Elebest C750 Review: Smartphonebildschirm fürs Motorrad
Das Elebest C750 ist kein Navi, sondern ein Motorrad-Display fürs Smartphone. Es wird drahtlos oder per USB-Kabel mit dem Smartphone gekoppelt. Die Idee dahinter ist, dass auf dem Smartphone die Software läuft, während es sicher in einer Tasche verstaut ist, und dass Elebest C750 ist die Schnittstelle zum Fahrer. Die gleiche Technik ist in gängigen PKW bereits seit 5 Jahren erhältlich. Die Verfahren heißen Android Auto und Apple Carplay. Hier werden Bild und Ton vom Smartphone ans Display übertragen, und die Touchbedienung ans Smartphone zurück.
Außerdem unterstützt das Elebest Apple Airplay, das ist aber nur ein geteilter Bildschirm wie am TV für iPhone-Besitzer. Einen Android-Bildschirm kann man über Umwege ebenfalls teilen, z.B. mit der Android-Third Party-App AAAD (kostenlos) und dann mit dem dort verfügbaren Mirrorlink Plus (kostenlos). Da beides ohne Steuerungsmöglichkeit ist, nützt es in der Praxis wenig bis nichts, außer die Sozia möchte ihre Serie auf der Autobahnetappe gucken.
Das hat Vorteile gegenüber dem Smartphone in einer Halterung: Man kann jederzeit andere Dinge mit dem Smartphone tun (Fotos machen), man braucht sich nicht um eine Halterung zu kümmern (schnell über 100 Euro), und das Smartphone geht nicht kaputt. Gegenüber einem zweiten Smartphone ist der Vorteil, dass man sich nicht um die Synchronisation zweier Geräte und über eine zusätzliche Datenverbindung kümmern muss, plus ebenso die Halterung. Eine Lademöglichkeit am Lenker hat gerne Probleme mit Feuchtigkeit oder Überhitzung, mit dem Elebast kann man das Handy im Tankrucksack laden lassen, oder auch nur alle paar Stunden in einer Pause mit einer Powerbank oder gar im Restaurant mit Netzteil. Das Elebest selbst hat keinen Akku. Im Elebest-Karton bekommt man das Gerät selbst, das mit 7 Zoll richtig groß ist, aber leichter als es aussieht. Das Elebest ist 195 mm breit und mit Halterung 138 mm hoch. Hier ein iPhone SE zum Größenvergleich.
Am Gerät ist ein MicroSD-Slot für den integrierten Medienplayer (Spielerei) und ein Mini-USB-Port, für den ein OTG-Adapter beiliegt. Damit lässt sich ein Smartphone per USB koppeln und gleichzeitig laden, ich glaube aber nicht, dass dort genug Ladeleistung rauskommt, denn ins Elebest gehen nur 5V und 1,5A rein. Stichwort Energie, es ist eine Aktivhalterung dabei, die sich per wasserdichtem Stecker mit einem 12V-Spannungswandler zum Festeinbau, einem 12V-Zigarettenanzünder oder mit einem USB-Kabel verbinden lässt. Um die Halterung am Motorrad zu befestigen gibt's den üblichen 40x30 mm Rechteck-zu-RAM-Mount Kugelkopf mit 2 Bügelhaltern für Lenker mit 22 oder 28 mm. Weil das Gerät so groß ist, empfiehlt sich ein Einbau über dem Tacho direkt hinter der Scheibe. Das Elebest hält im Halter aber nur dann, wenn es von hinten mit einer dünnen Sicherungsschraube arretiert wird. Das macht das Einsetzen hinter der Scheibe umständlich, weil es dafür weggeschwenkt werden muss - oder man entfernt den Halter gleich mit, dann muss man aber das Kabel lösen. Eine Montage im Hochformat ist mit diesem Halter nicht vorgesehen, und ich traue sie ihm mechanisch auch nicht zu. Das macht aber nichts, denn die Auto-Apps sind ja für Autos gedacht, und die Autos haben nunmal fest eingebaute, sehr breite Bildschirme.
Es liegt noch eine knappe Anleitung bei, und das war's dann schon. Ein wichtiger Hinweis aus der Anleitung ist, dass das Elebest keinen Akku hat. Das ist grundsätzlich sinnvoll, denn das Elebest hat ja keine Software, man kann also nichts am Gerät machen, was man nicht auch am Smartphone machen könnte, und wenn man nicht am Motorrad ist, gibt es keinen Grund, das Elebest zu bedienen - außer vielleicht für Testzwecke. So spart man sich das zusätzliche Gewicht des Akkus und die Ladeverluste. Schließt man das Elebest an Zündplus geht es also aus, wenn man die Zündung aus schalten. Und bei Motorstart durch Absacken der Bordspannung geht es ebenfalls aus und dann gleich wieder an. Das ist schade, weil es ca. 40 Sekunden dauert, bis es wieder gestartet hat, mit dem Handy gekoppelt ist und bereit zur weiteren Navigation ist. Ein probeweise in die Zuleitung eingeschleifte USB-Powerbank änderte daran leider nichts. Man muss sich aber keine Sorgen um die Elebest-Software machen, wenn man ihr einfach den Strom abdreht, die ist genau dafür gemacht. Auch die Android-Apps auf dem Smartphone gehen damit cool um.
Software fürs Elebest gibt's logischerweise keine, denn dafür ist ja das Smartphone zuständig. Nach dem Einschalten hat man die Wahl, was man koppeln möchte, ein paar Grundeinstellungen, hier ist die Bildschirmhelligkeit und Lautstärke am wichtigsten, oder den Medienplayer. Natürlich kann man ein Bluetooth Headset koppeln, denn Android Auto übernimmt vom Handy normalerweise auch immer den Ton. Ohne gekoppeltes Headset plärrt der Ton aus dem Lautsprecher im Elebest heraus. Man kann leider nicht auf Handylautsprecher, Kopfhöhrerbuchse oder eine andere Tonausgabequelle umschalten. Die Lautstärke lässt sich auch nur im Stammmenü des Elebest ändern, wenn man keine Regelung am Headset hat. Das ist mit Bluetooth Kopfhörern unpraktisch.
Der Touchscreen erlaubt die Steuerung mit Handschuhen, auch wenn sie nicht explizit Touchscreen-tauglich sind. Es geht aber einfacher, wenn die Handschuhe dünner sind. Ich habe es mit diesem Handschuhen getestet Multi-Touch wird nicht unterstützt - immer nur ein Finger aufm Bildschirm, bitte.
Test Elebest C750 mit Android Auto
Ich besitze nur ein Android Smartphone, daher möchte ich euch meine Erfahrungen damit schildern. Der erste Eindruck ist vielversprechend. Einschalten, Android Auto wählen, Handy koppeln, bestätigen und es funktioniert einfach Technisch ist es so gelöst, dass die Geräte sich per Bluetooth gegenseitig miteinander vertraut machen, und dann öffnet das Elebest ein WLAN, in das sich das Handy einbucht. Das heißt auch, dass das Handy dann nicht mehr in einem anderen WLAN sein kann, was unterwegs aber nur in Sonderfällen relevant sein dürfte, z.B. wenn man einen Mobile Hotspot verwendet. Ist das Smartphone gekoppelt, kann man auf dem Elebest die App auswählen, die man starten möchte. Starte man eine Android Auto-taugliche App direkt am Smartphone, öffnet sie sich auch auf dem Elebest. Auf dem Elebest kann man im Splitscreen eine große Navi-App einblenden und 1-2 kleinere Medienplayer, z.B. Podcast und Musik.
In der Praxis geht das überraschend nahtlos. Kaum ist das Elebest gestartet und gekoppelt geht's direkt los. All meine Podcasts und meine Musik sind da, und in Google Maps kann ich einwandfrei navigieren.
Google Maps
Wer es noch nicht kennt, die App ist auf ungefähr jedem Smartphone installiert. Es lassen sich beliebig viele Karten offline runterladen. Die Live-Verkehrsdaten sind die besten der Welt - die Ankunftszeit ist beängstigend präzise, selbst zur Rush Hour im Ruhrgebiet, wenn eigentlich überall Stau ist, und es werden oft gute Stauvermeidungen empfohlen. Außerdem sind die meisten Sperrungen aller Navi-Apps eingetragen, und die Suchfunktion ist die beste der Welt: Nach drei Buchstaben weiß das Ding meistens schon, wo ich hin will, es gibt Kategorien, es werden auch Kontakte im Telefonbuch berücksichtigt, und es warnt mich, wenn ich ein Geschäft anfahren möchte, aber außerhalb seiner Öffnungszeiten ankommen würde bzw. knapp vor Ladenschluss. Leider ist es eine Autonavi-Software, die nichts über Kurvenstrecken, Streckensperrungen, Passknackerpunkte usw. weiß. Also schnappe ich mir diverse Navi-Apps für Android.
Weitere Apps
Die größte Enttäuschung vorneweg: Die beliebte Kurviger-App (in allen Versionen) ist nicht für Android Auto geeignet. Wenn man sie am Smartphone startet, passiert am Elebest gar nichts. Man könnte sie sich bestenfalls über Mirrorlink anzeigen lassen, aber bedienen kann man sie dann weiterhin nur am Smartphone. Das Gleiche gilt für Calimoto, und auch für die Cruiser-App vom früheren Entwickler der Kurviger Android App. Vielleicht kommt das in künftigen Versionen, aktuell laufen die Apps nur auf dem Smartphone selbst. Es müssen also andere Apps her.
OSMand
Es drei verschiedene Versionen von OSMand. Das kostenlose OSMand und das kostenpflichte OSMand+ aus dem Google Play Store, und das kostenlose OSMand~ aus dem kostenlosen F-Droid App Store (Third Party-App). Und der Knaller: OSMand~ kann das Gleiche wie OSMand+, also auch beliebig viele Kartendownloads. Aber leider kann OSMand~ kein Android Auto, OSMand und OSMand+ aber schon. Im Folgenden nenne ich alle Varianten einfach OSMand. OSMand nutzt wie der Name schon sagt die Open Street Map-Karten, die in den meisten Gegenden der Welt das beste, aktuellste und detaillierteste Kartenmaterial überhaupt sind. OSMand kann hunderte und Tausende von POI ("Favoriten") importieren, ohne ins Schwitzen zu kommen. OSMand kann Routen online schnell berechnen, oder offline, dabei kommt das Smartphone aber gern ins Schwitzen. Lieder kann OSMand nicht die Kartenansicht während der Navigation gekippt ("in 3D") darstellen, so dass man etwas weniger Übersicht als auf anderen Apps hat. Dafür bietet sich normalerweise das Hochformat besonders an - was aber mit Android Auto nicht geht. Es gibt einen Annäherungsalarm für Favoriten und Wegpunkte, was mich als Passknacker freut. Ist das Smartphone mit dem Display gekoppelt, lässt sich OSMand auch am Smartphone noch bedienen - das ist auch nötig für alles was über einfachste Eingaben hinausgeht.
Grafik OSMand im Fullscreen
Grafik OSMand im Splitscreen