Alles anzeigenaus reiner Neugierde habe ich heute eine Probefahrt mit dem aktuellen Alpenkönig die Suzuki V Strom DE 800 gemacht. Vorher bin ich extra mit meiner SD 04 kurvenreiche enge holprige Strecke und auch lange gutausgebaute Kurvenradien gefahren.
Am Ende war ich von dem Motorrad total beeindruckt. Mir ist jetzt wirklich klar, warum solch ein Motorrad nun Alpenkönig wurde.
Was ich noch immer nicht verstehe ist das mir die Suzuki Motormäßig viel stärker vorkommt trotz 11 PS weniger und 224 ccm. Auch drehmoment von 78 zu 95 klar weniger. Sie hat gefühlt überall mehr Druck mindestens 20 PS stärker. Als ich das dem Händler nach der Probefahrt sagte meinte er ich soll doch mal mit Modus A Statt wie ich mit B gefahren bin . Also, nochmal und siehe anscheinend kommen noch mehr Power zutage. Das Motorrad wiegt fahrfertig 231 kg, meine SD 04 mit Schaltgetriebe 234 kg allerdings noch Hauptständer mit Sturzbügeln und Topcase. Das Motorrad ist sehr handlich zu fahren gefühlt 30kg weniger. Eigentlich ist alles besser als an meiner SD 04. Die Bremsen , Handlichkeit, Sehr spurstabil kein aufschaukeln gautschen trotz langer Federwege.
Den einzigen Nachteil den ich gefunden habe ist der geringere Windschutz. Aber es gibt dafür auch eine höhere Scheibe. Den Ton finde ich sehr gut und sehr angenehm leise. Man gewöhnt sich sehr schnell an das Motorrad und alles ist einfach und leicht zu fahren. Nach kurzer Eingewöhnung war ich besonders im Kurvenkarussell und auch auf der Landstraße mit langgezogenen Kurven schneller unterwegs als mit meiner eigenen Maschine mit der ich über 119200 km gefahren bin.
Was mir bisher bei keiner Probefahrt passiert ist. Ich mußte mich erst einmal wieder mich auf meine eigene Maschine umgewöhnen.
Klar 2016 habe ich mir die SD 04 gekauft als sie neu herauskam. Vorher bin ich BMW GS 1250 ,Triumph Tiger 800, KTM 1290 Super Adventure Probegefahren. Bei der Afrika Twin habe ich gesagt das ist sie und habe sie gekauft. Aber das sich die Motorradtechnik nochmals nach 7 Jahren so positiv verbessert hätte ich nie gedacht. Und das selbst bei einer Maschine die leistungsmäßig auch mit 775 zu 999 ccm auf dem Papier total unterlegen sein sollte.
Auch klar, die Vorjahressiegerin Ducati Multistrada V4 mit 170 PS hat sich auch geschlagen geben müssen.
Also , macht mal ne Probefahrt. Auf Eure Meinungen wäre ich sehr gespannt.
Schöne Grüße aus dem
sonnigen Baden
Bernhard
Ausnahmsweise zitiere ich hier einmal Deinen kompletten Beitrag, Gotteskind.
Du sprichst mir aus der Seele. Genau diese Erfahrungen habe ich auch gemacht - sowohl mit der SD06 als auch mit der Suzuki 800 DE. Im Januar 2019 habe ich mir eine 2017er SD06 in Tricolor als Tageszulassung ohne Kilometer für genau 10.990 € gekauft: Die 1100er wartete schon und die 1000er mussten weg! Ich fand die SD06 sehr in Ordnung, sie hatte zwar nicht annähernd den gewaltigen Antritt meiner Suzuki DL 1000 V-Strom von ganz unten heraus, brauchte mit 4,5 L/100 km aber auch zwei Liter weniger. Auf Schotterstrecken in den Alpen stellte ich mich mit der AT gleich viel geschickter an als mit der 1000er V-Strom, dem großen Vorderrad, dem breiten Lenker und dem weich einsetzenden, elastischen Motordrehmoment sei Dank. Untenrum wirkte der Motor jetzt nicht gerade schwächlich, die Pferdchen versammelten sich aber erst bei höheren Drehzahlen vollständig. Verkauft habe ich sie bereits nach nur einem Jahr mit lediglich 7500 Kilometern. Hauptgrund war ihre Verbautheit die mir als Selbstschrauber ziemlich die Laune verdorben hat und ganz einfach das an einer hochwertigen Neumaschine bestehende Risiko, bei riskanten Geländeausflügen immense Kosten für Verkleidungsteile einkalkulieren zu müssen. An anderer Stelle hier in diesem Forum bin ich seitenlang auf meine Beweggründe eingegangen. In den Folgejahren wurde ich glücklich mit betagten, aber sehr gut erhaltenen gebrauchten Einzylindern, zuerst einer Suzuki Freewind, danach mit einer Yamaha XT660Z. Gerade letztere war ein unglaublich guter Kompromiss zwischen Gelände- und Langstreckentauglichkeit. Dazu ein Traum für jeden Selbstschrauber und hervorragend verarbeitet. Ich besaß sie insgesamt drei Jahre und hätte auch gerne meinen Lebensabend mit ihr verbringen wollen, wäre da nicht der Getriebeschaden während meines Urlaubs in Südfrankreich passiert: Ein finanzieller Totalschaden bei Kilomterstand 70.000. Instandsetzungskosten mindestens 2000 €. Ich habe sie als Defekt verkauft und wollte mit der Motorradfahrerei eigentlich ganz aufhören, da mir eine finanzierbare Nachfolgerin die ihren Talenten gleich kommen könnte nicht in Reichweite schien.
Ende September berichtete mir mein Sohn, er ist 1,95m groß, dass er eine Sitzprobe auf der aktuellen Suzuki V-Strom 800 DE gemacht hat und diese wirklich für ihn groß genug sei. So etwas ist bei ihm selten der Fall. Da auch ich auf eine passende Ergonomie angewiesen bin (bisher hatte mir eigentlich die SD06 mit ATA-Sitzbank und tieferliegenden Fußrasten am besten gepasst), wollte ich die Suzuki auch mal kennen lernen - und wurde vom Verkaufspersonal gleich zu einem Probefahrttermin genötigt. Darauf einzugehen war ein kostspieliger Fehler...
Kurz: Ich habe sie gekauft. Meine Eindrücke von diesem Motorrad während der Probefahrt ließen mir keine andere Wahl. Obwohl sie mich optisch nicht gerade überwältigt hat ist sie fahrdynamisch das Beste was ich je bewegt habe. Und ich besaß (und fuhr) schon viele gute Motorräder... siehe Youtube.com@enduroreisen.
Tatsächlich hat sie trotz nur 776 ccm einen gewaltigen Bumms von unten heraus, die CRF 1000 wirkte dagegen geradezu langweilig. Das Ansprechverhalten des Motors ist einfach überwältigend. Es klingt übertrieben, aber wenn man diese Erfahrung in Verbindung mit dieser spielerischen Beherrschbarkeit des überaus wendigen Fahrwerks jemals erlebt hat will man sie nicht mehr hergeben. Mein Unglück war dass der Händler wenige Tage später anrief um mir mitzuteilen, dass er Dank einer im Oktober beginnenden Abverkaufsaktion einen enormen Preisnachlass anbieten könne: 10.600 € inkl. aller Nebenkosten. Tageszulassung, null Kilometer. Praktisch also zu identischen Konditionen wie 2019 meine SD06!
Die 1000 Kilometer bis zur Erstinspektion hatte ich in einer Woche zusammen. Außer den vielen Vorzügen der 800er DE (Drehmoment, Ansprechverhalten, Laufruhe, leiser Auspuff, unglaubliche Wendigkeit bei voller Autobahnstabilität, ihre schiere Größe und der reisetaugliche Sitzkomfort, das voll einstellbare Fahrwerk mit 220mm vorne und hinten, den tollen Quickshifter, die 20 Liter Tankinhalt, das Display, die logische und übersichtliche Bedienung, nicht zuletzt die Bremsen die echt reinhauen, und und, und...) - kenne ich inzwischen auch noch die Schwachstellen:
- Die Endübersetzung ist mir zu kurz. Den sechsten Gang kann man schon bei Tempo 80 einlegen, unter günstigen Bedingungen noch eher. Ab Tempo 100 suche ich schon den nächsten der natürlich nicht existiert. Die Drehzahlen auf der Autobahn finde ich sehr unangemessen, der Motor dreht zu hoch und hat dabei nicht viel zu leisten. Dagegen ist die Übersetzung der SD06 (oder der Ténéré/Freewind/1000er V-Strom) einfach nur gelungen. Abhilfe schafft das passdende Kettenrad der Suzuki GSX 800S mit 47 Zähnen, das der 800er V-Strom hat 50. Werde ich im Frühjahr austesten.
- Das Originalzubehör ist abartig teuer. Aber das ist AT-Besitzern auch nicht unbekannt.
- Der Spritkonsum lag schon während der behutsamen Einfahrzeit mit 4,5 L/100 km recht hoch, könnte jetzt im Normalbetrieb auf 5 Liter steigen. Das wäre mehr als die SD06 gebraucht hat. Ich hoffe dass die geplante Verlängerung der Endübersetzung hier Auswirkung zeigt.
Schon interessant, wie sehr sich unsere Eindrücke im direkten Vergleich der CRF 1000 und der 800er V-Strom gleichen!