeiten hatte damals tatsächlich mehrere Wochen gedauert.


    lg

    Rüdiger

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  • #5

    Total richtig und wichtig dass ihr da direkt hin seid, geholfen habt und direkt die Rettung verständigt habt.

    Und ja, wenn's tatsächlich Alk war, immer Scheiß-Idee. Egal ob Moped, Auto, Bagger, etc, 0,0 und fertig.

  • #6

    Ob der Alkoholgeruch (mit dem verbundenen, möglichen Alkohol im Blut) ursächlich dafür war, wird nicht zu ermitteln sein.


    Was ich sagen kann ist, dort kommen immer wieder Rehe zur Überquerung der Landstrasse aus dem Dickicht. Vor ein Paar Wochen ist genau das auch Carmen und mir auf eine Rückfahrt aus der Eifel an der selben Position passiert. Wenige Kilometer davor fuhr ich noch ordentlich zügig und dachte aber vor dieser Stelle noch, drossel das Tempo, wer weiß, vielleicht hüpft mal wieder was auf die Straße - was auch passierte. Ich war nüchtern und nicht all zu schnell und konnte durch max. Verzögerung und hartes Ausweichmanöver die Kollision soeben verhindern.


    Unser Unfallopfer stammelte zu Beginn auch etwas von "Tier auf der Straße". Möglicherweise war es auch so. Er hatte nur nicht mein Glück und der Rest (Bekleidung, Alk. und Geschwindigkeit) waren sicher nicht auf meinem damaligen Niveau. So schnell kann was passieren. Leider!


    lg

    Rüdiger

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  • #7

    Lieber Rüdiger, liebe Carmen


    Danke für eure selbstlose Tat!

    Auch wenn das alles immer als selbstverständlich angesehen wird, ist es das nicht.


    Danke

    Jürgen

    Manchmal

    sind es nur ein paar Zeilen die uns den Tag verschönern

    Warme Worte für den ganzen Tag

    Ein kleiner Gruß von ganzem Herzen ❤

    Und zwischen den Zeilen ist ein Zauber verborgen, der aus Wolken Zuckerwatte und aus Sorgen Pusteblumen macht.

  • #8

    Wenns mal von ersthelferwilligen noch mehr gebe :/

    Das habt ihr, du, prima gemacht :thumbup: Ich hätte nicht anders gehandelt


    Und nicht alles was nach Trunkenheit aussieht, ist eine Trunkenheit.

    Das steht dann in der Zeitung nach einer Blutprobe

    Dinge kommen zurück und sind wieder in. Ich kann es kaum erwarten bis Moral, Respekt und Intelligenz wieder im Trend sind :happy-smileyflower: :teasing-tease:

    Der Kluge ärgert sich über die Dummheiten, der Weise belächelt sie

    Einmal editiert, zuletzt von Wildhog ()

  • #9

    hoffi69: Chapeau, für Eure Schnelle und beherzte Hilfe am Unfallort.

    Da zeigt sich ganz deutlich, wie wichtig es ist, seine erste Hilfe Kenntnisse und Fertigkeiten immer wieder mal aufzufrischen. Ist für Viele ja eher mit der „Pflichtteilnahme“ in der Fahrschule abgehakt und gerät in Vergessenheit.


    Grüße aus dem wilden Süden,

    Allgeier72

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