Das erinnert mich an den Film American Beauty, wo die Film-Mutter Ihrer Tochter ihre schlimme Kindheit mit den Worten schilderte: "Dir geht es viel besser als mir! Ich musste noch in einer Doppelhaushälfte aufwachsen..."
Zurück zur e-Mobilität: Wir sind heute in einer Diskussion, wo viele der Meinung sind, dass es so nicht weiter gehen kann. Was hat uns dahin geführt? Mein Opa (Baujahr circa 1890) hat in seinem Leben keinen Führerschein (und kein Auto) gehabt. Mein Vater (Baujahr 1931) hat nach dem Krieg reichlich, meist gebrauchte Autos, durchgeschleust. Ich, Baujahr 1964, habe ebenfalls etliche Autos gehabt. Wenn man es genau nimmt, haben bei mir in der Familie gerade mal 2 Generationen gereicht um an den Punkt "heute" zu kommen.
Das wird bei vielen so ähnlich aussehen. So lange gibt es Autos (und Motorräder) geschichtlich gesehen noch nicht. Und als Massen-Phänomen vielleicht seit 60-70 Jahren. Das ist nichts! Vor allem nicht, wenn unsere Kinder und weitere folgende Generationen auch noch was von den Ressourcen haben wollen.
Der Verbrennungsmotor ist eine aussterbende Gattung. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob es noch 10, 20 oder auch 50 Jahre weiter funktioniert. Einer der Gründe ist meiner Meinung nach gar nicht, dass es zu wenig Ressourcen dafür gibt oder dass es zu dreckig ist. Es ist als Konzept einfach veraltet. Benzin-Motoren wurden in einer Zeit entwickelt, als Mechanik der letzte Schrei war. Stellt Euch mal vor, ein Computer oder ein Handy würde nur mit Mechanik funktionieren. Das wäre in der Tat lachhaft! Ausgerechnet unsere Mobilität basiert im Kern auf einer Erfindung des 19. Jahrhunderts?! Über jede andere Technik, die so altbacken ist, würden wir uns normal furchtbar aufregen, aber ausgerechnet bei unserer Mobilität akzeptieren wir das? Welche Art von Gehirnwäsche haben wir eigentlich hinter uns, dass das funktioniert?! Welche Schwierigkeiten das mit sich bringt lernen wir gerade. Der krampfhafte Versuch, diese uralte Technik zeitgemäß zu halten, führt zu Diesel-Skandal u.ä.. Was ich an unserer Automobil-Industrie nicht verstehe: warum hat man nicht wesentlich früher und konsequenter auf zeitgemäßere Alternativen gesetzt? Die Ansätze waren in den 70ern durchaus da. Man hat das nur fallen gelassen, weil man dachte, das könne ewig so weiter gehen.
So kann man seine Vorreiter-Rolle auch verspielen...
Wenn ich mir heute so einen Verbrennungsmotor anschaue hat das ja nichts mehr mit der charmanten Technik zu tun, die ich aus meiner Jugend kenne. Das ist ein hochkomplexes System, was nur mit Mühe den immer größeren Anforderungen gerecht wird. Wirklich Sinn macht das meines Erachtens nur in ein paar Oldtimern, vielleicht noch bei ein paar Sportwagen (aber auch da sehe ich inzwischen mehr Performance bei anderen Antrieben) und Liebhaber-Fahrzeugen wie Motorrädern.
Wie lange das noch gut geht? Die Erfordernisse werden auch hier immer größer. Euro 5 führte zu großen Anstrengungen. Das haben sie vielleicht noch hinbekommen (wobei sich einige Mopeds schon reichlich kastriert anhören). In ein paar Jahren reden wir über Euro 12 und was dann?
Wenn wir schon darüber nachdenken, dass Einzelhäuser keinen Sinn machen, was sollen wir dann noch mit Motorrädern mit Verbrennungsmotor?
Man kann die Leute, die darüber nachdenken ja Spassverderber nennen. Diktatur ist noch mal ganz was anderes. Man muss diejenigen ja nicht wählen, aber sobald sie Mehrheitsfähig sind, werden wir mit Ihren Ideen leben müssen. Und wenn wir als Gesellschaft beschließen, dass Einfamilienhäuser (oder Verbrennungsmotoren) keine gute Idee mehr sind, dann ist das eben so. Es gibt schließlich auch gute Argumente dafür es abzuschaffen oder einzuschränken...
Vielleicht sind wir die letzte Generation, die so unbeschwert mit dem Thema umgehen durfte. Etwas ähnliches habe ich vor 10 Jahren bei Autos auch gesagt...und ich finde schon, dass sich die Zeiten dramatisch geändert haben. "Freies fahren für freie Bürger" sah früher auf jeden Fall anders aus...
Ich für meinen Fall erfreue mich an der archaischen Mechanik, wo es Spass macht (Motorrad, Cabrio) und wo es mir nicht mehr zeitgemäß erscheint (vor allem auf Strecke und im Alltag) verbanne ich es nach und nach. Je nachdem, welche Alternative sich da bietet.
Bei uns im Ort fährt seit ein paar Wochen ein neuer Audi A6 herum. Eigentlich ein grundsolides Fahrzeug. Dem Jungen haben sie aber ein Soundmodul eingebaut, was ihn nach startender Rakete anhören lässt. Früher hätte ich so was ja lustig gefunden. Inzwischen kann ich nur den Kopf schütteln! Ein e-Auto, was eine Beschleunigung wie eine Rakete hat und dabei geräuschlos ist, beeindruckt mich viel mehr!