T7 World Ride: da komme ich ins grübeln..

  • #61

    Heute Probefahrt mit der T7 world raid gehabt. War die erste T7 überhaupt, denn der 16 Liter Tank der Normalversion erstickte mein Interesse an dem Modell schon im Ansatz.

    Ich bin total enttäuscht wieder abgestiegen. Obwohl ich schon drei Ténéré´s in Besitz hatte und wirklich positiv voreingenommen bin. Aber der Reihe nach:

    1. Durch den Doppeltank ist aus der World Raid ein breites Ungetüm geworden, weg ist die spielerische Anmutung welche gegenüber den zur Normalität gewordenen Riesenschiffen so vorteilhaft erschien. Wenn man da drauf Platz nimmt erwartet man mindestens 100 PS oder ebenso viele Newtonmeter. Aber...

    2. Der Motor kann dem nicht annähernd gerecht werden. Ein kreuzbraves Mittelklasseaggregat mit der Performance einer 650er V-Strom oder einer 700er Deauville/Transalp. OK, er funktioniert, hat ein breites nutzbares Drehzahlband und wahrscheinlich kann man mit ihm mehr als dreimal um die ganze Welt fahren, aber er ist sooo langweilig! Kein Punch, kein Adrenalin. Von der Kraft einer CRF 1000 (hatte ich) oder gar einer 1000er V-Strom (hatte ich auch) meilenweit entfernt...

    3. Das aufwändige Fahrwerk, immerhin mit 230/220 mm Federweg ausgestattet, kann seine theoretischen Vorzüge nicht ausspielen. Total überdämpft, jede kleine Bodenwelle schlägt durch bis unter die Schädeldecke. War der Vorführer tatsächlich soo falsch eingestellt? Dazu reicht schon die kleinste Bewegung um die Maschine zum Pendeln anzuregen. Deshalb der ungewöhnliche Lenkungsdämpfer? Da stimmt doch etwas ganz gewaltig nicht mit der Fahrwerksgeometrie...

    Wenn ich hingegen an meine CRF 1000 denke: optimaler Federungskomfort im Gelände bei absoluter Stabilität im Hochgeschwindigkeitsbereich. Ein klasse Fahrwerk, das beste meiner zahlreichen Motorräder überhaupt.

    4. Die Fußrasten der T7 sind viel zu hoch, trotz 89 cm Sitzbankhöhe ein unwürdiger Kniewinkel. Das würde ich nicht lange aushalten auf einem "World Raid"!

    5. Der Preis. Mehr als 13.000 € für ein Mittelklassemotorrad! Eine ähnliche Performance bekomme ich auch in Form einer 650er V-Strom gebraucht in gutem Zustand ab 2500 €. Und die hat neben einem spurtstarken, verbrauchsarmen V2-Einspritzer noch einen 22 Liter Tank - so ganz nebenbei, ohne damit groß hausieren zu gehen wie die T7WR mit ihren 23 Litern.

    Aber ich mache hier keine Werbung für die V-Strom. Vielmehr will ich aufzeigen, welche Macht inzwischen die Medien erlangt haben, dass ein von ihnen gehyptes Motorrad einen solchen Verkaufserfolg erzielen konnte. Damit meine ich die ganze Baureihe der Tenere 700. Und die Kunden scheinen dann Mondpreise auch für ein Allerweltsmotorrad zu akzeptieren.

    Nach dieser Probefahrt bin ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht mit meinem Einzylinder wieder von Dannen gezogen.

    Der Oggersheimer
    Aktuell nur noch die Suzuki V-Strom 800 DE.

    Zuvor XT660Z Ténéré, CRF 1000, XRV 750, zwei XT 600Z ("Ur-Ténéré), drei SR 500, drei XJ 900, zwei KLR 650, zwei Pegaso 650, KLX 250, ST 1100 Pan European, FJ 1200, zwei VFR 750, vier(!) XF 650 Freewind, DL 650 und DL 1000 V-Strom, VN 900, CX 500, zwei 125er (Madass, Fox), 100er Hercules, zwei Garelli 50 Mokick Cross, Motobécane Mofa Moby 50, Yamaha Blaster 200 (Quad), Suzuki LT 80 (Quad) und eine verunfallte 100er Adler in Teilen...

  • #62

    Reisender

    genau so ist's. Der Hype wird über Youtube u. Co. gepusht bis zum Gehnichtmehr, trifft den Fan solcher Grundkonzepte voll ins Herz. Aber die 5min Ääktschen-Videos welche tagelang von Vollpro's mit Servicetruck und 5000 Ersatzteilen und 5 Ersatzmopeds gedreht werden sind halt im Nullkommaprozentbereich relevant für's "normale" Motorradleben.

    Wie's früher beim Mediamarkt hieß: lasst euch nicht verarschen, vor allem nicht beim Preis ;)


    Es gibt (fast) nur noch gute Mopeds. Aber die kochen auch alle nur mit Wasser. Geht m.M.n. eher darum das für einem selbst richtige Modell zu finden. Und sich drauf einzustellen. Für mich ist das aktuell die 2020er ATAS SD09 seit 30.000km, für den Anderen die grade bestellte T7 die dann noch mit allem was der Markt hergibt gepimpt wird bevor sie das erste Mal auf die (asphaltierte deutsche Bundes-) Straße rollt.

  • #63

    Das mit dem Motor kann ich bestätigen: war bei meiner Probefahrt bei der normalen T700 echt enttäuscht! Kein richtiger Punch, kein fesselnder Sound. Deshalb wurde es auch die ATAS.

  • #64

    Ich hab die World Raid auch probegefahren und hab genau die gleichen Punkte auch festgestellt. Mir tat nach 20 Minuten schon Rücken und Hintern weh. Die niedrige Sitzbank ergibt nur für Kleingewachsene evtl. eine gute Sitzposition. Vom Fahrwerk war ich auch sehr enttäuscht, ständig Schläge in Kreuz und Hände, da war die T700 Rallye (da ist die hohe Sitzbank gut, sonst alles auch unnötig gegenüber der normalen T700) mit dem normalen Fahrwerk viel viel besser, die ich früher mal auf der gleichen Strecke gefahren hatte.

    Der Tank mit den zwei Tankstutzen, einfach nur unnötig, häßlich und viel zu breit. Was für Angeber. Ob da mit Lenkungsdämpfer ein Tankrucksack draufpaßt?

    Hab dann eine Woche später für eine Freundin eine XRV 750 Bj 91 für 2000 Euro gekauft und fahr die jetzt sehr gerne auch nebenbei mit. 550km in den Alpen gehen bis 400km ohne Hinternschmerzen, dann muß man schon mal bissl im Stehen fahren. Aber halt erst nach 400km, und die alte Dame hat schon 72'km gelaufen (also die XRV, nicht die Freundin).

    Die World Raid ist hauptsächlich für die italienische Eisdiele gut finde ich. Für nen World Raid würd ich was anderes nehmen.


    Für die normale T7 gibt es einen 23l Acerbis Tank, aber auch mit den 16l sollten knapp 400km drin sein, wenn man ruhig fährt.


    Die Desert X finde ich optisch sehr gelungen, mal Probefahren.

    Einmal editiert, zuletzt von RD03joe ()

  • #65

    Meine normale T700 schafft so ca. 380km. Ich mag meine, das mit dem grösseren Tank zum austauschen hatt ich ja eh erwähnt. Fazit meinerseits, ich bleib bei meiner T700 mit Akra😁 aber egal wie, bitte bedenkt das mit dem Punch…das ist und war auch nie die Intention. Mit nem Punch kannste dich im Gelände höchstens eingraben…

  • #66

    Denken ??? Was ist das :love: :/ :saint:

    Dinge kommen zurück und sind wieder in. Ich kann es kaum erwarten bis Moral, Respekt und Intelligenz wieder im Trend sind :happy-smileyflower: :teasing-tease:

    Der Kluge ärgert sich über die Dummheiten, der Weise belächelt sie

  • #68

    Ich bin aber deiner Meinung ,


    man sollte schon mit anderen Motorrädern des gleichen Typs und Hubraumklasse vergleichen.

    Ändert aber nix an deren Entscheidung , zu klein, zu wenig, zu doppelt, zu hoch etc.

    Für die einen ein No-go, für die anderen das Nonplus Ultra

    Also ,... auf zur HD PanAm :) 152PS - 128Nm aus nem V-Motor, das muss dann doch passen :/

    Dinge kommen zurück und sind wieder in. Ich kann es kaum erwarten bis Moral, Respekt und Intelligenz wieder im Trend sind :happy-smileyflower: :teasing-tease:

    Der Kluge ärgert sich über die Dummheiten, der Weise belächelt sie

  • #69

    Da stimme ich mit Dir total überein. Ich habe übersehen, wie leicht mein Kommentar missverstanden werden kann, keineswegs singe ich das Hohelied der Leistungsexplosion unter den Reise - "Enduros". Als Ende der achziger Jahre die Yamaha XTZ 750 Superténéré vorgestellt wurde klagten viele Redakteure vom Fach über diese unnötige Demonstration schierer Gewalt und fragten sich, wo denn dieses Wettrüsten im Gelände überhaupt hinführen solle? Mittlerweile ist das ja geklärt: KTM 1290 Adventure, 160 PS. Habe ich da noch etwas übersehen, bietet jemand mehr?

    Als ich auf der T7WR Platz nahm, vergaß ich auch an eine "Enduro" im klassischen Sinn zu denken. Das war für mich ein Reisedampfer, mit dem man tunlichst auf der Straße bleiben sollte. Der enorm breite Tank ist völlig exponiert und müsste für Geländeabenteuer nochmals durch ausladende Stahlbügel geschützt werden - wobei wir dann bei der Fahrzeugbreite eines 3er BMW angelangt wären...

    Ich habe mich köstlich darüber amüsiert als mir mein Nachbar, stolzer Besitzer einer KTM 1190 Adventure mit 150 PS, das aktuelle "Ready-to-Race" Promotionsvideo per Mail zukommen ließ: unter Todesverachtung steuerte der Stuntman das KTM Dickschiff größtenteils auf dem Hinterrad durch den ausgetrockneten marokkanischen Wadi. Das ganze untermalt von euphorisierender, hämmernder Begleitmusik. Was bin ich doch für ein Held dass ich solch eine Granate in der Garage stehen habe!

    Im Gegensatz zu meinem Nachbarn, der den Weg aus der Garage nur zum Wahrnehmen der HU- und Jahresinspektionstermine findet habe ich in den letzten Jahren einiges an Geländeerfahrung hinzugewonnen - wenn auch auf dem bescheidenen Niveau eines 67-jährigen. Befeuert durch die Ambitionen meines Münchner Freundes und Motorradkollegen wagten wir uns seit den gemeinsamen Italientouren ab 2014 immer weiter vor in unwegsames Gelände. In Folge dessen wurden unsere Motorräder auch immer leichter und geländetauglicher. Während er schon im Enstadium in Form einer Husqvarna 701 Enduro angelangt ist (75 PS, 144 kg) verteidige ich mit meiner XT 660 Z immerhin noch die Reiseendurofraktion welche nicht mit dem Anhänger anreisen will. Aber mit meinen 211 kg + 15 kg Anbauteile kann ich ihm natürlich längst nicht mehr überall hin folgen. Das liegt aber keinesfalls an den "lediglich" 48 PS, die mich auch auf der Straße stets zufrieden stellen.

    Es ist ein himmelweiter Unterschied ob ein Hubraum von ca. 650 ccm auf einen oder zwei Zylinder verteilt wird. Weiß man einen Eintopf richtig zu bedienen, ist er einfach ein Genuß - da löst jeder einzelne Schlag des Kolbens herrliche Gefühle aus. Aber wie gesagt - einen Einzylinder muss man fahren können. Der Käufer meiner Freewind, vormals Besitzer einer GSX 1200, konnte es nicht. Ein Zweizylinder ist natürlich viel einfacher zu beherrschen, da ist die passende Drehzahl nicht ganz so wichtig, irgendwie ist immer genug Drehmoment vorhanden und er hackt auch nicht gleich im falschen Gang auf der Kurbelwelle herum. Dafür bleiben aber bei vielen Zwei- oder gar Multizylindermotoren die Emotionen auf der Strecke. Bei der T7 habe ich das als ganz besonders gravierend empfunden: geringes Drehmoment, nirgendwo einen adrenalingenerierenden Bereich, von unten bis oben ein mir eher unangenehmes, vibrierendes "Brummen" statt des satten Schlags den Einzylindermotoren bieten können (keine GS 650!), wenn zugegebenmaßen auch nur in einem engen Drehzahlbereich.

    Zweizylinder die ich trotzdem gerne mag, aus eigener Erfahrung:

    1. CRF 1000: Ein Supermotor, besitzt als V2 - Imitator einen herrlichen Punch, sparsam noch dazu.

    2. DL 1000 V-Strom, alte Version ohne ABS: ein unheimlicher Antritt, keinerlei nervige Vibrationen aber ein totaler Säufer

    3. DL 650 V-Strom, alte Version ohne ABS: erinnert unten im Drehzahlband an einen kernigen V2 und oben an einen kultivierten Vierzylinder, Leistung halt im Rahmen seiner Möglichkeiten. Schlägt in Punkto Begeisterungsvermögen den CP2 der T7 um Längen. Und ist mit 4,5 L/100km fast genauso sparsam.

    Der Oggersheimer
    Aktuell nur noch die Suzuki V-Strom 800 DE.

    Zuvor XT660Z Ténéré, CRF 1000, XRV 750, zwei XT 600Z ("Ur-Ténéré), drei SR 500, drei XJ 900, zwei KLR 650, zwei Pegaso 650, KLX 250, ST 1100 Pan European, FJ 1200, zwei VFR 750, vier(!) XF 650 Freewind, DL 650 und DL 1000 V-Strom, VN 900, CX 500, zwei 125er (Madass, Fox), 100er Hercules, zwei Garelli 50 Mokick Cross, Motobécane Mofa Moby 50, Yamaha Blaster 200 (Quad), Suzuki LT 80 (Quad) und eine verunfallte 100er Adler in Teilen...

  • Hey,

    dir scheint die Diskussion zu gefallen, aber du bist nicht angemeldet.

    Wenn du ein Konto eröffnest merken wir uns deinen Lesefortschritt und bringen dich dorthin zurück. Zudem können wir dich per E-Mail über neue Beiträge informieren. Dadurch verpasst du nichts mehr.


    Jetzt anmelden!