Endlich mal dran!
Wer mich kennt, weiß, dass in den letzten Jahren Vieles bei mir alles Andere als glücklich gelaufen ist. Der Zufall wollte es, dass nun eine Wende kommt - an die ich schon nicht mehr geglaubt hatte....
Ich möchte Euch berichten von meinem neuen, großen Glück, das am vergangenen Samstag Einzug gehalten hat - in Form einer Honda Afrika Twin Adventure Sports!
Seit die "neue" AT damals auf den Markt kam, hatte ich immer dieses "haben will" Gefühl. Aber damals realistisch betrachtet, würde dieser Bock ewig außer Reichweite bleiben.... Denn bis der Preis fällt, braucht es Jahre und dann gibt es meist nur Exemplare mit hoher Laufleistung... Zudem sind solche Bikes ab einer gewissen Untergrenze recht wertstabil. Und so hab ich mir zwar die Finger lecken dürfen, habe aber den Gedanken verworfen, irgendwann so ein Mopped mein Eigen nennen zu dürfen....
Nun, es kam anders. Sie ist nun hier in meiner Garage. Ich kann es gar nicht glauben.... Gut angelegtes Erbe
Aber von beginnen wir am Anfang, als klar wurde, dass ich sie mir holen werde....
Zunächst mal die Angst, dass ich da gar nicht drauf passe. Ich habe zwar auch eine LC4 mit 94 cm Sitzhöhe gefahren, aber die war nun mal deutlich leichter - und die Sitzbank nicht mal halb so breit. Das macht eine Menge aus. Leider musste ich schnell feststellen, dass die "normale" (und leichtere Version) der Afrika Twin (AT) aus der Wahl fällt, denn die ist nochmal höher als die Adventure Sports (AS)...
Habe dann die AS probe gesessen und jaaaaa, es passt wunderbar! Nur das Auf- und Absteigen mit meinen rheumageplagten Knochen ist je nachdem wie der Bock steht, ein kleines Abenteuer. Aber das juckt mich nicht....
Gekauft habe ich sie bei Oeler in der verbotenen Stadt. Super nettes, unkompliziertes Team dort. Sie wurde auch eher auslieferungsfertig als zugesichert, was mich an meinem freien Wochenende natürlich seeeehr gefreut hat.
Also, Samstag abgeholt, direkt los gedüst. Ich hatte etwas Bammel, dass ich nach 1,5 Jahren Motorradpause (nur neulich zwei kleine Runden mit dem Mopped meines Bruders, also einer vertrauten FZS1000, gedreht) auf einem völlig unbekannten Motorrad wie ein Fahranfänger da vom Hof eiere (ja, ich hatte auf eine Probefahrt verzichtet! Was soll schon sein bei einem großvolumigen Zweizylinder mit 102 PS und 112 NM Drehmoment? Da muss ich nix fahren...der Rest ist Gewöhnung, dachte ich, hehe)......
Nun, überraschender Weise bin ich ganz normal los gefahren. So normal, als wäre ich nie was Anderes gefahren (okay, das ist jetzt ein bissl übertrieben, aber es war gleich dieses "angekommen" Gefühl).... Man thront wieder schön hoch und hat Überblick in allen Lagen. Im Stand komme ich mit beiden Fußflächen auf den Boden. Sie lässt sich wirklich sehr leicht um die Ecken zirkeln, auch bei geringer Geschwindigkeit, und wirkt dabei nicht so kippelig wie z.B. meine alte FZS..... Da braucht man nicht tippeln beim Drehen im kleinen Wendekreis, man FÄHRT einfach eng herum. Null Problemo....
Auf der Straße bleibt die Handlichkeit erhalten. Satt wie auf Schienen fährt sie sich um mittelweite und weite Kurven, handlich lässt sie sich um die Engeren drücken.
Zugegeben, man muss auf dem Bock etwas mehr "arbeiten". Ich mag das. Man fährt eben Motorrad! Der höhere Schwerpunkt (immer verglichen meiner alten FZS, die ja an sich auch schon ein echt tolles Motorrad war) verlangt eben mehr Einsatz. Aber das ist keineswegs unangenehm. Und man sitzt so unnormal bequem! Es ist alles entspannt! Nacken, Arme, Knie! Der Sitz ist etwas straff, aber nicht unangenehm. ...
Der Motor hält was er verspricht. Es gibt gut Druck über ein recht breites Drehzahlband. Gutmütig brummt er relativ leise vor sich hin. Die Vibrationen sind gut zu spüren, aber nicht so unangenehm, wie zB bei einem Einzylinder.
So habe ich bereits über 400km abgespult. Natürlich recht piano, ist ja alles neu und wird gut eingefahren. Warm fahren ist sowieso nötig und der Mechaniker meinte "ganz normal fahren, nicht übertreiben" - nicht mehr wie früher beim Einfahren. Also eigentlich alles meinem Fahrstil entsprechend. Entspannt.
Vollgepackt mit allerhand elektronischem Schnickschnack ist sie. Dinge, auf die ich gern verzichten könnte, aber auch durchaus nützliche Features. Ich muss aber gestehen, dass ich mich damit noch überhaupt gar nicht auseinander setzen wollte. Also Mapping in den "Tour" Modus versetzt (offroad wird dieses Motorrad leider von mir nie bewegt werden) und fahren, fahren, fahren.....
Am Ende kam ein Verbrauch von unglaublichen 4,17 Litern raus. Mischbetrieb. Gut, bei moderater Fahrweise. Vermutlich wird es sich bei knapp unter 5 Litern /100km einpendeln.... Geil!
Gestern Abend gab es auch direkt eine kleine Regendusche. Also alles schon mit gemacht Ich fass mal zusammen - völlig subjektiv (die wenigen negativen Aspekte fallen bislang echt nicht ins Gewicht):
PLUS:
- Dauergrinsen und gute Laune
- Kräftiger, gutmütiger Motor - Für`s Gewicht ein super Handling - man merkt es nur beim Rangieren etwas
- geringer Verbrauch
- saugeile Optik
- Bequeme, hohe Sitzposition
MINUS:
- Hoch gezogenes Heck, was das Auf- und Absteigen erschwert, wenn man etwas eingeschränkt ist
- Relativ schlechtes Licht (Dunkelfahrt erledigt - gute Sichtbarkeit, aber schlechte Sicht)
- Bedienknöpfe teils unvorteilhaft angebracht (Finger landet eher auf der Hupe als auf dem Blinker)
- fehlender Hauptständer (kann nachgerüstet werden)
Alles in allem ein wirklich tolles Motorrad! Ich bereue nichts, im Gegenteil - ich hab wieder so ein Gefühl, was ich lang nicht mehr hatte! Nämlich, dass ich einfach nur weiter und weiter fahren möchte und es total egal ist, ob man dabei nass wird oder nicht.....
Ich bin über all die Jahre immer mit gleichbleibender Passion Motorrad gefahren - dachte ich. Scheinbar hatte es doch etwas nach gelassen, denn wie sonst konnte das jetzt wieder gesteigert werden? Schade, dass der Urlaub noch so weit weg ist.....
Seit 2003 nun erstmal wieder sowas wie GLÜCKLICH